Ein grüner Pfeil zum Rechtsabbiegen nur für Radfahrer - das wird in Darmstadt ab sofort getestet. Das Konzept soll dabei helfen, den Radverkehr in der Wissenschaftsstadt...
DARMSTADT. An drei Kreuzungen in Darmstadt hängt ab sofort ein neues Verkehrsschild: Ein grüner Rechtsabbiegerpfeil. Für Autofahrer gibt es ihn schon länger (in der DDR seit 1978), aber für die Radfahrer ist es ein neues Schild "und eine gute Möglichkeit, den Fahrradverkehr attraktiver und flüssiger zu machen", sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch, als er die Schilder am Mittwoch enthüllte.
Das Forschungsprojekt läuft an 50 Kreuzungen in neun deutschen Städten, darunter Großstädte wie München und Köln. Aber auch kleinere, ausgesprochene "Fahrradstädte" wie Münster sind dabei. "Ich will zwar nicht sagen, dass Darmstadt schon dazu zählt, aber auch wir beteiligen uns - und dies als einzige Stadt in Hessen", so Partsch. Das Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen läuft über ein Jahr und startete am Mittwoch bundesweit.
In Darmstadt sind die neuen Grünpfeile in der Holzhofallee Ecke Groß-Gerauer Weg angebracht, an der Kreuzung Grafenstraße (Nord) Ecke Bleichstraße und an der Heinheimer Straße Ecke Rhönring. Alle drei Kreuzungen sind Verkehrsknotenpunkte, die von Fahrradfahrern stark frequentiert werden. Außerdem gibt es an den drei Stellen Möglichkeiten, Kameras zu installieren, die Verkehrsbewegungen über bestimmte Zeiträume aufzeichnen. Das ist für Anfang Mai geplant. Anschließend sollen die Videoaufnahmen ausgewertet werden. Sollte sich die Maßnahme als sinnvoll erweisen, könnte 2020 die Straßenverkehrsordnung geändert werden, die den Pfeil in allen Städten ermöglicht. Falls nicht, wird das Projekt vorher abgebrochen.
"Stets den Schutz für Fußgänger und Radfahrer im Auge"
Das Vorhaben ist ganz im Sinne der Initiative Radentscheid Darmstadt, die in ihrem Forderungskatalog schon lange für den Fahrradpfeil wirbt, "er war schon vor unserer Gründung im Herbst 2017 in der Welt", so Radentscheid-Sprecher David Grünewald. "Auch durch unsere Initiative und dank regelmäßiger Treffen mit den Stadtverordneten ist er nun in Darmstadt vorläufig installiert." Das sei zwar ein kleiner Schritt, er setze aber neben anderen Erfolgen wie der Spuränderung in der Rheinstraße oder Poller zum Schutz von Rad- und Gehwegen "positive Zeichen". Zudem sei der finanzielle Aufwand überschaubar, so Grünewald, "ein Schild kostet um die hundert Euro, die Änderung einer ganzen Ampelanlage ist ungleich teurer".
Bei der Präsentation des Pfeils am Rhönring wurde deutlich, dass hier nicht nur die Auto- und Fahrradfahrer miteinander in Konflikt kommen können. Denn Fußgänger, die von der Heinheimer Straße aus bei Grün über den Rhönring gehen, müssen von rechtsabbiegenden Radlern berücksichtigt werden. "Attraktivität und mehr Sicherheit sollen zusammenkommen, in Darmstadt haben wir schon leidvolle Erfahrungen machen müssen", meinte Oberbürgermeister Partsch. Der Grünpfeil bedeute nicht, einfach durchbrausen zu können, sondern verlange im Rahmen der Verkehrsordnung, kurz anzuhalten und zu schauen.
"Wir haben stets den Schutz für Fußgänger und Radfahrer im Auge, das klappt in der Regel auch sehr gut", sagte Radentscheid-Sprecher Grünewald. Die vorherrschenden Verkehrsverhältnisse, basierend auf Konzepten der 70er-Jahre, die den Autofahrer in den Fokus gestellt hatten, müssten jedoch neu überdacht werden. "Der Radverkehr ist gewachsen und schneller geworden, darauf müssen die neuen Planungen Rücksicht nehmen", so Stephan Voeth vom Radentscheid.