Hund im heißen Auto gefangen: Wie verhalte ich mich richtig?

Im Sommer kann der Aufenthalt in einem Auto für Hunde zur Todesfalle werden.

Hohe Temperaturen im Auto schaden Hunden extrem. Potenzielle Retter müssen sich durch medizinische und rechtliche Verwirrung kämpfen.

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Darmstadt. „Es bricht mir das Herz.“ So erging es einer Darmstädterin, als sie kürzlich beobachtete, dass ein Hundebesitzer seinen Vierbeiner trotz sommerlicher Temperaturen im Auto eingesperrt hatte. Obwohl Halter damit das Leben ihres Tieres und eine Anzeige wegen Tierwohlgefährdung riskieren, „taucht das Thema jährlich mit Beginn der heißen Jahreszeit auf“, gibt Kathy Rosenberger vom Polizeipräsidium Südhessen Auskunft. Aber wie verhält man sich als unbeteiligter Passant in einem solchen Szenario richtig?

Aufgeheizte Autos können für Hunde zur Todesfalle werden

Bei direkter Sonneneinstrahlung kann sich die Temperaturkurve in einem Auto nach nur wenigen Minuten auf bis zu 35 °C schwingen. Anders als Menschen haben Hunde nur an den Pfoten Schweißdrüsen“, erklärt der Darmstädter Tierarzt Dr. Robert Weiße. „Ihre Körpertemperatur regulieren sie durchs Hecheln. Das funktioniert nur, wenn es einigermaßen kühl ist.“ So kann es innerhalb weniger Minuten zum Kreislaufkollaps und zum Tod durch Überhitzung kommen. Die einzige Lösung für Hundebesitzer ist es, ihre Vierbeiner mitzunehmen oder Zuhause zu lassen.

Wie erkennt man nun, ob ein Hund von einem Hitzschlag bedroht ist? Tierärztin Allana Kasperczyk aus Darmstadt gibt einen Hinweis: „Wenn man die Situation einige Minuten beobachtet und selbst dabei in der Sonne anfängt zu schwitzen, ist dies ein guter Maßstab, dass man handeln sollte.“ Ansonsten können sich Laien an folgende Symptome halten: Starkes Hecheln gilt als erstes Zeichen für eine drohende Überhitzung, besonders wenn der Speichelfluss fehlt. Manche Tiere werden unruhig und bellen. Des Weiteren kann es zu Krämpfen, Erbrechen und Durchfall kommen. Darauf folgt ein Stadium der Schläfrigkeit. Regt der Hund sich nicht, wenn man an die Scheibe des Wagens klopft, ist es allerhöchste Zeit, zu handeln.

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Die richtigen Schritte zur Hunderettung

Bevor man selbst zum Vorschlaghammer greift, um die Scheibe einzuschlagen, muss man alle weiteren Möglichkeiten ausschöpfen. Erster Schritt: Nach dem Eigentümer suchen. Schwebt der Hund bereits in Lebensgefahr, kann man sich damit natürlich nicht allzu lange aufhalten. Im Wohngebiet sollte man trotzdem klingeln und im Supermarkt den Besitzer ausrufen lassen. Im hiesigen Fall ließ sich der Halter nirgends finden.

Der nächste Schritt wäre der Anruf bei einer Behörde oder bei der Feuerwehr. Im konkreten Fall rief die Darmstädterin beim Ordnungsamt an. Die Mitarbeiter befreiten den Hund aus dem Wagen und brachten ihn zum Darmstädter Tierschutzverein. Sowohl Feuerwehr als auch Polizei und das Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz sind zuständig. Letztere sind unter der Telefonnummer 06151-134370 erreichbar. Denn „sofern hoheitliche Hilfe rechtzeitig erlangt werden kann, schließt dies Maßnahmen in Eigeninitiative von Bürgerinnen und Bürger aus“, stellt Kathy Rosenberger von der Pressestelle der Polizei fest.

Darf man die Scheibe einschlagen, wenn die Behörden nicht erreichbar sind oder nicht rechtzeitig vor Ort sein können? „Einzelfallabhängig“, gibt Rosenberger an. Auf dem Presseportal von „news aktuell“ sagt der Rechtsanwalt Marcus Minger: „Schwebt das Tier in Lebensgefahr, müssen Sie weder befürchten, sich strafrechtlich wegen vorsätzlicher Sachbeschädigung strafbar gemacht zu haben, noch zivilrechtlich den Schaden am Auto ersetzen müssen.“ Wer auf Nummer sicher gehen will, wartet lieber auf die Einsatzkräfte. Im Idealfall klärt man jegliches Vorgehen mit der Polizei ab. Ist das nicht möglich, können Fotos als Beweise und Passanten als Zeugen dienen. Schäden am fremden Auto solle man so gering wie möglich halten, sagt Klaus Honold, Pressesprecher der Stadt Darmstadt.

Erste Hilfe für Hunde

Bei der Aktion gilt es darüber hinaus, den Eigenschutz zu beachten. Ein leidender Hund kann panisch oder aggressiv reagieren. Deshalb heißt es, ruhig bleiben. Nach Möglichkeit schützt man Arme und Hände mit einem Handtuch oder einer Jacke. Zeigt der Hund Drohreaktionen wie Knurren oder Zähnefletschen, überlässt man die Rettung lieber den Einsatzkräften.

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Im Falle eines Hitzschlags ähnelt Erste Hilfe für Hunde der für Menschen. Die oberste Devise lautet: kühlen, was das Zeug hält. Zuerst bringt man das Tier in den Schatten. Feuchte Tücher oder Eis verschaffen den Tieren Kühlung. Ist der Hund bei Bewusstsein und in der Lage, kontrolliert zu schlucken, bietet man Wasser an, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Im Falle der Bewusstlosigkeit ist es ratsam, den Hund in eine stabile Seitenlage zu bringen. Nach einer Erststabilisation gehört der Hund so schnell wie möglich ins Tierheim oder zum nächsten Tierarzt.