Hängepartie um das Römer-Eck in Darmstadts Innenstadt
Nach dem Auszug des Henschel-Outlets aus dem früheren Bekleidungsgeschäft Römer zeichnet sich kein Fortgang für die Weiterentwicklung dieser Lage an der Ernst-Ludwig-Straße ab. Bereits im März vergangenen Jahres hatten der Investor und von ihm beauftragte Architekten die Pläne für das Römer-Eck im städtischen Gestaltungsbeirat vorgestellt.
Von Frank Horneff
Lokalredakteur Darmstadt
Das ehemalige Bekleidungshaus Römer steht leer. Die künftige Verwendung der Liegenschaft ist offen. Foto: Guido Schiek
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DARMSTADT - Nach dem jetzt erfolgten Auszug des Henschel-Outlets aus dem früheren Bekleidungsgeschäft Römer zeichnet sich kein Fortgang für die Weiterentwicklung dieser prominenten Lage an der Ernst-Ludwig-Straße ab.
Zwischen dem Hamburger Investor, seinen Architekten und dem Stadtplanungsamt gibt es offensichtlich keinen Kontakt: "Leider müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Entwicklung des Standorts eher zögerlich angegangen wird", heißt es vom städtischen Sprecher Klaus Honold.
Bereits im März vergangenen Jahres hatten der Investor und von ihm beauftragte Architekten die Pläne für das Römer-Eck im städtischen Gestaltungsbeirat vorgestellt. Das unabhängige Gremium regte eine Überarbeitung der Pläne an und wünschte sich danach eine erneute Präsentation im Beirat. "Dieses Verfahren ist üblich und bei mehreren Großprojekten der Innenstadt mit sehr positiven Ergebnissen erprobt", heißt es dazu von der Stadt.
==Kommentar: Weit weg==
Von Frank Horneff
Warum der Hamburger Investor seit der Präsentation seiner Pläne für das Römer-Eck im städtischen Gestaltungsbeirat vor gut einem Jahr offensichtlich abgetaucht ist, bleibt ein Rätsel. Ein Rätsel für die Verantwortlichen im Stadtplanungsamt, die nach städtischer Darstellung vergeblich den Kontakt zum Investor suchen, ein Rätsel für das City-Marketing - und ein Rätsel für die interessierte Öffentlichkeit, für die sich das ECHO nach einer Anfrage beim Projektentwickler eine Abfuhr holte.
Der Investor aus Hamburg wirbt auf seiner Homepage mit "hanseatischen Tugenden", schreibt dort von "Zielstrebig. Ehrlich. Zuverlässig. Fair". All das beweist er beim Innenstadt-Projekt in Darmstadt bislang nicht. Zielstrebig war der Investor allerhöchstens am Anfang der Planungen, ehrlich ist es nicht, sich nach vorsichtiger Kritik an den Planungen nicht mehr zu melden, Zuverlässigkeit sieht anders aus - und Fairness auch. Bei einem regionalen Investor hätte es einen fast einjährigen Planungsstillstand wohl nicht gegeben.
Aber Hamburg ist weit weg. Damit rückt vermutlich auch die Neuentwicklung des prominent gelegenen Römer-Ecks in weite Ferne. Handhabe der in Darmstadt Verantwortlichen: Keine. Es droht nach dem Saladin-Desaster ein weiteres, trauriges Kapitel für die Darmstädter Innenstadt.
frank.horneff@vrm.de
==Sechs Jahrzehnte Mode==
Auf einem Trümmergrundstück am Weißen Turm gründeten Johann und Frieda Dressler am 1. September 1952 das Modehaus Römer, benannt nach dem ersten Geschäftsführer, Karl Römer. 1977 übernahmen Rudolf und Brigitte Dressler das Geschäft.
Am 31. Dezember 2016 wurde das Bekleidungshaus nach fast 65 Jahren geschlossen. Im März 2017 stellte Architekt Christian Heine im Auftrag des Hamburger Immobilienentwickler Matrix dem städtischen Gestaltungsbeirat den Entwurf für einen Neubau vor. Nach skeptischen Äußerungen von Beiratsmitgliedern zu den Neubauplänen wartet die Stadt auf eine Reaktion des Investors.
Allerdings: "Seit der Vorstellung im Gestaltungsbeirat hat sich der Bauherr nicht mehr im Stadtplanungsamt gemeldet, umgekehrt hat das Stadtplanungsamt regelmäßig den Kontakt gesucht, um Neues über den Sachstand zu erfahren, das war jedoch vergeblich", so der städtische Sprecher.
Vergeblich waren auch die Bemühungen des ECHOs, Neues zur Zukunft des Römer-Ecks zu erfahren: "Zum aktuellen Stand unserer Projektentwicklung können wir derzeitig keine Angaben machen", heißt es aus dem Sekretariat der "Matrix Immobilien GmbH" aus Hamburg unterkühlt.
Die Stadt bekräftigt weiter ihr "hohes Interesse" an der Neuentwicklung des Einzelhandelsstandorts, "da eine qualitätvolle Gestaltung in der unmittelbaren Nachbarschaft von Weißem Turm und Henschel-Kaufhaus die untere Ernst-Ludwig-Straße deutlich aufwerten würde", so die städtische Einschätzung.
Umso größer die Verwunderung bei der Stadt über die anhaltende Funkstille. "Gründe für die Zurückhaltung des Bauherrn und der Architekten sind für uns nicht ersichtlich", sagt Stadt-Sprecher Honold. Allerdings sehe die Stadt auch nicht die Möglichkeit, einen Bauherrn zu mehr Engagement zu bewegen.
Dass die Weiterentwicklung des Römer-Ecks stockt, bekümmert auch Dr. Moritz Koch. Koch ist seit Sommer vergangenen Jahres Vorsitzender im Verein Citymarketing und seit 2006 Geschäftsführer und Mitinhaber des Kaufhauses Henschel. Er vermutet, "dass da im Hintergrund durchaus gearbeitet" werde - zumal der Investor nach Einschätzung von Darmstadts City-Managerin Anke Jansen "atemberaubend losgelegt" hatte: Im Dezember 2016 wurde die Schließung des Traditionshauses Römer bekannt, im März 2017 schon waren die Pläne Thema im Gestaltungsbeirat - doch seither herrscht Schweigen.
Schon machen sich Befürchtungen unter Darmstädter Einzelhändlern breit, dass dem Römer-Eck widerfahren könnte, was dieser Tage aus dem hessischen Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) zu vernehmen ist. Auch dort hatte ein Investor aus Koblenz für ein großes Innenstadt-Projekt mehrere Fristen verstreichen lassen und sich bei den Verantwortlichen der Stadt nicht wieder gemeldet.
Auf der Internet-Seite des Hamburger Investors, der Innenstadt-Entwicklungen etwa in Kiel und Hamburg, aber auch im baden-württembergischen Waiblingen umgesetzt hat, ist von einem Projekt in Darmstadt aktuell nichts zu lesen. Auch nicht von einem noch im März vergangenen Jahres bei der Präsentation in Darmstadt angekündigten "Magnetmieter", der das komplette Haus übernehmen wolle.
Und so bleibt neben des trotz alledem vorsichtigen Optimismus der City-Marketing-Verantwortlichen um Moritz Koch und Anke Jansen derzeit nur der Hinweis aus der Stadtverwaltung, der alle berechtigten Fragen nach der Zukunft des Filetstücks in Darmstadts Innenstadt weiter offen- und aufhorchen lässt: "Das Baurecht sieht keinen Bauzwang vor."