Die Sanierung im Inneren des De-La-Fosse-Baus des Darmstädter Schlosses geht zügig voran. Dort wird es künftig mehr Platz für TU-Mitarbeiter durch neue Ebenen geben.
DARMSTADT. Stück für Stück zieht das Gerüst ums Residenzschloss herum. Wo es verschwunden ist, präsentiert sich Darmstadts baulicher Mittelpunkt nun in zartem Gelb - dank des Putzes aus Köpperner Sand. Und bald wird auch das Hessenwappen auf der Südseite wieder frisch vergoldet Richtung Marktplatz strahlen. Es geht also voran auf der überall sichtbaren Baustelle mitten in der Stadt. Zumindest einigermaßen, schränkt Manfred Efinger ein. "Wir leiden unter dem Fachkräftemangel, der sich bei den Baufirmen immer mehr bemerkbar macht", sagt der TU-Kanzler.
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Doch zu den guten Nachrichten. Im Inneren des De-La-Fosse-Baus aus dem 18. Jahrhundert, unbeobachtet von den Stadtbesuchern, geht es deutlich sichtbar und zügig voran. Dort, wo vor Jahren tonnenweise Bücher in den Regalen der Universitäts- und Landesbibliothek standen, riecht es angenehm nach Holz - dem Material also, das hauptsächlich beim Innenausbau des De-La-Fosse-Baus verwendet wird. Denn die drei rund sechs Meter hohen, ehemaligen Magazingeschosse gehören inzwischen der Vergangenheit an.
Arbeiter entfernen 400 Tonnen Stahl
Nachdem 400 Tonnen Stahl aus den drei Magazinräumen im dritten Stock entfernt wurden, ziehen die Zimmermänner nach dem "Haus-in-Haus-Prinzip" neue Zwischenebenen ein. "So gewinnen wir im dritten Obergeschoss neue Flächen für Büros und für die Fachbereiche", sagt Heiko Feuchter von der Bauabteilung der TU.
Mit seiner Kollegin Anette Hochberg erklärt er, wie aus einem zwei Geschosse werden und den Verwaltungsmitarbeitern in dieser Ebene bald rund 400 Quadratmeter mehr Fläche zur Verfügung stehen. Insgesamt werden es rund 1400 Quadratmeter in allen drei Magazinebenen sein. Die Büros sind zu den Fassaden hin ausgerichtet und bekommen Tageslicht. Das Tragwerk, so Feuchter, wird "bestandsschonend" an den vorhandenen Stahlbetonträgern, sogenannten Balkenschuhen, verankert und greift dadurch nicht in die historischen Außenmauern ein. Die Holzbauteile werden von der darüber liegenden Decke abgehängt - so, wie einst auch die Magazinregale der Universitäts- und Landesbibliothek, die tausende Bücher fassten.
Die vorgefertigten Bauteile werden über einen Außen-Aufzug, der im Glockenbauhof aufgestellt ist, "just in time", wie Feuchter sagt, nach oben transportiert. Dort nimmt Zimmermeister Anton Braun mit seinem Team von der Firma Laumann aus Ortenberg die Brettschichtholz-Elemente von einem Rollentisch, der mitten auf die Baustelle läuft. Dann werden die Holzteile eingehoben und mit Sprießen abgestützt. "So ziehen wir Stück für Stück die neue Ebene ein", sagt Hochberg.
Sie schwärmt auch von der Handwerkskunst an den bereits fertig restaurierten, fast raumhohen Sprossenfenstern, durch die trotz des trüben Wetters viel Licht in die Räume fällt. Da die Fenster durch keine Tür passten, wurden sie in einer eigens für die Arbeiten eingerichteten Werkstatt im Schloss saniert. Wenn alles weiter läuft wie geplant, sind die ehemaligen Magazingeschosse Ende 2019 fertig saniert, dann ziehen dort die Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftler ein. Wohin man auch tritt, überall sieht man Alt und Neu dicht beieinander. "Wir bauen immer an mehreren Stellen gleichzeitig", sagt Feuchter. So auch in den Fluren, wo das Parkett und die giftigen PAK-Kleber entfernt werden, bevor der Holzboden wieder neu verlegt wird. Auch Kanal- und Haustechnik, Roh- und Kellerausbau laufen parallel nebeneinander.
Ein tolles Bild hat man derzeit im Treppenhaus, das direkt über dem Künstlerkeller liegt. Alle Zwischendecken sind entfernt, sodass die Seitentüren auf drei Etagen im Mauerwerk zu sehen sind. "Sie hängen quasi im Nichts", sagt Hochberg. Ein gläserner Aufzug wird in dem künftigen Verwaltungstrakt nach oben schweben, die historischen Mauern im Blick. Präsident, Kanzler und Dezernate werden dort einziehen und dem jetzigen Domizil im Karo 5 wohl kaum hinterhertrauern.