Gut zwei Jahre nach der Partsch-Ankündigung, 10.000 Einheiten zu schaffen, steht der Zähler bei über 7.000
Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) hat Ende 2015 in einem ECHO-Interview eine viel beachtete Ankündigung gemacht: "Ziel muss sein, bis 2020 rund 10.000 neue Wohnungen in Darmstadt zu bauen." Rund zwei Jahre sind seither vergangen, gut 21 Monate sind es noch bis zum Beginn des Jahres 2020: Zeit für eine Zwischenbilanz, wie weit die Stadt mit ihrer Wohnungsbau-Offensive gekommen ist.
Von Daniel Baczyk
Redaktion Südhessen
Für den Abriss vorbereitet werden derzeit die meisten Verlagsgebäude auf dem ehemaligen ECHO-Gelände in der Holzhofallee. Dort sollen 240 Wohnungen entstehen. Foto: Guido Schiek
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DARMSTADT - Darmstadt ist eine der deutschen "Top-Schwarmstädte". Das erklärte der Geograf Thomas Abraham vom Forschungs- und Beratungsinstitut Empirica (Berlin) Ende Januar bei einem Kongress von Immobilienunternehmern. Der "Schwarm" besteht demnach aus jungen Menschen, die Vertreter ihrer Generation in manchen Städten kaum noch finden und deswegen andere Wohnorte suchen, an denen sich so etwas wie eine Szene mit Kneipen, Clubs, Restaurants und Sportvereinen bilden kann.
"Schwarmverhalten ist selbstverstärkend", stellt Abraham fest. Hochschul-Standorte spielen dabei eine wichtige Rolle. Der Schwarm findet demnach, was er sucht, derzeit vor allem in Leipzig, München, Frankfurt, Heidelberg, Regensburg und Darmstadt - das sind die ersten sechs auf Abrahams Liste (Berlin: Platz 17). In den so beglückten Städten äußert sich das Schwarmverhalten in einem hohen Druck auf den Wohnungsmarkt. Mietsteigerungen und verzweifelte Suche vieler Menschen nach bezahlbarem Wohnraum sind die Folgen.
Aus diesem Grund hat Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) Ende 2015 in einem ECHO-Interview eine viel beachtete Ankündigung gemacht: "Ziel muss sein, bis 2020 rund 10.000 neue Wohnungen in Darmstadt zu bauen." Das Ziel wurde danach von der grün-schwarzen Koalition mehrfach bekräftigt. Rund zwei Jahre sind seither vergangen, gut 21 Monate sind es noch bis zum Beginn des Jahres 2020: Zeit für eine Zwischenbilanz, wie weit die Stadt mit ihrer Wohnungsbau-Offensive gekommen ist.
Auf Anfrage schickt die Bauverwaltung eine Aufstellung der Wohnungsbau-Projekte, die derzeit in Planung, in der Vorbereitung, im Bau oder bereits fertiggestellt sind. Die Zahlen dieser Projekte summieren sich auf 7.175 neue Wohnungen. "An dem Ziel, bis zum Jahr 2020 zehntausend neue Wohnungen zu planen und zu bauen, hält die Wissenschaftsstadt Darmstadt fest", erklärt der Oberbürgermeister. "Und dieses Ziel werden wir erreichen." Die Zahlen zeigten, "dass hier mit Nachdruck teilweise komplexe Vorhaben und Planungsprozesse vorangetrieben werden". Partsch betont auch die 2017 eingeführte Verpflichtung, bei Neubauprojekten 25 Prozent Sozialwohnungen und weitere 20 Prozent Wohnungen für Bezieher mittlerer Einkommen vorzusehen. So werde Wohnungsbau für alle Bevölkerungsschichten sichergestellt.
Wie sehen Darmstädter Immobilienunternehmer die Bemühungen der Stadt? "Man kann klar und deutlich erkennen, dass die Stadt sehr bemüht ist, Wohnraum zu schaffen", erklärt Peter Biskupek von der Investorengruppe "Biskupek Scheinert Moog". Bauträger würden mit ihren Projekten von der Verwaltung gut unterstützt. Die Investorengruppe errichte zurzeit 280 Wohnungen in der Stadt, weitere Flächen würden entwickelt. Die Auflage zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sei angesichts der derzeit hohen Nachfrage kein Hemmnis, sagt Biskupek.
"Entwicklungsprozesse laufen schneller als in der Vergangenheit", sagt Ergün Karakaya, Geschäftsführer von "Iber Immobilien". Die Firma habe derzeit "Einiges in der Pipeline", unter anderem an der Elisabethenstraße. "Der Wohnungsbau ist auf einem guten Weg, es passiert sehr viel." Konstantin Kolb von "Kolb + Partner", derzeit an der Berliner Allee planerisch tätig, bewertet die Lage ähnlich: "Wir sehen den ganz klaren Willen der Stadt, Vorhaben auch umzusetzen." Der Platz in der Stadt sei knapp, doch die Verwaltung leiste "ausgezeichnete Arbeit, die geben Vollgas. Wir erfahren tolle Unterstützung."