Grüße und Genüsse vom Woog

An 52 Ständen bieten die Aussteller bei der „Fein, Design und Genuss“ handgemachte Gaumenfreuden. Foto: Andreas Kelm
© Andreas Kelm

Bei der Premiere der Messe „Fein, Design und Genuss“ in der Orangerie gibt es ausgefallene Produkte aus lokaler Herstellung. Zum Beispiel Kuchen am Stil oder ein Woog-T-Shirt.

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DARMSTADT. Man müsste ... ja, man müsste mal einen hauseigenen Gin herstellen. Oder mit Hanf experimentieren. Oder biologisch korrekte T-Shirts mit Darmstadt-Note produzieren. Oder eine Bio-Alternative zu Haushalts-Plastikfolien erfinden. Wer hat nicht schon mal im Familien- oder Freundeskreis Ideen dieser Art folgenlos ins Blaue hinein geäußert?

Doch zum Glück gibt es Menschen, die nicht rasten noch ruhen, bis sie ihre Vorstellungen in die Realität umgesetzt haben. Einige der dabei entstandenen Produkte wurden am Wochenende auf der in Darmstadt erstmals veranstalteten zweitägigen Verkaufsmesse „Fein, Design und Genuss“ in der Orangerie präsentiert. Auf der Suche nach dem Besonderen, das man nicht in Supermärkten, Drogerie- oder Textilketten findet, umschwirrten die Besucher die 52 Stände der Aussteller, die laut Organisator Lutz Kehden (Griesheim) vorwiegend aus der näheren Region stammen.

Kevin Templar (35) trägt, was er verkauft: ein schwarzes T-Shirt mit der schwungvollen roten Aufschrift „Woog“. Das Bekleidungsstück gibt es auch in anderen Farben und Ausführungen mit unterschiedlichen Schreibweisen des Badegewässers. Ein befreundeter Architekt hat die Schriftbilder entworfen. Templar war Mitglied jener ehemaligen Studenten-WG im Martinsviertel, die seit 2014 ein fair produziertes Texil mit lokalem Bezug, „das nicht peinlich aussieht“, an den Mann und die Frau bringt. Für dieses „Gemeinschaftsding“, wie die Ex-WGler es nennen, interessieren sich vor allem Besucher, die gern im Woog baden oder die ihren auswärts studierenden Kindern oder Enkeln einen textilen Gruß aus der Heimat schicken wollen. Auf dem Stoff ist sogar der Breitengrad des Woogs vermerkt.

Dennis (24), der für Naturkosmetikprodukte wirbt, ist eigentlich Schneidwerkzeugmechaniker – und an der Schläfe üppig tätowiert. Daher weiß er aus Erfahrung, wie wohltuend abschwellend „Tatoo Care“, eine antibakterielle Pflegemischung aus Immortellenhydrolat und Zistrosenwasser, auf frisch bemalte Haut wirkt. Standbesucher dürfen an Seifen schnuppern: Eine duftet sehr hessisch nach Äppelwoi. Ihren Mutterstolz kann Astrid Nestler kaum unterdrücken, wenn sie von ihrer Tochter Marie erzählt, die Bienenwachstücher als Ersatz für Alu- und Frischhaltefolie entwickelt hat. Selbstverständlich benutzt sie diese auch in ihrem eigenen Haushalt, wischt sie nach Gebrauch kalt oder lauwarm ab und kann sie theoretisch ein bis zwei Jahre weiterverwenden. „Und die Verpackung aus Graspapier dient sogar noch als Bilderhalter.“

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Kuchen am Stiel oder Fotos von der Iris

Seit 2014 stellen zwei Mütter aus Arheilgen in ihrer Fertigungsküche „Kuchen mit Stiel“ her, eine Nebenbeschäftigung beim Kindergroßziehen. Jedes Küchlein der „Pollies“ ist ein kleines Kunstwerk und eigentlich viel zu hübsch zum Anbeißen.

Neben Grillsoßen, Fruchtaufstrichen, Esels- und Wildschweinwurst, Wein, Öl und Oliven aus Griechenland entdeckt der Besucher „effect food“ mit Bestandteilen der guten, alten Kulturpflanze Hanf. Fotokaufmann Robert Flachenäcker macht Paaren und Familienmitgliedern, die schon alles haben, den Vorschlag: Wie wär’s mit einer Fotografie von der eigenen Iris? Mit einer besonderen Technik bringt er die Schönheit der Regenbogenhaut zur Geltung.