Darmstadt hat ein neues Technologie- und Gründerzentrum: Die Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar (IHK) und die Stadt als Gesellschafter haben am...
DARMSTADT. Darmstadt hat ein neues Technologie- und Gründerzentrum: Die Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar (IHK) und die Stadt als Gesellschafter haben am Mittwochabend im Beisein des hessischen Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir (Grüne) das Hub 31 offiziell eröffnet.
Im Gebäude des ehemaligen Posttechnischen Zentralamts (PTZ) in der Hilpertstraße 31 können junge Existenzgründer auf rund 3800 Quadratmetern Gesamtfläche erste Gehversuche machen und ihre Ideen ausprobieren. Platz ist für etwa 120 Arbeitsplätze. Auch ohne Werbung seien schon zum Start 40 Prozent der Büroflächen vermietet, berichtete Martin Proba, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Existenzgründer. Das sei mehr als erwartet. Zwölf Interessenten wollten im nächsten Jahr einziehen.
Das Besondere am Hub 31 sei, wie mehrere Redner betonten, dass es hier nicht nur Büroflächen und Platz für Coworking gebe, sondern auch Werkstätten, in denen zum Beispiel Muster, Prototypen oder eine Kleinserie gefertigt werden können.
Das weiß auch Alexander Kroth von „Jotena 3D“ zu schätzen: „Hier kann richtig was passieren.“ Zusammen mit Geschäftsführer Jens Johnen und weiteren drei Mitarbeitern gehört das kleine Start-up, das Präzisions-3D-Scanner entwickelt, zu den ersten sechs Mietern. Von einem 80 Quadratmeter großen Kellerbüro könne man nun auf 800 Quadratmeter umziehen, freute sich Kroth. „Dass es hier einen Fitnessraum gibt und die Möglichkeit, abends auch mal zusammen mit anderen ein Bier zu trinken, ist klasse.“
Firma entstand als Forschungsprojekt
Das Unternehmen hat einen typischen Weg hinter sich, wie Johnen schilderte. Hervorgegangen ist die kleine Truppe aus einem Forschungsprojekt am Fraunhofer-Institut IGD und hat lange Räume in Darmstadt gesucht. „Dabei haben wir auch den Kontakt zur IHK gesucht“, so Johnen. Als die IHK ihre Initiative für Hub 31 gestartet habe, sei das sehr gelegen gekommen.
Auch das vor zwei Jahren in Berlin gestartete Start-up „IoT Venture“ – es entwickelt und vertreibt digitale Lösungen für das schnell wachsende „Internet der Dinge“ (Internet of things/IoT) – startet im Hub 31 in der Digitalstadt Darmstadt mit einem zweiten Standbein. Am Eröffnungsabend präsentierte Geschäftsführer Holger Trautmann mit „It’s my bike“ eine neuartige Lösung für das Suchen und Finden von E-Bikes. Das Geschäftsfeld stehe kurz vor dem Vermarktungsstart, kündigte er an.
Genau solche Beispiele haben die Initiatoren des neuen Gründerzentrums vor Augen. IHK-Präsidentin Prof. Dr. Kristina Sinemus betonte, dass es nicht gewöhnlich sei, wenn eine IHK und eine Stadt eine Gesellschaft für Existenzgründer auf die Beine stellten. Entsprechend hatte es in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung Widerstand von Oppositionsfraktionen an diesem freiwilligen Engagement der Stadt gegeben.
Den Nachwuchs in der Region halten
„Wir müssen eine Umgebung schaffen, dass junge Unternehmen bei uns bleiben und damit Nachwuchs und Produktivität in der Region sichern“, betonte Sinemus den Wert von Hub 31. Kluge Köpfe aus Hochschulen und Forschung in Südhessen zu binden und in die Wirtschaft zu integrieren, bedeute langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ziel sei es, die Region zum Silicon Valley Europas zu machen.
Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) sprach von einem neuen Aushängeschild für die Zukunftsregion. Zwar gehe es Darmstadt wirtschaftlich gut und man sei zum dritten Mal in Folge zur Zukunftsstadt Deutschlands gekürt worden. „Aber gerade wenn es gut läuft, muss man in die Zukunftsfähigkeit investieren“, so Partsch. Auch die Hochschulen und Unternehmen wie Isra Vision, Entega und Merck kümmerten sich neben IHK und der Stadt um Existenzgründer. Das Hub 31 – „ein neues Kraftzentrum zwischen Technologiezentrum Rhein Main im Norden und innovativen Unternehmen wie Alnatura im Süden“ – mache Stadt und Region noch attraktiver für technologieorientierte Gründer.
Für Minister Al-Wazir ist das Hub 31 eine Frischzellenkur für die Wirtschaft. Angesichts der Tatsache, dass infolge der guten Konjunktur die Zahl der Existenzgründer in Hessen zurückgehe, gehe es darum, Wagemutigen den Weg so leicht wie möglich und Mut zur Chancennutzung zu machen.