Der Darmstädter Kinder- und Jugend-Pneumologe Dr. Sebastian Becker weist darauf hin, dass sich im Grundschulalter typischerweise erstmals Symptome zeigen. Stillen senke das Risiko.
DARMSTADT. Die warme Jahreszeit ist da. Endlich können die Kinder wieder nach Herzenslust im Freien tollen. Doch wo es blüht, fliegen Pollen. Das geht schon im Winter mit den früh blühenden Bäumen los, ab dem Frühling folgen die Gräser- und Getreidepollen, später kommen die Kräuter hinzu. Wenn nach einem Aufenthalt auf einer blühenden Blumenwiese, das Kind plötzlich oft niesen muss, seine Nase läuft und seine Augen gerötet sind, sollten Eltern an eine Allergie gegen Pollen denken. Kinder sind immer öfter davon betroffen. Bei jenen, in deren Familie schon Allergien aufgetreten sind, ist die Wahrscheinlichkeit, selbst eine zu entwickeln, besonders groß. Typischerweise zeigen sich im Grundschulalter erstmals solche Symptome.
Der Kinderarzt wird dann die Eltern befragen, wann genau welche Symptome auftreten, und versuchen mithilfe von Allergietests herauszufinden, welche Allergene ursächlich sein könnten. Die Eltern können dafür sorgen, dass ihr Kind möglichst wenig Beschwerden hat. Zwar lässt der Kontakt zum Allergen insbesondere im Freien nicht vermeiden. Aber daheim hilft es, stoßweise zu lüften, dem Kind vor dem Schlafengehen die Haare zu waschen und seine Kleider während der Schlafenszeit nicht im Kinderzimmer zu lassen. Auch sollten die Kleider nicht draußen auf der Leine getrocknet werden.
Leidet das Kind trotzdem unter Allergiesymptomen, kann eine medikamentöse Behandlung notwendig sein. Manche Kinder, die eine Pollenallergie haben, können auch eine Kreuzallergie gegen bestimmte Nahrungsmittel entwickeln. Sie würde sich zum Beispiel durch Kribbeln im Mund bemerkbar machen. Solche sekundären Nahrungsmittelallergien, führen in der Regel nicht zu heftigen allergischen Reaktionen, wie sie bei den primären Nahrungsmittelallergien auf Erdnüsse zu befürchten sind. Die Lebensmittel werden häufig in erhitzter Form ohne Probleme vertragen, was Beschwerden auslöst, sollte aber nicht mehr auf dem Speiseplan stehen. Auch eine Beteiligung der unteren Atemwege in Form eines allergischen Asthmas ist möglich. Betroffene Kinder bekommen Husten, pfeifendes Atemgeräusch und unter Belastung schnell Luftnot.
Heuschnupfen und Entzündung der Augen sollten symptomatisch mit sogenannten Antihistaminika behandelt werden, lokal (als Spray oder Tropfen in Nase oder Augen) oder systemisch als Saft beziehungsweise Tablette. In schwereren Fällen kann zusätzlich die Gabe von Kortison nötig sein. Eine kausale Therapieoption stellt die spezifische Immuntherapie, auch Hypo- oder Desensibilisierung genannt, dar. Dabei soll das Immunsystem des Kindes langsam über drei bis fünf Jahre daran gewöhnt werden, nicht mehr überschießend auf das Allergen zu reagieren. Damit lässt sich die Allergie in vielen Fällen behandeln oder deutlich mildern.
Leider kennen wir bisher keine Maßnahmen, die Kinder sicher vor Allergien schützen. Studien zeigen aber, dass volles Stillen über mindestens vier bis sechs Monate das Risiko senkt. Danach sollten den Babys vielfältige Breisorten angeboten werden. Auch hat sich gezeigt, dass Kinder, die auf traditionell geführten Bauernhöfen aufwachsen, deutlich seltener Allergien entwickeln. Probiotische Joghurts oder Nahrungsergänzungsmittel haben jedoch keine schützende Wirkung.
Von Dr. Sebastian Becker