Professor Bernd Krüger vom Klinikum Darmstadt erläutert, dass Erkrankungen der Niere oftmals stumm verlaufen, sie können aber anhand zweier Werte rechtzeitig erkannt werden.
DARMSTADT. „Heute schon an Morgen denken – deine Nieren danken es dir!“ Unter diesem Motto steht der Weltnierentag am 9. März, der auf Nierenkrankheiten aufmerksam macht. Nierenkrankheiten sind entgegen der landläufigen Meinung ein häufig vorkommendes Problem, in Deutschland leidet nahezu jede achte bis neunte Person an einer chronischen Nierenkrankheit (CKD) und es wird prognostiziert, dass die CKD im Jahre 2040 an fünfter Stelle der Ursachen für verlorene Lebensjahre stehen wird. Dies unterstreicht, dass sich die CKD mittlerweile zu einer Volkskrankheit entwickelt hat. Leider wissen aber weiterhin heute drei von vier betroffenen Patienten nicht von ihrer Erkrankung, die in den allermeisten Fällen, gerade in der Anfangsphase, symptomfrei, sprich „stumm“ verläuft. Aber auch diejenigen, die von ihrer Erkrankung wissen, werden nur in etwa zwei Drittel der Fälle auch therapiert. Und das, obwohl wirksame Therapien zur Verfügung stehen. Ein Umstand, der zum Nachdenken anregen sollte.
Wie bei vielen Erkrankungen, steigt die Häufigkeit im Verlauf des Lebens stark an, so dass in der Altersgruppe der über 70-Jährigen ca. 25 bis 30 Prozent an einer CKD jeglichen Stadiums leiden. Jedoch ist das Auftreten der Erkrankung auch in den jüngeren Altersgruppen zwischen 20 und 50 Jahren mit rund zehn Prozent ebenfalls nicht vernachlässigbar hoch.
Wie aber kann eine chronische Nierenkrankheit erkannt werden, insbesondere wenn leicht erkennbare Symptome in der Frühphase der Erkrankung nur selten existent sind? Hier helfen zwei Laborwerte, sehr schön auch durch den Slogan 2für2 – zwei Werte für zwei Nieren – der Deutschen Nierenstiftung zusammengefasst, die Existenz einer Nierenkrankheit festzustellen. Der Aufwand besteht lediglich in einer einfachen Blutentnahme sowie eine Urinprobe. Diese können/sollten beispielsweise im Rahmen der „Check-up-Untersuchungen“, die gesetzlich Versicherten ab 35 Jahre alle zwei Jahre möglich sind, durchgeführt werden. Wenn Risikofaktoren wie ein Diabetes mellitus oder eine arterielle Hypertonie bestehen, sollten sie jährlich durchgeführt werden. Hierbei wird aus dem Kreatinin, gemessen in der Blutprobe, die eGFR als Maß der Nierenfunktion berechnet sowie aus dem Urin der sogenannte UACR (Albumin-Kreatinin-Quotient) als Maß für die Albuminausscheidung bestimmt.
Nicht jede Nierenkrankheit führt letztendlich zu einer raschen Verschlechterung der Nierenfunktion oder zum Endstadium der Erkrankung zur Dialyse. Wichtig zu wissen ist aber, dass aufgrund einer Nierenerkrankung nicht nur die Nierenfunktion Schaden nimmt, sondern dass bereits eine leichte Nierenfunktionseinschränkung oder eine Albuminausscheidung zu einer signifikanten Risikoerhöhung von Herz-Kreislauferkrankungen führt. Daher darf diese nicht singulär betrachtet werden, sondern immer im Kontext mit Herz- und Kreislauferkrankungen.
Von Professor Bernd Krüger