Guido Hanisch, Facharzt für Chirurgie, Gefäßchirurgie und Koloproktologie am MVZ am Elisabethenstift in Darmstadt, informiert über Behandlungsmöglichkeiten.
DARMSTADT. Die Proktologie ist ein Bereich der Chirurgie, die sich mit der Behandlung des Enddarms und Beckenbodens beschäftigt. In den letzten Jahren kommt auch in Deutschland der Proktologie in zertifizierten Zentren ein größerer Stellenwert in der Behandlungen kolorektaler Erkrankungen zu.
Es handelt sich hierbei oft um Erkrankungen, die im Alltag sehr belastend für die Patienten sind und alle Altersgruppen betreffen können. Meist kommen die Patienten erst nach Monaten bis Jahren und mit hohem Leidensdruck zur Behandlung in die Praxis.
Die folgenden Erkrankungen können durch Proktologen meist gut behandelt werden: Hämorrhoiden, Analfissuren, Analfisteln, Abszesse, Kondylome, Ekzeme, Enddarmvorfall, Beckenbodenschwäche, Stuhlinkontinenz.
In der Praxis erfolgen ein Vorgespräch und eine ausführliche Diagnostik, die schonend durchgeführt wird. Eine Narkose ist hierzu nicht notwendig. Mit dem Patienten erfolgt dann ein ausführliches Gespräch über die Therapie. Diese führt dann oft zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden.
Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen (Radiologie, Gastroenterologie, Urologie, Gynäkologie) ist eine weitere Säule der diagnostischen Abklärung.
Es kommen konservative und/oder operative Verfahren in der Therapie der Erkrankungen zur Anwendung; mit dem Ziel der bestmöglichen Versorgung des Patienten.
Hierzu zwei Beispiele: Erstens: Die Behandlung des Hämorrhoidalleidens erfolgt zunächst durch eine Stuhlregulierung und durch Sklerosierungen oder mit Gummibandligaturen des Hämorrhoidalbereichs in mehreren Sitzungen. In schweren Fällen kann die operative Therapie durchgeführt werden (Laser, Stapler-Hämorrhoidektomie, Anal-Repair-Verfahren).
Zweitens: Die Stuhlinkontinenz ist eine Domäne der konservativen Therapie und wird in Zusammenarbeit mit der Physiotherapie sowie gegebenenfalls der Biofeedback-Therapie behandelt. Diese muss über einen Zeitraum von mindestens sechs bis neun Monaten erfolgen, um einen Erfolg beurteilen zu können. Das verlangt vom Patienten die tägliche Durchführung der Beckenbodengymnastik und somit ein hohes Maß an Disziplin.
In der Proktologie ist ein gutes und vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis für den Erfolg der Therapie wichtig, da es sich um einen sensiblen und intimen Bereich handelt. Das beinhaltet, dass man sich Zeit für den Patienten nimmt und auf seine Probleme eingeht. Umgekehrt heißt das für den Patienten, Geduld aufzubringen, bis die Therapie greift. Scheuen Sie sich also nicht, bei Beschwerden den Proktologen aufzusuchen. Ihnen kann geholfen werden.
Von Guido Hanisch