Der Darmstädter Hals- Nasen-Ohrenarzt Behfar Eivazi weist darauf hin, dass hinter anfallsweisem Schwindel mit Ohrensausen ein Morbus Menière stecken kann. Es gibt Therapien.
DARMSTADT. Schon Martin Luther klagte im Lauf seines Lebens zunehmend über Schwindelattacken mit heftigen Kopfschmerzen und Ohrensausen. Er dachte, der Teufel habe ihm diese geschickt. Erst später beschrieb der französische Arzt Prosper Menière eine Krankheit des Innenohrs, die solche Symptome hervorruft.
Die Ursachen des nach ihm benannten Morbus Menière sind bis heute nicht vollständig bekannt. Viele Mediziner gehen davon aus, dass sich die Endolymphe (eine Flüssigkeit des Innenohrs) anstaut und dadurch zu einer Ruptur von Membranen des Ohrlabyrinthes und somit zur Schädigung der Sinneszellen führen kann.
Morbus Menière ist eine seltene, nicht vererbbare Erkrankung. Etwa 13 von 100.000 Menschen erkranken in Mitteleuropa jährlich neu daran. Er verläuft typischerweise in Schüben. Der Austritt der Endolymphe nach einem Riss einer Membran führt zu den Krankheitszeichen. Oft sind die Symptome sehr heftig, lassen jedoch mit der Zeit wieder nach. Zu den drei Hauptsymptomen während der Anfälle gehören Drehschwindel, Ohrgeräusche und eine Hörminderung vor allem im Bereich der tiefen Töne (das sogenannte Menièr'sche Trias). Ein Druckgefühl im Ohr, Übelkeit und Erbrechen können außerdem hinzukommen.
Wie ein Morbus Menière verläuft, lässt sich nicht vorhersagen. Es gibt leichte und sehr schwere Verläufe. So variiert die Zeit zwischen den Anfällen zwischen Wochen bis Jahre, auch können nur ein oder beide Ohren betroffen sein. In vielen Fällen bessert sich das Hörvermögen nach einem Schub wieder. Vermehrte Anfälle führen jedoch zu einer bleibenden Hörminderung. Bei schweren Verläufen leiden Betroffene enorm unter ihren Krankheitszeichen, sodass der Alltag nicht mehr bewältigt werden kann.
Zwar lässt sich die Erkrankung nicht heilen. Doch es gibt medikamentöse Therapien, die neuen Attacken vorbeugen können. In den akuten Phasen kommt in der Regel Kortison zum Einsatz. Ein weiteres Medikament, das Betahistin, kann die Schwere und Häufigkeit der Anfälle reduzieren. Hörgeräte gleichen eine Hörverminderung aus. In besonders schweren Fällen werden gezielt ototoxische Medikamente in das Ohr eingebracht, oder eine operative Entlastung des Innenohrdrucks durchgeführt. Auch Eingriffe am Gleichgewichtsnerv können zum Einsatz kommen.
Von Dr. med. Behfar Eivazi