Der Darmstädter Professor Dr. Arnt V. Kristen, Facharzt für Innere Medizin/Kardiologie, warnt vor einem erhöhten Schlaganfall-Risiko, wenn der Spiegel zu hoch ist.
DARMSTADT. Dass das sogenannte böse Cholesterin eine Rolle bei der Arteriosklerose, im Volksmund Gefäßverkalkung, spielt, ist den meisten bekannt. Es zählt zu den sogenannten Lipoproteinen. Sie entstehen, wenn sich Fette aus der Nahrung im Blut an Eiweißkörper binden. Das Gesamt-Cholesterin lässt sich in weitere Untergruppen unterteilen. Neben dem "bösen" LDL-Cholesterin und dem "guten" HDL-Cholesterin gibt es ein weiteres Lipoprotein, das - so weiß man heute - in erhöhter Konzentration ebenfalls einen Risikofaktor für Arteriosklerose darstellt, das Lipoprotein a (Lp(a)).
Wie viel Lipoprotein a sich im Blut befindet, ist im Gegensatz zum Cholesterin nicht von der Ernährung abhängig. Seine Konzentration ist zwar individuell verschieden und erblich bedingt, ändert sich aber im Laufe des Lebens nicht beträchtlich. Das heißt, es reicht für die Risikoeinschätzung aus, das Lp(a) einmal zu bestimmen. Ist der Spiegel zu hoch, besteht ein erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden.
Leider gibt es bisher noch keine Medikamente, mit denen sich ein erhöhter Lipoprotein a-Spiegel wirksam behandeln lässt. Allerdings sollten davon Betroffene besonders darauf achten, keine weiteren Risikofaktoren zu haben. Das heißt, für sie ist es besonders wichtig, auf Rauchen zu verzichten und sich regelmäßig zu bewegen. Auch sollte bei ihnen der Blutdruck, das LDL-Cholesterin sowie der Blutzucker möglichst im Normbereich liegen.
Bei sehr hohen Werten kann in regelmäßigen Intervallen eine spezielle Form der Dialyse zum Einsatz kommen, bei der das Lipoprotein a aus dem Blut gewaschen wird. Diese wird als Lipidapherese bezeichnet. Dazu braucht der Patient wie bei der herkömmlichen Dialyse einen besonderen Gefäßzugang und die Blutwäsche ist wöchentlich zu wiederholen und schränkt die Lebensqualität ein. Derzeit laufen aber Studien mit neuen Wirkstoffen, die gezielt das Lp(a) senken können, sodass Hoffnung besteht, zukünftig auch medikamentöse Therapieoptionen für betroffene Patienten zu haben.
Bisher zählt eine routinemäßige Untersuchung des Lipoprotein-a-Spiegels nicht zu den Kassenleistungen. Daher wird es bisher in der Regel nur bestimmt, wenn bereits eine Gefäßerkrankung vorliegt. Dringend zu empfehlen ist eine Bestimmung für alle, in deren Familie gehäuft Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorkommen.
Von Prof. Dr. Arnt V. Kristen