Gesprengter Fahrkartenautomat: Angeklagter zieht Aussagen zurück

In Darmstadt steht ein 24-Jähriger wegen der Sprengung eines Fahrkartenautomaten im Nordbahnhof vor Gericht. Doch er hat sein Geständnis widerrufen.

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DARMSTADT. Es ist Nacht. 3.19 Uhr. Ein junger Mann ist in der Marburger Straße mit einem Fahrradkorb zu Fuß Richtung Messplatz unterwegs. Um Schrott zu sammeln. Das jedenfalls sagt er einer Polizeistreife, die ihn kontrolliert. Denn um kurz vor drei war im Nordbahnhof ein Fahrkartenautomat gesprengt worden (30 000 Euro Sachschaden). Die automatisch alarmierte Bahnpolizeistreife hatte die Täter, die den unvollständig gesprengten Automaten aufflexen wollten, vertrieben. Das war am 7. November 2018.

Am Freitag beschrieb eine Beamtin der Landespolizei im Darmstädter Landgericht, wie sie den 24 Jahre alten Angeklagten beim Messplatz angetroffen hatte und dass die Täterbeschreibung der Bahnpolizisten gepasst habe. Aber der Mann sei ruhig und gelassen gewesen, während er kontrolliert wurde.

„Aber im Nachhinein würde ich sagen: Ziemlich abgebrüht“, so die Polizeikommissarin. Denn sie weiß inzwischen, dass der Angeklagte von 2014 bis 2016 in Haft war, mehrfach vorbestraft ist, nicht nur wegen der Sprengung vor Gericht steht, sondern weil er auch zahlreiche, hochwertige Pedelecs gestohlen haben soll. Und weil er der Brandstifter gewesen sein soll, der am 15. September 2018 das Feuer in der Tiefgarage an der Arheilger Kleiststraße legte (über 500 000 Euro Sachschaden). Aus Ärger über einen Nachbarn, mit dem er regelmäßig stritt, wie es hieß.

Der 24 Jahre alte Pole steht auch nicht alleine vor der Großen 9. Strafkammer, einem 29 Jahre alten mitangeklagten Deutschen wirft die Staatsanwaltschaft vor, bei der Sprengung des Fahrkartenautomaten dabei gewesen zu sein. Der Hauptangeklagte hatte ihn bei der Polizei belastet. Der 29-Jährige bestreitet dies jedoch. Beide Angeklagte befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.

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Der Hauptangeklagte hatte am ersten Verhandlungstag am 10. Juli zugegeben, die Fahrräder gestohlen, das Feuer gelegt und den Automaten gesprengt zu haben. Allerdings hat er Ende August und Anfang September zwei kurze Briefe an den Vorsitzenden Richter Felix Diefenbacher geschrieben, in denen er alle Aussagen gegenüber der Polizei und dem psychiatrischen Gutachter sowie die zur Automatensprengung zurückzog. Eine Erklärung dazu gab der Angeklagte jetzt nicht ab. Der Prozess wird am Freitag, 20. September, um 10 Uhr fortgesetzt.