Das Alte Rathaus in Darmstadt ist das 13. Gebäude, das Daniel Jünger als Bastelbogen erstellt. Wichtig sind ihm dabei die Details.
DARMSTADT. Das Alte Rathaus in Darmstadt, das gerade den Küchentisch der Familie Jünger neben vielen anderen markanten Gebäuden aus Darmstadt und Griesheim bedeckt, mag vielleicht auf den ersten Blick so aussehen, als sei es fertig, ist es aber nicht. Das findet jedenfalls Daniel Jünger, der seit der Jahreswende an einem Modellbaubogen arbeitet, der das historische Gebäude darstellt, inzwischen wohl bekannter unter dem Namen „Ratskeller“. Jünger arbeitet auf Anregung mit dem Verein Darmstadtia am 13. Bastelbogen einer Reihe, die einmal von Christian Häussler (www.littlehousecards) begonnen wurde.
Eigentlich stand die Idee im Raum, das Darmstadtium als nächste Papier-Ausgabe herauszubringen, architektonisch eine komplizierte Angelegenheit. Da schien das Alte Rathaus doch überschaubarer zu sein – und immer noch komplex genug. Schließlich ist für Daniel Jünger, der als Architekt arbeitet, mit Frau, zwei Kindern, Hund und Garten die Rekonstruktion eine reine Freizeitbeschäftigung.
Schon während der Schulzeit und seines Studiums hat sich Daniel Jünger für Geschichte und Baugeschichte interessiert und fotografierte geschichtsträchtige Bauten – heute sind ihm manche Fotografien eine Hilfe beim Modellbau.
Eines der ältesten Häuser in Darmstadt
Er zog mit der Familie nach Griesheim und baute dort anlässlich der 850-Jahrfeier Griesheim 2015 wichtige historische Häusern aus dem Ort als Papiermodelle, und er betreibt einen Blog zum Thema (www.stadtlandsand.de). „Das ehemalige Rathaus von Griesheim ist dem Alten Rathaus von Darmstadt durchaus ähnlich“, merkt er an und stellt die beiden nebeneinander: „So wurde in der Region zu Zeiten von Georg I. gebaut, die Schweifgiebel mit ihren Rundungen finden sich an vielen Gebäuden in der Gegend.“
Jakob Kesselhuth war der Hofbaumeister, der die Renaissancebauweise in Südhessen Ende des 16. Jahrhunderts vorantrieb, während zeitgleich Georg I., der in Darmstadt die Regierungsgeschäfte der Obergrafschaft Katzenelnbogen 1567 übernommen hatte, aus dem landwirtschaftlich geprägten Darmstadt eine durchgeplante Residenzstadt schuf. Das Schloss wurde erweitert mit Schlossgraben und Herrngarten, und Kesselhuth gestaltete einen Gutshof zum Jagdschloss Kranichstein um. Das Alte Rathaus, von Jakob Wustmann 1590 als Teil des Marktplatzensembles erbaut, ist eins der ältesten Häuser Darmstadts und heute „Schützenswertes Kulturgut“.
Daniel Jünger ist sich seiner Verantwortung bewusst, und obwohl ihm die letzte Feinarbeit, „die Fleißarbeit“, nicht ganz so viel Spaß macht wie die Konzeption und Gesaltung des Modells, will er es am Ende so perfekt wie möglich. „Die Sandsteineinfassungen und das Portal sind noch zu quietschig in der Farbe“, sagt er, da will er nochmal nachbessern.
Die Erarbeitung erfolgt überwiegend am PC. Jünger lädt sich Aufriss- und Grundriss-Zeichnungen hoch und gleicht sie immer wieder mit Fotografien ab, die er, sofern möglich, direkt auf die Zeichnung legt und zeichnerisch anpasst. So hat er beispielsweise den Schriftzug über der Rundbogentür erst leicht verzerrt, direkt übertragen können – das spart Arbeit. Irgendwann ist es soweit und der erste Ausdruck erfolgt, dann wird probiert, ob alles stimmt, nachgebessert und von Hand nachgemalt. Alle plan erscheinenden Flächen werden mit Ornamenten ausgestaltet, sodass sie plastisch erscheinen.
An einigen Stellen soll der Bastler selbst entscheiden, wie viel Mühe er aufwenden möchte, ob ihm die aufgemalten Arkaden und Gauben genügen oder ob er sie 3D herausarbeiten will.
Wichtig sind ihm die Details
Für Daniel Jünger selbst ist gerade die Beschäftigung mit den Details wichtig. „Ich lerne genau hinzuschauen, verstehe den Gebäudeaufbau, nehme Einzelheiten wahr.“ Und der Käufer (erhältlich unter anderem im Darmstadt-Shop), wenn er ab Sommer den Bogen, Kleber und Schere in der Hand hält, wird sich vielleicht an seine Hochzeit oder einen netten Abend im Alten Rathaus erinnern.