Seit Juni 2017 hat das „rotzfreche Spielmobil“ einen jüngeren Bruder: das „Freundschaftsmobil“. Durch das Freundschaftsmobil sollen Kinder aus Flüchtlingsfamilien mit...
DARMSTADT. Seit Juni 2017 hat das „rotzfreche Spielmobil“ einen jüngeren Bruder: das „Freundschaftsmobil“. Durch das Freundschaftsmobil sollen Kinder aus Flüchtlingsfamilien mit Kindern aus der Nachbarschaft in Kontakt kommen, zusammen spielen und Freundschaften schließen. Dafür fahren die Mitarbeiter mit dem Wagen an öffentliche Plätze in der Nähe von den Darmstädter Flüchtlingsunterkünften. „Wir wollen, dass dadurch Berührungsängste verschwinden“, sagt Projektleiterin Karoline Hinkfoth.
Jetzt haben die Mitarbeiter des Spielmobils der Falken Darmstadt ein Kinderbuch im Pixi-Format über die Begegnungen der Kinder im Freundschaftsmobil geschrieben. „Die erste Idee für ein Kinderbuch kam Ende 2015, nachdem im September viele Flüchtlingskinder nach Darmstadt gekommen sind“, sagt Geschäftsführerin Marion Kleinsorge. In den letzten Monaten ist viel ehrenamtliche Arbeit in das Projekt gesteckt worden. Mit dem Buch wollen sie noch mehr Kinder unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen als bisher.
Die Geschichte handelt von Paul und Rana. Paul ist acht Jahre alt und wohnt mit seiner Familie in Darmstadt. Rana ist mit ihren Eltern und Brüdern aus Syrien geflüchtet und lebt erst seit einem Jahr hier. „Die Geschichte von Rana ist eine wahre Geschichte, der Name aber fiktiv“, sagt Hinkfoth. An einem Nachmittag hat ein Mädchen die Projektleiterin angesprochen. „Sie wollte von mir wissen, ob sie denn gut deutsch spricht“, sagt sie. Dann erzählte die Neunjährige ihre Geschichte, die nun in dem Buch veröffentlicht wird. „Sie weiß aber nicht, dass sie eine der Hauptpersonen in der Geschichte ist“, sagt Hinkfoth. Die Figur von Paul ist dagegen von mehreren Kindern inspiriert. „Die beiden sollen auch stellvertretend für andere Kinder und andere Geschichten stehen“, sagt Kleinsorge.
Beim Freundschaftsmobil begegnen sich Rana und Paul zum ersten Mal. Zunächst ist Paul über Ranas Sprache verwundert, freundet sich aber schnell mit ihr an. Eine Situation, wie sie Hinkfoth und Kleinsorge beim Freundschaftsmobil oft erleben. „Die Kinder kommen zum Spielen und nicht, um groß ihre Geschichte zu erzählen“, sagt Hinkfoth. Sprachprobleme zwischen den Kindern gebe es so gut wie keine.
Freundschaftsmobil kommt ab März wieder jede Woche
Bei ihrer Arbeit mit Flüchtlingskindern ist den Mitarbeitern aufgefallen, dass das Konzept des bisherigen Spielmobils nicht zu deren Lebenswirklichkeiten passt. „Geflüchtete Kinder haben noch nicht so die Strukturen hier“, sagt Kleinsorge. Das Freundschaftsmobil komme jede Woche am selben Tag an den selben Ort im Gegensatz zum Spielmobil, das eine ganze Woche an einem Ort stehe und dann wieder ein Jahr lang nicht. Das gebe den Kindern Struktur und Beständigkeit.
Ab März ist das Freundschaftsmobil wieder unterwegs: in der Lincoln-Siedlung, beim Friedrich-Fröbel-Haus und abwechselnd am Diamantenspielplatz am Donnersbergring und beim Falkenheim am Haardring.
Finanziert wurde das Buch im Pixi-Format vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. 15 000 Exemplare haben die Mitarbeiter des Spielmobils drucken lassen. „Wir saßen über Monate zusammen“, sagt Hinkfoth. „In dem Buch steckt viel Herzblut drin.“ Auch Kleinsorge ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Es ist schön zu sehen, dass aus der Idee jetzt wirklich ein Buch geworden ist, quasi das Spielmobil für zuhause.“ Wie die Kinder auf das Buch reagieren, darauf seien sie jetzt am meisten gespannt.
Von Marina Speer