Beim Gartentalk des Netzwerks Naturpädagogik wird die Konsumwelt kritisch hinterfragt und es gibt Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil.
DARMSTADT. Um Wege zu einem nachhaltigen Leben ging es am Freitagnachmittag beim Gartentalk in der Gärtnerei Maulbeergarten in Arheilgen. Dazu eingeladen hatte das Netzwerk Naturpädagogik, dem 30 Anbieter naturpädagogischer Programme aus Darmstadt und Umgebung angehören. Richten sich deren Angebote ansonsten meist an Kinder und Jugendliche, so zielt der Gartentalk vor allem auf Erwachsene. Diese sollten dazu angeregt werden, einen kritischen Blick hinter die schillernde Welt des Konsums zu werfen. Workshops und Infostände von rund einem Dutzend unterschiedlicher Initiativen gaben zudem praktische Tipps, wie sich der Alltag nachhaltiger gestalten lässt.
So braucht es mitnichten Folien, um Lebensmittel zu verpacken. Das zeigte Jennifer Treinzen vom Projekt Naturerlebnisgarten. Sie präsentierte Wachstücher, in denen Käse, Wurst oder belegte Brote sicher aufbewahrt werden können. Wie sich solche Tücher selbst herstellen lassen, wurde in einem Workshop vermittelt. Dem gleichen Thema hatte sich auch die Hochschulgruppe Nachhaltigkeit verschrieben.
Textiles stand auch im Fokus der beim Weltladen angesiedelten „Werkstatt globales Lernen“. Dort konnte die Weltreise, die ein T-Shirt vom Baumwollanbau bis zum Verkauf im Laden zurücklegt, nachvollzogen werden. Deutlich wurde dabei zugleich, wer dabei am meisten profitiert: Während die Näherinnen gerade mal auf einen Anteil von einem Prozent am Verkaufspreis kommen, schöpft der Einzelhandel rund 50 Prozent ab. Petra Schefzyk und ihre Mitstreiter brachten zudem Licht in das Dickicht zahlreicher Textilkennzeichnungen und beleuchteten das auf Initiative der Bundesregierung kurz vor der Einführung stehende Textil-Siegel „Grüner Knopf“.
Heinrich Ruhemann vom Wohnprojekt Heinersyndikat demonstrierte einen Regenwurmkomposter im Miniformat für die Mietwohnung. Und um selbst einmal nachvollziehen zu können, wieviel Kraft es braucht, um ein Handy mit Strom aufzuladen, konnte man selbst in die Pedale treten und die dafür notwendige Energie erzeugen. Beim Stand der Initiative „Klimaentscheid Darmstadt“ ließ sich per Unterschrift die Forderung unterstützen, die Treibhausgasemissionen Darmstadts bis 2030 auf Null zu senken. Roger Weingarten und Simon Bülow präsentierten das Projekt „Heinerleih“. Ziel ist, einen Leihladen zu etablieren, in dem gespendete Gegenstände kostenlos ausgeliehen werden können.
Die Klammer zwischen all diesen unterschiedlichen Angeboten bildete die Frage, ob und wie kritischer Konsum überhaupt möglich ist. Dazu hatten Detlef Baumann-Schiechel und Birgit Becker vom Vorstand des Netzwerks Naturpädagogik zur Diskussion mit dem Youtuber Tobi Rosswog eingeladen.
Der Aktivist und freie Dozent setzt sich für eine Gesellschaft jenseits von Arbeit, Eigentum und Geld ein. „Interessant ist vor allem Rosswogs These, dass die heutige Form der Lohnarbeit nur möglich ist, weil große Teile der Bevölkerung unentgeldliche Leistungen erbringen: Frauen noch immer die Hausarbeit und Kindererziehung oder Ehrenamtliche die Arbeit in Vereinen“, erklärt Detlef Baumann-Schiechel. „Deshalb wollten wir der Frage nachgehen, welche anderen Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens möglich sind.“ Dazu gehöre auch, sich von den Zwängen der Wegwerfgesellschaft zu befreien und einen bewussteren Umgang mit den Dingen, mit denen wir uns umgeben, zu erreichen. Mit Blick auf die Forderung nach einer Entschleunigung in Zeiten einer immer hektischer werdenden Konsumwelt meint Detlef Baumann-Schiechel: „Das heißt auch, unser Leben auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist.“