Die Technische Universität Darmstadt heißt ihre Erstsemester willkommen. Rund 2500 Frauen und Männer beginnen im Wintersemester mit dem Studium.
Von Bettina Bergstedt
An Ständen im Erdgeschoss des Medienzentrums können sich die Erstsemster über die Aktivitäten der verschiedenen Hochschulgruppen informieren.
(Foto: Dirk Zengel)
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DARMSTADT - Knapp 6000 junge Frauen und Männer beginnen in diesem Herbst ihr Studium an der Technischen Universität (TU) Darmstadt. Für manche ist das verbunden mit einem Wechsel in eine fremde Stadt, aber auch für diejenigen, die aus der Region kommen, bedeutet der Beginn des Studiums Neuanfang. Grund genug, am Ende der Orientierungswoche für alle Erstsemester, alle Neustudierenden feierlich im großen Hörsaal des Medienzentrums auf der Lichtwiese offiziell zu begrüßen, für den schwungvollen und dynamischen Begrüßungssound sorgte die TU-Bigband.
Im Erdgeschoss des Gebäudes wimmelte es an den Ständen der verschiedenen Hochschulgruppen und studentenorientierten Initiativen, die über ihre Aktivitäten informierten. Bei der Begrüßungsfeier wurde dann auch allenthalben für ein Studium mit Weitblick geworben. Bereits im ersten Semester sei interdisziplinäres Arbeiten ins Studium integriert, darauf wies die neue Präsidentin der TU, Tanja Brühl, hin, und dies sei wichtig, „denn wir müssen die aktuellen Fragen unserer Gesellschaft beantworten.“ Vizepräsident Professor Ralf Bruder, der im Wechsel mit Tanja Brühl die Begrüßungsworte auf Englisch sagte, sprach von der Aufgabe, Lösungen für komplexe Fragen zu finden, von intelligenten Müllsystemen über radfreundliche Verkehrssysteme bis hin zu menschenwürdigen Flüchtlingscamps.
Präsidentin Tanja Brühl brachte sich auf Augenhöhe mit den Erstsemestern, „auch ich bin neu hier“. Sie beneide die Studierenden aber um die Orientierungswoche, nicht zuletzt aufgrund der räumlichen Orientierungshilfe. Sie selbst sei schon im falschen Gebäude und falschen Raum in den komplexen Anlagen der Universität gelandet, „aber alle sind hier sehr hilfsbereit“.
TU IN ZAHLEN
Aufgrund der noch laufenden Einschreibungen werden verlässliche Zahlen für 2019 erst in einigen Wochen vorliegen (Aufschlüsselungen nach Geschlecht, Nationalität).
Die Zahl der Studierenden wird sich auf rund 25000 insgesamt einpendeln (dies ist Zielgröße des Präsidiums). Es werden knapp 6000 Erstsemester an der TU beginnen, etwas weniger als im sehr starken Vorjahr. Stark nachgefragte Studienfächer sind unter anderem Informatik, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen und Physik. (bbeg)
Beim historischen Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung der TU nannte Brühl nur wenige zentrale Daten: 1877 die Gründung der „Technischen Hochschule zu Darmstadt“ aus dem Polytechnikum heraus, 1913, als die erste Frau in Deutschland den Titel einer Diplom-Ingenieurin in Darmstadt erhielt, Jovanka Bontschits, das Jahr 1997 mit der Namensänderung in Technische Universität Darmstadt und die 2005 folgende Aufwertung als „autonome Universität“ in Hessen und schließlich die Zeit des Nationalsozialismus. „Es ist wichtig, dass diese gründlich aufgearbeitet wurde.“
In diesem Sinne plädierte Brühl für einen offenen Geist und nannte Diversität als Quelle, wie auch Oberbürgermeister Jochen Partsch von einer „weltoffenen Stadt mit hohem Migrationsanteil“ sprach, „und das ist gut so. Wir wollen Nazis keinen Spielraum geben“, dafür gab es großen Applaus im Hörsaal.
Aber auch die enge Verbindung zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft war Thema des Oberbürgermeisters, „dabei ist die Universität für uns als Wissenschaftsstadt der wichtigste Partner“.
Gerade an einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung sind die beiden Erstsemester Anja und Alev interessiert, die bei der Begrüßungsfeier im Hörsaal dabei waren. Anja als angehende Biologin, „ich will begreifen, wie das Leben aufgebaut ist, wie die Prozesse funktionieren“, Alev als angehende Politikwissenschaftlerin: „Ich finde Politik megainteressant und eigne mir auch gerne die Theorie an.“
Gute Aussichten auf Unterstützung für Geeske Kemper und Moritz Stockmar vom Asta der TU Darmstadt, die auf die kritischen Punkte aufmerksam machten: Wohnungsnot, teure Mieten, Geldprobleme und Jobs nebenbei, sowie Stress, besonders für Bafög-Empfänger, die das Studium in Regelstudienzeit schaffen müssten – dies in Verbindung damit, dass bei der ersten Matheklausur eine Durchfallquote von 75 Prozent herrsche. Trotzdem: „Schafft Ausgleich, feiert, engagiert Euch, damit dies eine Uni bleibt, in der sich alle Willkommen fühlen.“