Die neuen Ionenstrahltriebwerke der Raumsonde „BepiColombo“ haben wie geplant gezündet. Das Manöver wurde von der Esoc in Darmstadt überwacht und begleitet. Der langen Reise zum Merkur steht nun nichts mehr im Wege.
Von Sabine Schiner
Lokalredakteurin Darmstadt
Das Transportmodul der Merkur-Sonde gibt mit seinen hochmodernen Ionentriebwerken nun richtig Gas. Die Mitarbeiter des Satellitenkontrollzentrum Esoc haben die Instrumente im Blick.
(Foto: ESA)
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DARMSTADT - Am 20. Oktober ist „BepiColombo“, Europas Raumsonde zum Merkur, mit einer Trägerrakete ins All gestartet. Am gestrigen Montag, um die Mittagszeit, stand eine Bewährungsprobe an, die die Sonde und auch die Ingenieure im Satellitenkontrollzentrum Esoc in Darmstadt bestanden haben: Die Ionentriebwerke zündeten wie geplant. Damit ist die Raumsonde auf einem guten Weg.
Extrem empfindliche Technologie
Auf dem ersten Blick sehen die Esoc-Mitarbeiter recht entspannt aus, mittags, um 13 Uhr, im interplanetaren Kontrollraum des Esoc an der Robert-Bosch-Straße. Von dort aus werden Missionen wie „Rosetta“ und „ExoMars“ gesteuert – und eben auch „BepiColombo“. Selbstverständlich haben sie den neuen elektrischen Antrieb bereits Wochen vorher getestet. Ein bisschen Spannung bleibt trotzdem, denn wenn keines der vier Ionentriebwerke zündet, könnte das die gesamte Mission gefährden. „Aber damit ist nicht zu rechnen“, sagt Missionsleiter Paolo Ferri. Die entsprechenden Kommandos seien bereits vor einigen Tagen zur Sonde gesendet worden, die Zündung war ebenfalls vorab programmiert worden. Viel Spielraum haben die Ingenieure ohnehin nicht. „Wir müssen jetzt starten“, erklärt Ferri. „Sonst verpassen wir das Rendezvous mit der Erde in anderthalb Jahren“. Insgesamt muss die Raumsonde neun Mal Planeten passieren, um zu entschleunigen: Die Erde im April 2020, danach zwei Mal die Venus und sechs Mal den Merkur.
Ionentriebwerke funktionieren folgendermaßen: In den Kammern wird das Edelgas Xenon ionisiert, also elektrisch aufgeladen. Die Ionen werden dann in dem starken elektrischen Feld beschleunigt. „Das gibt den Schub“, sagt Missionsleiter Paolo Ferri. Die Technologie mit den Doppel-Ionenstrahltriebwerken ist bislang noch nicht im Weltraum getestet worden. Der Vorteil dieser Antriebsart: Man braucht weniger Treibstoff im Vergleich zu chemischen Antrieben. Der Nachteil: Die Manöver dauern mit Ionentriebwerken deutlich länger. Im Fall von „Bepi Colombo“ sind es genau zwei Monate. Mit dem Schub können die Techniker und Ingenieure des Esoc die Form der Umlaufbahn korrigieren. Ein solches Manöver ist im Verlauf der auf sieben Jahre angelegten Mission noch weitere 21 Mal geplant. Die 24 chemischen Triebwerke, die ebenfalls mit an Bord sind, werden für kleinere Manöver währen der Vorbeiflüge an Erde, Venus und Merkur genutzt.
Merkur wird 2025 erreicht werden
Um kurz vor 14 Uhr dann das ersehnte Signal: Die Triebwerke wurden gezündet. „BepiColombo“ fliegt weiter wie geplant. Nach Berechnungen der ESA wird die Raumsonde mit ihren beiden Satelliten den Merkur im Dezember 2025 erreichen. Insgesamt hat sie dann neun Milliarden Kilometer zurückgelegt und insgesamt 18 Mal die Sonne umkreist. Ende 2025 hat das Transfermodul dann seinen Dienst getan, dann werden die beiden Orbiter abgekoppelt und in eine Umlaufbahn um den Merkur gebracht, um den Planeten genauer zu erkunden.