Rund 250 Teilnehmer beim Darmstädter Forum zum Masterplan 2030 plus ringen um gerechtere Verteilung der Flächen.
Von Marc Wickel
Auf einem großen Stadtplan stellen Planungsteams Elemente und Ergebnisse aus den vergangenen Bürgerforen vor.
(Foto: Marc Wickel)
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DARMSTADT - Zimmerpflanzen für Grünflächen, kleine Häuser, große Spielfiguren, Würfel, bunte Bänder für Radwege und farbige Flecken für Wohngebiete breiten sich auf einem überdimensionalen Stadtplan in der Halle der Centralstation aus. Drumherum und dahinter sitzen rund 250 Bürger, darunter Oberbürgermeister Jochen Partsch, Planungsdezernentin Barbara Boczek (beide Grüne) und Kämmerer André Schellenberg (CDU). Am Donnerstagabend lief das vierte Bürgerforum zu den „Strategien und Schlüsselräume“ für den Masterplan „Darmstadt 2030 plus“. Planungsteams stellten auf dem Riesen-Stadtplan (Maßstab 1:3000) Elemente und Ergebnisse aus den vergangenen Bürgerforen vor. Moderiert von Cordelia Polinna und Philipp Misselwitz vom Berliner Planungsstudio „Urban Catalyst“ bauten die Teams auf dem Stadtplan ihre Ergebnisse auf, während sie parallel in Präsentationen erläutert wurden. „Je mehr dazukam, desto mehr wurden die Grünflächen, also die Pflanzen, verschoben“, schilderte eine Bürgerin nach der Veranstaltung.
Wohnungstauschbörse könnte sofort starten
Beim Wohnen wurde beispielsweise vorgeschlagen, zu verdichten und rückwärtige Grundstücke besser zu erschließen. Stadtplaner Daniel Luchterhandt aus Hamburg sprach sich für sogenannte integrierte Quartiere aus, in denen Wohnen und Arbeiten möglich ist. Eine weitere Sofortmaßnahme könnte eine Wohnungstauschbörse sein.
Stefan Werra, Städtebauprofessor in Aachen mit Planungsbüro in Stuttgart, blickte auch auf die „Arbeitsstadt Darmstadt“. Künftig sollten Quartiere mit Gewerbe und „nachhaltiger Mobilitätsversorgung“ entwickelt werden. Man sollte auch prüfen, inwieweit man außerhalb des Bestandes entwickeln kann, wies er mit Blick auf die knappen Flächen hin.
PLAN FÜR DIE ZUKUNFT
Der Masterplan „Darmstadt 2030 plus“ kombiniert den Stadtentwicklungsplan und den Verkehrsentwicklungsplan (VEP). Der alte VEP war noch mit der ab 2011 abgeplanten Nordostumgehung berechnet worden. (mawi)
Beim Planungsteam „Mobile Stadt“ wurde es konkreter, weil man sich gut vorstellen kann, wenn die Spuren auf der Kasino-, Landgraf-Georg- oder Pallaswiesenstraße neu an Fußgänger, parkende Autos, Radfahrer und ÖPNV verteilt werden. „In den heutigen Straßen müssen wir die Flächen neu und gerechter verteilen“, erklärte die Darmstädter Planerin Gisela Stete.
Das ÖPNV und das Straßenbahnangebot müsse ausgebaut werden, sagte die Verkehrsplanerin. Dazu gehörten schon die bekannten Straßenbahnpläne nach Groß-Zimmern, Roßdorf und Weiterstadt. Aber auch eine neue Trasse in Darmstadt von der Kreuzung Heidelberger Straße über die Kasinostraße zur Frankfurter Straße. Das könnte den Luisenplatz entlasten, erklärte Gisela Stete. Beim Radverkehr sollten die großen Achsen gestärkt werden.
Schüler, Experten und Bürger kommentierten die Planervorstellungen. Zwei Bürgerinnen vermissten die Biologen und Ökologen bei den Planungen, ein Schüler kritisierte, dass weniger als ein Drittel der Planer aus Darmstadt kam. Ein anderer verlangte, alle Schulen ans Radwegenetz anzuschließen. Jörg Dettmar, TU-Professor für Freiraumplanung, schlug vor, Freiräume jetzt schon zu entwickeln. „Das wäre eine vorlaufende Maßnahme, um Vertrauen zu gewinnen.“
Planungsdezernentin Boczek erklärte zum Abschluss, dass man die Vorschläge abwägen müsse, wenn beispielsweise Verdichtung und Grünflächen konkurrieren. Mittelfristig solle man über einen begrenzten Raum im Außenbereich nachdenken, fand sie.
„Das wird eine interessante Diskussion“, sagte OB Partsch mit Blick auf den Politikalltag. „Jede einzelne Maßnahme wird sofort von Anliegern und Betroffenen aufs Heftigste bekämpft werden.“