Kai Schulze hat an der TU Darmstadt eine vom Institut für Wohnen und Umwelt finanzierte Juniorprofessur übernommen. Foto: Andreas Kelm
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DARMSTADT - Energie – ein wichtiges Thema, keine Frage. Auch politisch. Über steigende Strompreise, sagt Kai Schulze, sind in Osteuropa schon Regierungen gestürzt. So weit ist es hierzulande noch nicht. Doch dass die Energiepolitik für Aufregung sorgt, gar Wahlen mitentscheiden kann, zeigt sich in Zeiten der Energiewende samt Atomkraft-Aussteig auch in Deutschland.
Politikwissenschaftler war zuletzt in Potsdam tätig
Mit vergleichender Politikanalyse in den Bereichen Umwelt und Energie befasst sich der aus Berlin stammende, zuletzt in Potsdam tätige Politikwissenschaftler Kai Schulze seit Jahren, schrieb seine Dissertation über die Rolle nationaler Regierungen und Akteure sowie internationale Abkommen auf diesen Gebieten. Im Herbst 2016 wurde der 36-Jährige nach Darmstadt berufen: auf eine Stiftungs-Juniorprofessur „Modelle der Wohnungs- und Energiepolitik in Städten“, finanziert vom Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) und ansässig im Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität.
„Aus der Zusammenarbeit mit der Stiftungs-Juniorprofessur erhoffen wir uns wertvolle Beiträge, um Erkenntnisse aus der Forschung besser für die Politik- und Gesellschaftsberatung nutzbar zu machen“, erklärt IWU-Geschäftsführerin Monika Meyer. Die Professur ist zunächst auf drei Jahre befristet, üblicherweise wird sie danach um weitere drei Jahre verlängert.
„Das Thema Wohnen hatte in der Politikwissenschaft in den neunziger Jahren Konjunktur, danach ist es abgeflacht“, hat Schulze bei der Sichtung der Literatur festgestellt. Anders sieht es beim Thema Energiepolitik aus: „Das wird seit 20 Jahren kontinuierlich immer heißer.“
Der Juniorprofessor plant eine vergleichende Bestandsaufnahme der Wohnungspolitik in den Bundesländern: „Das gibt es bislang nicht.“ Zudem hat er gemeinsam mit Kollegen Forschungsgelder beim Bundesforschungsministerium beantragt, um Wünsche und Einstellung der Bevölkerung zur deutschen Energiewende zu erkunden und zu ermitteln, inwieweit die Politik auf diese Wünsche reagiert.
Angetan ist Schulze vom umfassenden Datenmaterial, das beim IWU zur Verfügung steht: etwa als Grundlagen für den Mietspiegel oder für Bedarfsanalysen. Auch wegen des „TU Darmstadt Energy Center“ sowie der Forschungserfolge bei der Energieeffizienz, etwa dem Plus-Energie-Haus, sieht er sich in Darmstadt gut aufgehoben. Erstaunt ist der Radfahrer allerdings, dass die Fortbewegung auf zwei Rädern in der Stadt vielerorts schwierig und stellenweise recht gefährlich sei. Hier sieht der Politologe kommunalpolitischen Handlungsbedarf.
Ansonsten hält sich Schulze mit Vorhersagen zurück, welche Art von Handlungsempfehlungen an die Politik seine Forschungen in den Bereichen Wohnen und Energie bringen könnten. Dafür müssten die ermittelten Daten erst einmal ausgewertet werden. Klar sei aber, dass sich die Energiewende nicht allein mit technischen Innovationen bewerkstelligen lasse. Auch die Bevölkerung müsse dabei mitwirken.
Neue Forschungsgruppe ins Leben gerufen
Gemeinsam mit den Professoren-Kollegen Michèle Knodt und Markus Lederer hat Schulze kürzlich eine Forschungsgruppe „Energie-Klima-Umwelt“ (EKU) innerhalb des Instituts für Politikwissenschaft ins Leben gerufen. Die Mitglieder, darunter auch wissenschaftliche Mitarbeiter, wollen sich regelmäßig treffen, um Forschungsergebnisse auszutauschen. Aber auch öffentliche Vorträge mit externen Fachleuten soll es geben. „Schauen wir mal“, sagt Schulze, „wie sich das so entwickelt.“