Bei dem traditionellen Markt Flohannes entdecken die Besucher den Charme der Hinterhöfe des Darmstädter Johannesviertels.
Von Miriam Gartlgruber
An einem Stand sind die Flohannes-Besucher Marc Hämmerling und Maria Feith (von links) bei ihrem Bummel fündig geworden.
(Foto: Andreas Kelm)
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JOHANNESVIERTEL - „Ich hoffe, meine Kinder schleppen nicht mehr an, als ich heute verkauft habe“, seufzt „Flohannes“-Verkäuferin Silke. Die beiden seien gerade losgezogen, um zu gucken, was es bei den anderen so gebe. „Jetzt gegen Ende gehen ja viele auch noch mit den Preisen runter“. Zum dritten Mal in Folge lockt der Hinterhofflohmarkt „Flohannes“ am Samstag in Vorgärten, Höfen und Hauseingängen des Viertels.
Silke hat mehrere Stände vor ihrer Haustür errichtet. Kinderkleidung, Spielzeug und Bücher stapeln sich darauf. „Ich mache zum ersten Mal hier mit und finde diesen Flohmarkt eine klasse Idee. Es ist unkomplizierter, seinen Kram einfach vors Haus zu räumen und zu verkaufen, als ins Auto zu packen und irgendwohin zu fahren“. Denn zu verkaufen habe sie mehr als genug: „Es ist erschreckend, wie viel Zeug sich ansammelt – das ist noch nicht mal alles“, meint sie mit Blick auf ihre Verkaufstische.
Auch in den Nachbarhäusern haben viele Bewohner ihre Schränke entrümpelt, Hausrat, Kleidung, Kinderspielzeug und Deko-Teile in Kisten vor die Tür gestellt, auf Kleiderbügeln an den Gartenzaun gehängt oder auf Tischen im Hof aufgebaut. Hier und da laden Schilder zu hausgemachter Limonade, frischen Waffeln, Espresso oder „Schnäppsche und Häppche“ ein.
Und die Besucher lassen nicht lange auf sich warten: In allen Straßen rund um den Johannesplatz geht es bunt und geschäftig zu, ergatterte Schätze werden in Rucksäcken und Taschen verstaut oder einfach in der Hand getragen. Ein junges Pärchen hat einen Korbstuhl unter den Arm geklemmt, eine ältere Dame ein großes Bild. „Hier gibt es für jeden Geschmack etwas“, fasst es eine Besucherin in Worte.
Doch den Initiatoren des Marktes, Birgit Schulze und Alice Brücher-Herpel, geht es nicht nur ums Kaufen und Verkaufen im Sinne der Nachhaltigkeit, wie sie sagen, sondern auch um das Erleben des Viertels und die Begegnungen, die hier stattfinden. Brücher-Herpel erzählt: „Als ich zum ersten Mal den Hinterhofflohmarkt im Martinsviertel besucht habe, war ich erstaunt über die andere Perspektive, die sich einem erschließt, wenn Höfe und Gärten eines Stadtteil geöffnet sind. Das ist, als wenn man im Theater plötzlich hinter die Kulissen schauen kann“. Birgit Schulze sieht es ähnlich und ergänzt: „Auch die Vernetzungen des Stadtteils und die Kontakte, die hier entstehen, sind einmalig“. Seitens der Verkäufer habe es vom ersten „Flohannes“ im Jahr 2016 an ausnehmend positive Resonanz gegeben, „und die Teilnehmerzahl ist stetig gewachsen“. Waren es vor zwei Jahren noch rund 100 Anmeldungen, so hat sich die Zahl zwei Jahre später um 60 erhöht.
Nach dem Markt zur Afterflohparty
Die Regeln des Flohmarkts sind laut der Organisatorinnen einfach: „Flohannes“ ist ein nichtgewerblicher, nachbarschaftlich organisierter Markt, bei dem sich jede teilnehmende Hausgemeinschaft anmeldet, fünf Euro zahlt und dann im eigenen Hof oder Garten verkaufen kann. Zum zweiten Mal erwartet die Flohmarktteilnehmer in diesem Jahr nach Ende des Marktes mit der „Afterflohparty“ eine Verlängerung des geselligen Teils vor der Johanneskirche. Ausrichter der Party ist der Verein Initiative Johannesplatz, der selbstgemachte Speisen, sommerliche Mixgetränke und einen Wein anbietet.
Schulze und Brücher-Herpel betonen: „Diese Vernetzung der verschiedenen Akteure ist uns wichtig“. Sie sind sich sicher: Der Hinterhofflohmarkt im Johannesviertel soll auch im nächsten Jahr weitergehen. „Und mit dem zweiten Samstag nach den Sommerferien, gibt es jetzt auch einen festen Termin“.