Feuerwehrkräfte aus Südhessen üben Ernstfall am Beispiel Ammoniak-Austritt an der Eissporthalle
Von Marc Wickel
Oliver Kose (links) und Thomas Müller von der Berufsfeuerwehr Darmstadt analysieren mit Eingasmessgerät und einem Prüfröhrchen an einem der Messpunkte die Luft. Foto: Andreas Kelm
( Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - 4,5 Tonnen des Kühlmittels Ammoniak sind bei der Eissporthalle am Bürgerpark ausgetreten, und das reizende Gas breitet sich bei Südwestwind aus. So skizziert Darmstadts Feuerwehrchef Johann Braxenthaler das Szenario bei der Feuerwehrübung am Samstag mit über 60 Feuerwehrleuten aus ganz Südhessen im Bürgerpark, Kranichstein und dem Arheilger Osten.
Dennoch geht das alles ganz ohne Blaulicht und Tatütata: Thema der Übung, die am 24. Juni mit anderen Feuerwehrkräften wiederholt wird, war die Gefahrstoffmessung, also der Teil, der im Ernstfall die Grundlage für Warnungen an die Bevölkerung ist.
Mit Windrad und Flatterband
An der Eissporthalle holt Feuerwehrmann Sascha Malzer aus Frankfurt ein Windrad aus einer Schublade seines Messgerätewagens und ein Stück des rot-weißen Flatterbands, das er an eine Stange bindet. So bestimmt er Windrichtung und Windgeschwindigkeit. Im Weiteren werden noch Temperatur und andere Wetterdaten gemessen. Diese Daten gibt der Feuerwehrmann in einen Laptop ein, um eine erste ungefähre Ausbreitungskeule berechnen zu lassen. Vom Wind her wird sich das Gas Richtung Kranichstein ausbreiten, wohin die Zentrale weitere Messwagen schickt.
KOOPERATION
Bei der sogenannten „Messkonzeption Südhessen“ kooperieren südhessische Feuerwehren sehr eng, wenn sich größere Lagen mit atomaren, biologischen oder chemischen Gefahrstoffen entfalten können.
Bei der Kooperation dabei sind die Kreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Odenwald und Offenbach, die Städte Darmstadt, Frankfurt, Hanau, Offenbach und Wiesbaden sowie die Firma Merck, bei deren Werksfeuerwehr auch die Einsatzzentrale für diese Zusammenarbeit ist. (mawi)
„Für eine vernünftige Gefahrstoffmessung brauchen wir vier Fahrzeuge“, berichtet Jörg Amann von der Feuerwehr Darmstadt. Er hat die Übung konzipiert. „Ein Fahrzeug ist an der Austrittsstelle, jeweils ein Fahrzeug hat man an den Flanken und eines am Ende des Bereichs“, führt er aus, wie die Ausbreitungskeule erfasst wird.
Die Fahrzeugbesatzungen fahren vordefinierte Messpunkte an. Im Schnitt ist es ein Messpunkt pro Quadratkilometer, allerdings misst man eher an neuralgischen Punkten wie Seniorenheimen oder Krankenhäusern und nicht in unbewohnten Arealen.
Ein Messpunkt ist am Brentanosee. Zu Übungszwecken habe man dort auch Wasserproben genommen, erklärt Feuerwehrmann Sascha Malzer. Wie die Probenentnahme abläuft, ist schriftlich genau festgehalten. Diese Protokolle sind bei allen südhessischen Feuerwehren gleich, da sie bei der „Messkonzeption Südhessen“ kooperieren.
Für Luftmessungen haben die Trupps Prüfröhrchen, in die Luft eingesogen wird. Der Röhrcheninhalt reagiert mit bestimmten Verbindungen, beispielsweise Blausäure oder eben Ammoniak, und gibt auch eine Konzentration an. „Das ist eine grobe, aber im Einsatz stabile Technik“, sagt Jörg Amann.
Die Meldungen der Messtrupps, auch Fotos, werden digital in die Zentrale geschickt, die Teil der Werksfeuerwehr des Kooperationspartners Merck ist, und über einen Beamer auf eine Wand projiziert. „Das ist ein internetbasiertes Unterstützungssystem“, erklärt Jens Rönnfeldt, Braxenthalers Stellvertreter. Das habe den Vorteil, dass alle auf dem gleichen Informationsstand seien.
„Alle geplanten Zeiten und Abläufe wurden eingehalten“, bilanziert Jens Rönnfeldt in einem ersten Resümee. Auch Michael Eiblmeier von der Feuerwehr Offenbach ist zufrieden. Ein ruhiger Ablauf ohne Hektik deute darauf hin, dass der Übungseinsatz gut gelaufen sei, sagte er.