Trotz des starken Regens am Morgen kommen fast 200 Schüler zum ersten Darmstädter Schulfahrradkorso. Sie wollen auf die Situation von Kindern im Stadtverkehr aufmerksam machen.
Von Marina Bahlke
Volontärin
Ausgestattet mit Helmen und Warnwesten treffen sich die Teilnehmer auf dem Messplatz.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Im strömenden Regen haben sich am Dienstagmorgen auf dem Messplatz knapp 200 Schüler zum ersten Schulfahrradkorso Darmstadts getroffen. Zur Erleichterung aller Beteiligten können sie erst mal Unterschlupf in einem Zelt finden, das dort bereits für den Merck-Firmenlauf am Mittwoch aufgebaut ist.
Das angekündigte Programm auf dem schlammigen Platz fällt kürzer aus als geplant. „Ich finde es ganz toll, dass die Kinder trotz des Regens gekommen sind“, sagt Initiatorin Sigita Urdze vom Stadtelternbeirat. Sie hofft, dass Kinder nach dem gemeinsamen Erlebnis nun öfter mit dem Rad zur Schule zu kommen. Das hänge aber nicht nur von den Schülern ab, ergänzt sie. „Ich weiß von genug Kindern, wo dann hinterher die Eltern sagen, die Strecke sei zu gefährlich oder zu weit.“
Die elfjährige Melina erzählt, dass sie jeden Freitag mit zwei Freunden von Messel bis zur Schule nach Arheilgen fahre. „Das ist sicherer als mit dem vollen Bus“, sagt sie. Anfangs seien sie von einer Mutter begleitet worden, die die Kinder bis nach Arheilgen gebracht hat. Seit sie die mehr als sieben Kilometer lange Strecke kennen, dürften sie alleine fahren. „Wieder zurück ist aber ziemlich anstrengend, es geht nur bergauf.“
Ihre Freundin Sesli ist seltener mit dem Rad unterwegs: „Ich muss zusammen mit meiner Schwester zur Schule gehen, und die will immer nur mit dem Bus fahren.“ Aber, fügt sie mit einem breiten Grinsen hinzu, ab dem Sommer macht sie den Schulweg allein, dann kann sie öfter das Fahrrad nehmen.
Lotta dagegen, auch elf Jahre alt, fährt jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule und wieder zurück, vier Kilometer pro Strecke. „Weil’s einfach mehr Spaß macht“ sagt sie. Außerdem mache der Bus einen Umweg und brauche länger, „da muss ich früher aufstehen.“
Gegen zehn Uhr setzt sich der Korso am Messplatz in Bewegung, der Regen hat inzwischen aufgehört. Mit Polizeibegleitung geht es zum Hauptbahnhof, durch Riedesel- und Heinrichstraße bis zur Lichtwiese, am Woog vorbei und über die Heinheimer Straße wieder zurück zum Messplatz. Auf der zehn Kilometer langen Strecke gab es nur einige kleinere Pannen und eine „wirklich kleine“ Verletzung am Anfang, zieht Sigita Urdze danach Bilanz. Sie ist begeistert von der Resonanz der Schüler. „Die Gesichter, die an mir vorbeigefahren sind, haben alle gegrinst.“ Unterwegs habe sie immer wieder Sätze gehört wie „Gaudi, mal über rot zu fahren“ und „Einfach toll!“.
Die Veranstaltung ist Auftakt des Stadt- und Schulradelns in Darmstadt und von Stadtelternbeirat, Stadtschülerrat und ADFC organisiert. Die Initiativen wollen auf die Belange der radfahrenden Kinder und Jugendlichen aufmerksam machen. „So soll auch der eine oder andere Autofahrer merken, dass es radelnde Schüler gibt“, sagt Sigita Urdze. Jugenddezernentin Barbara Akdeniz appelliert: „Man muss vor allem auf Kinder immer Rücksicht nehmen, sie sollten immer Vorfahrt genießen.“
Gemeinsam mit der Polizei hatten die Veranstalter die Strecke geplant, einfach war es nicht. „Bei der Streckenführung hat man gesehen, wie viel da fehlt“, berichtet ADFC-Vorsitzende Annelie von Arnim. Besonders die West-Ost-Verbindung sei problematisch. „Wir können die Schüler ja nicht durch den Tunnel schicken, und auf der Heinrichstraße ist die Baustelle.“
Das ist auch eins der Probleme, die Urdze hervorhebt. „Es ist besonders schwer für die Schüler, die einmal quer durch die Innenstadt müssen“ – selbst wenn die Strecke nicht so weit ist.