Die Wand vor der Teestube in der Darmstädter Alicenstraße hat ein neues Gesicht bekommen. Zu verdanken ist dies dem Arbeitskreis „Kunstprojekte im öffentlichen Raum“.
Von Petra Neumann-Prystaj
Unter Mitwirkung von Jutta Zulauf (Bild unten) wurde aus der unansehnlichen Wand ein Hingucker.
(Fotos: Petra Neumann-Prystaj)
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JOHANNESVIERTEL, - An grauen Tagen wirken die fröhlichen Pastellfarben und die heiteren Symbole auf der Mauer vor der „Teestube Konkret“ in der Alicenstraße wie Stimmungsaufheller. Die vorher von Schmierereien verunstaltete Wand präsentiert sich seit Oktober als Kunstwerk mit vielen kleinen Bezügen zu der „Teestuben“-Arbeit. Ein kleiner Vermerk – Akaprojekt – deutet auf die Macher hin: den Arbeitskreis „Kunstprojekte im öffentlichen Raum“ des gemeinnützigen Vereins Akademie 55plus.
Es war der Leiter des Arbeitskreises, Klaus Philipp, früherer Lehrer für Kunst und Werken an der Liebigschule und Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler, der die verschandelte Mauer bei einem Spaziergang entdeckte und neugierig auf das war, was sich hinter dem Namen „Teestube“ verbarg. Nämlich eine ambulante Beratungsstelle für Wohnsitzlose, die für viele von ihnen zur Heimat geworden ist. Hier können sie Bekannte treffen, ihre Post abholen, duschen, Wäsche waschen, Fahrräder reparieren und sich medizinisch versorgen lassen.
Konturen nach Art von Keith Haring
Klaus Philipp wurde freundlich empfangen und rannte mit seinem Vorschlag, die hässliche Mauer zu verschönern, offene Türen ein. Aber bevor der Arbeitskreis richtig loslegen konnte, musste die Erlaubnis der Eigentümer eingeholt werden, denn nur ein Teil der Mauer gehört zur „Teestube“, der andere, Bestandteil einer Garage, den Eigentümern des angrenzenden Gebäudes.
Unter Mitwirkung von Jutta Zulauf (Bild unten) wurde aus der unansehnlichen Wand ein Hingucker. Fotos: Petra Neumann-Prystaj
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Die Arbeitskreismitglieder einigten sich stilistisch auf einfarbige Flächen und Konturen nach Art von Keith Haring und griffen in ihren Entwürfen Elemente der Teestubenangebote auf: die Teekanne, das Rote Kreuz als Sinnbild für medizinische Versorgung, Telefon, Fahrrad, gute Gesprächsatmosphäre – und ganz viel Sonne und Wonne.
Nach fast einem Dreivierteljahr wurden dem Leitungsteam und den Besuchern der „Teestube“ drei Entwürfe zur Abstimmung vorgelegt. Die Mehrheit entschied sich für die heitere, phantasieanregende Version von Jutta Zuschlag. Einer der Besucher, Bernd Hollmann, erklärte sich bereit, den Untergrund mit weißer Farbe vorzubereiten. Danach rückten die Mitglieder des Arbeitskreises mit zwei Leitern, Pinseln und Farbtöpfen an und gestalteten die 3,30 Meter hohe Wand unter den wohlwollenden Blicken der gegenüber wohnenden Nachbarn völlig neu. Die Kosten für die Farben, rund 200 Euro, übernahm die „Teestube“.
KONTAKT
Anregungen zur Veredlung weiterer hässlicher Stellen in Darmstadt nimmt Klaus Philipp gern entgegen. E-Mail: kl.philipp@gmx.de. (pep)
Wie gefällt das vollendete Werk den Wohnsitzlosen? „Gut“, meinen sie kurz und bündig. Der positive Gesamteindruck wird nur durch den verschandelten Schaltkasten der Telekom gestört. Den würde der Arbeitskreis sofort als gemalte Waschmaschine in das Gesamtbild integrieren - wenn er dafür die Erlaubnis bekäme.
Die Mauer in der Alicenstraße ist schon das zweite Akaprojekt. Das erste befindet sich im tunnelartigen Durchgang zum Schloss gegenüber dem Landesmuseum: Auf weißem Untergrund sind dort schwarze Silhouetten von Studenten und Barockdamen und –herren dargestellt.