Für zwei junge Darmstädterinnen geht es zur Frisbee-WM nach Kanada. Beim Turnier im Hochschulstadion sprang der breitensprortliche Charakter der Sportart förmlich aus der Ergebnisliste.
Von Udo Döring
Sportredakteur
Das Spiel mit der Scheibe fordert hohen Einsatz beim Frisbee-Turnier im Darmstädter Hochschulstadion. Fotos: Thomas Zöller
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DARMSTADT - Wenn die Turniersieger "Say yes" heißen und den Ausflug aus dem französischen Lyon ins Darmstädter Hochschulstadion auch als Junggesellenabschied nutzen. Wenn sich andere Mannschaften Maultaschen, Mainzelrenner oder Erdferkel nennen. Dann springt der breitensportliche Charakter förmlich aus der Ergebnisliste. Passt ja auch zum Sportgerät, wird sich manch Beobachter auch gedacht haben. Frisbee halt, die beliebte Freizeitscheibe.
Doch zu den Würfen und Flügen gehört eine Wettkampfform, die sich immer leistungssportlicher entwickelt. "Der Sportbetrieb wächst kontinuierlich", sagt Wolfgang Fiedler als Vorsitzender des FSV Ars Ludendi Darmstadt. In fast allen Klassen sind die Ultimate-Frisbee-Mannschaften mittlerweile in der Bundesliga angekommen. Die Frauen holten in einer Spielgemeinschaft mit Mainz sogar den deutschen Meistertitel auf dem Feld und sicherten sich auch das Startrecht bei der Weltclubmeisterschaft, wo sie in Cincinnati einen guten Mittelplatz belegten.
Zwei Nationalspielerinnen bei U 20-WM in Waterloo
Schon an diesem Wochenende geht es weiter mit internationalen Einsätzen für zwei Darmstädter Frisbee-Spielerinnen. Kati Hülhorst und Thea Printz sind mit der U20-Nationalmannschaft zur WM ins kanadische Waterloo gereist. Beide sind erst 16 Jahre alt und gehören zu den Jüngsten im Team. Erfahrungen haben sie aber schon reichlich, Titel auch: zweimal wurden sie Europameister mit den Juniorinnen.
HEIMSIEGE BEIM DISCGOLF-TURNIER
Beim Discgolf-Turnier auf den Bahnen an der Lichtwiese gab es einen Heimsieg für den FSV Darmstadt. Tobias Pfeiffer brauchte für die vier Runden 194 Würfe und lag damit 30 Würfe unter dem Platzstandard. Auf der dritten Runde sorgte er mit 43 Würfen für das beste Turnierergebnis. Markus Feutlinske platzierte sich unter den 72 Teilnehmern als Neunter der Open-Klasse ebenfalls unter den Top Ten.
Bei den Frauen lag mit Jasmin Milzetti (248 Würfe) ebenfalls eine Darmstädterin vorne.
Keine schlechte Bilanz für eine recht kurze leistungsorientierte Laufbahn, die mit einem Schnupperkurs im Schulsport begann. "Ich habe vorher schon viel ausprobiert, aber beim Frisbee ist die Kameradschaft viel stärker als etwa beim Fußball", sagt Kati Hülhorst, und auch ihre Freundin schätzt den sozialen Charakter des Spiels: "Es herrscht ein hohes Niveau, aber es funktioniert ohne Schiedsrichter". Denn Regelfragen werden unter den Spielern auf dem Feld gelöst.
Neben Fairness braucht es aber auch Kondition, um auf dem Feld mit Fußballmaßen dafür zu sorgen, dass die Scheibe in die Endzone gelangt. Beim Heimturnier brachten sich die beiden Ars-Ludendi-Juniorinnen auch lieber als Helferinnen ein, um sich vor dem internationalen Einsatz zu schonen und kein Verletzungsrisiko einzugehen. Auch im Ligabetrieb werden sie nur dosiert im Erwachsenenbereich eingesetzt, trainieren und spielen vornehmlich in ihrer Altersklasse. Auch wenn sie dort etwas unterfordert sein dürften.
"Im Nachwuchsbereich ist es eher noch ein Problem, Spieler zu finden", sagt Wolfgang Fiedler. Vieles entwickelt sich dagegen im Studentenalter, wo Kurse großen Zulauf erfahren. Tim Huyeng hat es über diesen Weg zum international erfolgreichen Frisbeespieler gebracht. Zuletzt als Mitglied der Mixed-Nationalmannschaft, die bei den US Open in Minnesota Platz sechs belegte. "Wir haben starke internationale Teams geschlagen", sagt der 26 Jahre alte Doktorand der Bauinformatik, der im nächsten Jahr die EM anstrebt und 2020 die WM.
In der näheren Zukunft geht es für ihn und seine Vereinskollegen darum, dass Ars Ludendi auch in der Open-Klasse auf dem Feld erstklassig wird. Nach einem guten ersten Turnier sind die Chancen nicht schlecht, im September diese Leistungslücke bei Ars Ludendi zu schließen.
Beim Heimturnier "Poolimate" belegten die Darmstädter Platz fünf unter acht Mannschaften der Open-Klasse und Rang acht unter 16 Mixed-Teams. Die Breitenwirkung der Frisbeescheibe belegt dabei auch die stattliche Zahl von 484 teilnehmenden Spielern.