Fahrradaktionstag lockt Menschen in Darmstädter Innenstadt

Testfahrer Gerhard Lorenz kutschiert auf der Rikscha den Gründer von „Radeln ohne Alter“ Franz Verweyen. Foto: Andreas Kelm

Mit dem Aktionstag will die Stadt Darmstadt für das Rad als klimaschützende Alternative werben. Außerdem wurden die Gewinner des Stadtradelns ausgezeichnet.

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DARMSTADT. Ein schöner Zufall: Wer mit dem Fahrrad den Luisenplatz am Sonntag um 11 Uhr überquerte, traf auf den „Dampfenden Elias“, die historische Dampflok, die seit den späten 1880er-Jahren von Darmstadt nach Griesheim zuckelte. Beim Fahrradaktionstag auf dem Marktplatz wird das Ereignis glatt getoppt: Das Deutsche Fahrradmuseum ist mit historischen Modellen aus Bad Brückenau angereist, darunter das älteste Modell überhaupt: eine hölzerne „Laufmaschine“ von 1817. Den ersten Tretkurbelantrieb entwickelte der Franzose Pierre Michaux 1861/63, der Luftreifen wurde 1888 erfunden.

Auf dem Marktplatz stehen aber auch zahlreiche Fahrradhändler, die die neuesten Modelle präsentieren, vom Rennrad über Mountainbikes bis zum S-Pedelec mit einer Zulassung bis 45 km/h. „Diese Modelle sind derzeit sehr gefragt, weil viele vom Auto auf das Fahrrad umsteigen wollen“, sagt Tobias Jörn vom Radladen Vansprint.

Rikscha-Fahrten werden auch angeboten

Genau darum geht es der Stadt, die den Fahrradaktionstag bereits zum elften Mal organisiert: „Wir werben für das Fahrrad als klimaschützende Alternative zum Auto“, so Mobilitätsdezernent Michael Kolmer (Grüne). Der Markt boomt, und das umfangreiche Angebot der Händler unterstreiche das große Entwicklungspotenzial dieses „klimaneutralen Verkehrsmittels“.

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Neben Händlern informieren Vereine und Organisationen über ihre Arbeit. Der Verein „Radeln ohne Alter“ bietet Rikscha-Fahrten an für Menschen, die selbst nicht mehr radeln können. Bei kleinen Fahrten in die Umgebung trifft Jung auf Alt, um ein Stück freie Zeit gemeinsam zu genießen.

Kräftig in die Pedale getreten haben auch die Gewinner des Stadtradelns, die von Michael Kolmer und Schuldezernet Holger Klötzner (Volt) ausgezeichnet werden. Das aktivste Team war mit 38.585 gefahrenen Kilometern das Team TU Darmstadt mit 246 Radelnden und einer CO2-Emissionsvermeidung von 5942 Kilogramm (im Vergleich zum Auto), gefolgt von Team GSI/FAIR und Team Merck. Teil von Team Merck war Sascha Bethke, der als Einzelradler mit 1806 Kilometern den ersten Platz einnahm, gefolgt von Sigita Urdze, Team Erich-Kästner-Schule und Guido Götz, Team SG Arheilgen. Beim Schulradeln kam die Lichtenbergschule auf Platz eins, auf Platz zwei und drei die Justus-Liebig-Schule und das Ludwig-Georgs-Gymnasium.

Insgesamt wurden 611.677 Kilometer zurückgelegt, „das entspricht 15 Erdumrundungen“, meint Kolmer. Und Darmstadt hat sein Ergebnis vom Vorjahr um 15 Prozent übertroffen – das macht 94 Tonnen CO2-Vermeidung.

Fahrrad-Waschanlage ist weiterer Höhepunkt

Ein weiterer Höhepunkt beim Aktionstag ist die Fahrrad-Waschanlage. Sachin Kumar, Mechatronik-Ingenieur, hat den gläsernen Kasten erfunden und Cycle Wash in Köln gegründet. Vom Boom profitiert auch er. Über 200 Waschanlagen hat er bereits verkauft, Abnehmer sind Firmen oder Städte, die die Maschinen für 60.000 Euro oder solarbetrieben für 70.000 Euro ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen. In Darmstadt steht noch keine Fahrrad-Waschanlage.

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Beim Fahrradflohmarkt wechseln immer wieder Gebrauchträder ihren Besitzer. Und die beiden Fahrradwerkstätten Zwanzig° von der TU und Gleis 66 machen einen Gratis-Fahrradcheck. Christina Schulte von Zwanzig°: „Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe“, auch werden alte Räder ausgeschlachtet oder weitergegeben an Menschen, die sich kein Rad leisten können. Radeln ist nachhaltig und gesund für alle.“