Erst mit Gas, dann mit der Flex

Um an das Geld in dem Fahrkartenautomaten am Nordbahnhof zu kommen, rückte ein kriminelles Duo dem Apparat mit Gewalt zu Leibe. Archivfoto: Andreas Kelm
© Andreas Kelm

Ein Duo steht in Darmstadt wegen Sprengung eines Fahrkartenautomats vor Gericht. Einer der Angeklagten muss sich auch wegen weiterer Delikte verantworten.

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DARMSTADT. Mitte September 2018 brannte es in einer Tiefgarage in Arheilgen, am 7. November wurde ein Fahrkartenautomat im Nordbahnhof gesprengt und seit Juni wurden 15 Fahrräder und Pedelecs im Wert von über 30 000 Euro in Darmstadt gestohlen. Für all diese Taten soll ein 24 Jahre alter Pole aus Arheilgen verantwortlich sein, so die Staatsanwaltschaft. Bei der Sprengung soll auch sein 29 Jahre alter Nachbar dabei gewesen sein. Seit Mittwoch verhandelt das Darmstädter Landgericht gegen die beiden vorbestraften Männer. "Diese drei Kisten sind alles Vorstrafenakten", illustrierte der Vorsitzende Richter Felix Diefenbacher die Delikte des 24-Jährigen. Die Männer sind seit 18. November in Untersuchungshaft.

Den Fahrkartenautomat soll das Duo nachts gegen 2.45 Uhr gesprengt haben. Sie hätten ein Loch gebohrt, beschrieb Staatsanwältin Susanne Deltau, und darüber Gas in den Automaten geleitet. Aber die Explosion knackte den Automaten nicht. Der 24 Jahre alte Angeklagte habe daher versucht, ihn mit einer Flex zu öffnen, beschrieb die Staatsanwältin. "Hierbei wurden die Angeklagten von einer Streife der Bundespolizei überrascht."

Die Sprengung war automatisch gemeldet worden. "Als wir Darmstadt-Nord angefahren sind, haben wir eine Person flüchten sehen", sagte eine Polizistin aus. Sie habe die Person verfolgt, aber aus den Augen verloren. Fand aber eine Tasche mit einer frisch benutzen Flex. Etwas später hatte eine Streife der Landespolizei den 24-Jährigen auf dem nahen Gelände eines Autohändlers entdeckt. Da es in dem Moment keine direkten Hinweise auf ihn als Täter gab, hatte man ihn nach Feststellung der Personalien gehen lassen. Der 24-Jährige gestand die Sprengung gestern im Gericht. Der 29-Jährige behauptete, 500 Meter vom Tatort entfernt gewesen zu sein.

Zur Brandstiftung in der Tiefgarage, erklärte Susanne Deltau, dass der 24-Jähringe sich mit einem Nachbarn gestritten habe. "Aus Verärgerung über den Nachbarn legte der Angeklagte vorsätzlich Feuer an dessen Pkw", so die Staatsanwältin. Bei dem Brand wurden 35 Fahrzeuge und das Bauwerk beschädigt. Der Bauverein schätzt allein den Schaden an der Tiefgarage auf rund eine halbe Million Euro.

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Man kann vermuten, dass der Streit mit dem Nachbarn indirekt mit den Fahrraddiebstählen zusammenhing. Der Angeklagte hatte nämlich im Keller des Wohnhauses ohne Erlaubnis eine Fahrradwerkstatt betrieben, wo er vermutlich die von ihm gestohlenen Räder bearbeitete. Wegen dieser Werkstatt hatten sich der Angeklagte und der Nachbar gestritten.

Der 24 Jahre alte Angeklagte räumte vor Gericht auch die Brandstiftung und zwölf der 15 Fahrraddiebstähle ein. Der Prozess wird am Freitag, 12. Juli, um 12.30 Uhr fortgesetzt.