Die zweite Auflage der Konzertreihe bringt „Element of Crime“, Danger Dan, LEA und Aurora im Juli auf den Messplatz. Wie das im Corona-Sommer aussehen soll.
DARMSTADT. Endlich? Endlich wieder! Nachdem das Festival „Endlich Open-Air“ im Pandemie-Sommer 2021 Darmstadt neun Konzerte zwischen Kies und Pflaster auf dem Messplatz bescherte, soll es im kommenden Juli eine zweite Auflage geben. Wieder haben sich Centralstation, Bedroomdisco und 806qm als Veranstalter zusammengetan. Die ersten vier Termine mit drei Solokonzerten und einem Band-Auftritt zwischen 12. und 15. Juli stehen nun fest. Weitere Auftritte bis 17. Juli seien in Vorbereitung, heißt es.
„Element of Crime“ macht am 12. Juli den Auftakt. Sven Regener (61) – als Romancier bekannt durch das Kiezporträt „Herr Lehmann“ – ist mit seiner Gruppe seit 35 Jahren bekannt für rauchige Balladen zwischen Folk, Rock und Chanson. Mehrfach waren sie schon in der Centralstation zu Gast, zuletzt 2017.
Mitglied der „Antilopen-Gang“
Danger Dan heißt bürgerlich Daniel Pongratz (38) und ist der Sohn des Pädagogik-Professors Ludwig Pongratz von der TU Darmstadt (1992–2009). Bekannt aber ist der in Aachen aufgewachsen Junior vor allem als Mitglied der Polit-Rapper „Antilopen-Gang“ („Beate Zschäpe hört U2“). Solo hat er schon 2008 Sprechgesang auf Holocaust und deutsche Gedenkkultur prallen lassen („Sommerlüge“). Im vergangenen Sommer sorgte er mit seiner provokativen Piano-Ballade „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ für Furore. Ein Diskurssong im cleveren Konjunktiv, der sich auf der juristischen Meta-Ebene spekulativ an Protagonisten der rechten Szene wie AfD-Mann Alexander Gauland, Verschwörungsfunker Ken Jebsen und dem populistischen Publizisten Jürgen Elsässer abarbeitet. Dafür lässt sich Danger Dan im Video mit Tomaten und Torte bewerfen und reckt trotzig das AK47-Sturmgewehr. Am 13. Juli kommt der linke Kunstfreiheitskämpfer auf den Messplatz.
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LEA lässt es am 14. Juli gewiss entspannter angehen. Lea Marie Becker (29) aus Kassel hat sich mit sechs Jahren ans Klavier gesetzt, mit elf Jahren Songs komponiert, mit 16 via Youtube erste Erfolge gefeiert („Wohin du willst“). Ihr Indie-Pop klingt melancholisch, ihre Stimme mutet zart und zerbrechlich an – passend zur Innerlichkeit ihrer Lyrik.
Hoffnung auf Corona-Sommerpause
Aurora aus dem norwegischen Bergen kommt am 15. Juli. Und auf den ersten Blick könnte man denken, da singe die jüngere Schwester von LEA. Aurora Aksnes (25) ist auch eine blonde, blasse junge Dame mit elfenhaft zartem Organ, das aber durchaus Kraft entfalten kann, wenn die Musik anzieht. Bereits mit zwölf Jahren schrieb sie ihren späteren Hit „Runaway“. Ihr Durchbruch mit mystisch angehauchtem Synthie-Songs gelang 2015. „Running with Wolves“ wurde durch einen Mobilfunk-Spot zum Hit. Wer sich in ihr Werk einhört, traut der Norwegerin schnell zu, dass sie die Einöde des Darmstädter Messplatzes nordisch verzaubern kann.
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Bisweilen war es ja auch im vergangenen Jahr schon gelungen, die urbane Einöde musikalisch vergessen zu machen. Bei der ersten Auflage des „Endlich Open Air“ hatten neun Konzerte mit Künstlern wie Joy Denalane und Helge Schneider rund 7000 Zuschauer erreicht. Mit coronakonform großem Abstand zwischen Publikumsparzellen mit Bierbänken und Liegestühlen. Falls die Pandemie wie erhofft eine Sommerpause einlegt, kann es diesmal auf dem Messplatz ja gern etwas gemütlicher zugehen.