801 Mädchen und Jungen werden im Spätsommer von der Grundschule auf's Gymnasium wechseln. Viele Eltern wünschen sich einen Platz an einem G 9-Gymnasium, doch das Staatliche Schulamt für Stadt und Kreis kann nicht all diese Wünsche zum kommenden Schuljahr erfüllen: Drei Klassen müssten zusätzlich eingerichtet werden.
Von Thomas Wolff
Lokalredakteur Darmstadt
Lieber mit mehr Zeit lernen: Viele Eltern von Darmstädter Grundschülern (hier ein Archivbild der 4d der Schillerschule mit Klassenlehrer Robert Kerkhoff) wollen ihren Kindern wieder neun Jahre Unterricht bis zum Abitur gönnen. Archivfoto: Claus Völker
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DARMSTADT - Viele Grundschul-Eltern aus Stadt und Kreis wollen ihren Kindern wieder mehr Zeit zum Lernen in der Mittelstufe geben - und wünschen sich einen Platz an einem G 9-Gymnasium. Das Staatliche Schulamt kann nicht all diese Wünsche zum kommenden Schuljahr erfüllen: Drei Klassen müssten zusätzlich eingerichtet werden - das geht teils nur auf Umwegen und mit Wartezeit. Wie die Schüler gelenkt werden sollen, ist jetzt entschieden, wie Ralph von Kymmel, Leiter des Staatlichen Schulamts für Stadt und Kreis, am Dienstag erläuterte.
1205 Mädchen und Jungen werden im Spätsommer von der Grund- auf eine weiterführende Schule in Darmstadt wechseln, das entspricht etwa dem Schnitt der vergangenen Jahrgänge. Davon werden 102 auf die Haupt- und Realschule gehen, 244 auf eine der drei Integrierenden Gesamtschulen (IGS), 378 auf ein Gymnasium mit G 8-Ausrichtung, 423 auf einen G 9-Zweig - davon etwa 80 auf eine Kooperative Gesamtschule mit Gymnasialzweig. Die amtlichen Bescheide über die "Schülerlenkung" gingen jetzt an die Eltern raus. Die Gespräche über die Förderschul-Besuche laufen aktuell noch.
Damit ist klar, dass weniger Eltern ihre Kinder unbedingt auf einen gymnasialen Weg schicken wollen. Im vergangenen Schuljahr lag der Anteil bei 77 Prozent aller Elternwünsche - ein Spitzenwert; es gab Befürchtungen, dass der Trend weiter nach oben gehen könnte. Das hätte die Schulplaner vor schwer lösbare Aufgaben gestellt. Jetzt ist der Anteil mit 66 Prozent "wieder fast auf den Mittelwert der Vorjahre zurückgegangen, der bei 60 bis 62 Prozent lag", sagt von Kymmel. Kein Trend also, sondern ein Ausreißer - die Gründe können vielfältig sein.
"Wir bewerben seit Jahren ganz aktiv die Vielfalt der Bildungswege nach der Klasse vier", sagt von Kymmel. "Sogar der Hauptschulabschluss kann noch zur Hochschulreife führen." Erfolgreich verlaufe auch ein hessischer Feldversuch, der es erlaube, "direkt nach der Ausbildung ein fachbezogenes Studium anzufangen" - also nicht erst mit dem Meisterbrief in der Tasche.
Mag sein, dass sich solche Alternativen herumsprechen unter den Eltern. Jeder fünfte Elternwunsch geht immerhin in Richtung IGS, die ja auch alle weiteren Wege für die Schüler offenlässt, wie der Schulamtsleiter betont. Aber auch im kommenden Schuljahr sind noch zwei Drittel auf Kurs einer gymnasialen Beschulung ihrer Kinder. Was die Schulen vor Probleme stellt.
Die Wünsche der G 8-Eltern kann das Staatliche Schulamt alle erfüllen; drei Gymnasien in der Stadt bieten das derzeit noch an, wobei die Georg-Büchner-Schule zum Schuljahr 2018/19 umschwenken wird. Die G 9-Plätze aber "waren überangefragt". Drei Klassenstärken, also 80 bis 90 Schüler mehr sollen laut Elternwunsch nach dem alten System unterrichtet werden. Das altsprachlich ausgerichtete Ludwig-Georgs-Gymnasium wird deshalb von drei auf vier Züge im Jahrgang Fünf erhöhen - das gehe auch ohne bauliche Maßnahme, sagt das Schulamt. Der große Rest wird unter anderem auf das Georg-Büchner-Gymnasium verwiesen. Da besteht nach der jüngsten Entscheidung zur G 9-Rückkehr ja immerhin eine Perspektive fürs folgende Schuljahr, so die Haltung des Schulamts. Vielleicht geht's in einzelnen Klassen sogar früher zurück zum alten Mittelstufen-Unterricht. Eine Sondervereinbarung erlaubt es der Schulgemeinde, dass unter bestimmten Bedingungen schon früher zu G 9 zurückgekehrt werden kann - klassenweise, sodass sogar ein Parallelbetrieb denkbar wäre. Die Schulleitung werde die neu hinzukommenden Eltern "so früh wie möglich befragen", sagt von Kymmel.
Dennoch dürfte es auf Sicht an den Darmstädter Gymnasien eng werden. Die Bevölkerung wächst stetig, wobei die meisten Neubürger Erwachsene sind. Der Elternwunsch nach Gymnasialkindern bleibt aber auf hohem Niveau. An den jetzigen sechs Gymnasien gebe es "sehr begrenzte Raummöglichkeiten", sagt von Kymmel - und aufgrund der Nachbarschaft keine Erweiterungsflächen. Viktoriaschule, Eleonorenschule und andere sind dicht eingebaut.
Da ist freilich der Schulträger gefragt, die Kommune: "Die Stadt weiß das", sagt der Schulamtsleiter.