Mittwoch,
31.07.2019 - 00:00
3 min
Einblick nehmen in andere Religionen
Von Bettina Bergstedt
INFOS UND KARTEN
Karten und weitere Informationen gibt es an allen öffentlichen Stellen und Vorverkaufsstellen, über Facebook und die Homepage www.juedische-kulturwochen-darmstadt.de. (bbeg)
DARMSTADT - Mit 13 Veranstaltungen an acht verschiedenen Orten sind die Jüdischen Kulturwochen 2019 in Darmstadt bereits in der zweiten Runde gut vernetzt. Den Auftakt bildet eine große Ausstellung über „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“ im Justus-Liebig-Haus, mit der am 20. August die Kulturwochen eröffnet werden. Den Abschluss bildet ein Konzert in der Centralstation am 24. November.
Dazwischen: Formate wie Film, Konzert, Lesung, Vortrag oder Führungen, denn „so vielfältig wie Kultur ist, ist auch jüdische Kultur“, sagte bei der Programmvorstellung der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, Daniel Neumann. So steht das Programm für ein offenes Miteinander.
Bereits die ersten Kulturwochen 2018 wurden im engen Schulterschluss mit der Stadt Darmstadt veranstaltet. Oberbürgermeister Jochen Partsch betonte, dass die Stadt dankbar sei für das lebendige jüdische Leben und die „engagierten Persönlichkeiten, die sich aktiv in die Stadt begeben“. Antisemitismus, egal aus welcher Richtung, werde mit klarer Haltung begegnet. „Das Beste ist, sich gegenseitig kennenzulernen und einen Einblick zu nehmen in andere Religionen und Kulturen.“
In diesem Sinne präsentiert die Jüdische Gemeinde unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler, lädt ein zur Teilhabe an religiösen Festen und öffnet die Türen mit gleich drei Terminen, einem „Tag der offenen Tür“, an dem die Synagoge besichtigt werden kann (17. November), am 6. Oktober findet eine Führung über den jüdischen Friedhof statt und am 1. November können Interessierte einen jüdischen Gottesdienst mit dem Gemeinderabbiner Jehoschua Ahrens miterleben: „Kabbalat Schabbat – hautnah“.
Mit der Ausstellung über jüdische Lebenswelten (Eröffnung am 20. August) werden jüdische Biografien im 21. Jahrhundert vorgestellt, die darauf hinweisen, dass jüdische Kultur seit über 2000 Jahren die deutsche Kultur geprägt hat und prägt. Ihre Geschichte ist nicht auf den Holocaust zu beschränken.
Jiddische Lieder aus aller Welt
Dass Rassismus immer noch an vielen Orten existiert, auch in Jerusalem, zeigt der Dokumentarfilm „Forever Pure“ (4. November) über den größten israelischen Fußballverein, der den eigenen Rassismus der Ultras in Israel und politische Hintergründe kritisch beleuchtet.
Humoristisch wird es mit der Komödie „Scholem Alejchem: Die erste jüdische Republik“ (15. September) in der Bessunger Knabenschule, eine „turbulente politische Farce“ über 13 Schiffbrüchige. Und weil Humor zentraler Bestandteil jüdischer Kultur ist, ja sogar pädagogisches Konzept im Talmud, spricht der Frankfurter Rabbiner Julian-Chaim Soussan über den „Jüdischen Witz“ (14. November), der auch angesichts von Unterdrückung und Verfolgung entlastende Funktion hatte.
Die Geschichte des Künstlers „Moritz Daniel Oppenheim“ (26. September) erzählt ein Film, die Lesung mit Igal Avidan (23. August) würdigt einen arabischen Arzt, der, selbst als „Nichtarier“ diskriminiert, jüdische Verfolgte während der Nazi-Zeit versteckte. Juna Grossmann beschäftigt sich in der Lesung aus ihrem Buch „Schonzeit vorbei“ (8. September) mit dem neuen Antisemitismus.
Musikalisch reicht die Reise des Pianisten Albert Mamriev bei seinem Klavierkonzert (1. September) von Liszt über Alkan, Rubinstein bis zu Maayani, das Duo „Levinsky und Georgi Mundrov“ (27. Oktober) präsentieren jiddische Lieder aus aller Welt. Beim Abschlusskonzert bedienen sich „Sharon Brauner & Karsten Troyke“ (24. November) einer Vielzahl von Stilelementen für ihre Neuarrangements jüdischer und hebräischer Lieder.