Nach dem Fahrradunfall vom 23. November vergangenen Jahres, bei dem an der Einmündung der Grafenstraße in die Bismarckstraße der 68 Jahre Darmstädter Theatermacher Hanno...
DARMSTADT. Nach dem Fahrradunfall vom 23. November vergangenen Jahres, bei dem an der Einmündung der Grafenstraße in die Bismarckstraße der 68 Jahre Darmstädter Theatermacher Hanno Hener ums Leben kam, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt das Verfahren gegen einen 48 Jahre alten Lastkraftwagenfahrer aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg eingestellt.
"Der Verdacht auf fahrlässige Tötung und eine Verletzung der Sorgfaltspflicht gegen den Lkw-Fahrer hat sich nicht bewahrheitet", sagte Oberstaatsanwalt Robert Hartmann nach der Auswertung des Sachverständigen-Gutachtens. "Der Lkw-Fahrer hat nicht gegen Regeln verstoßen, der Radfahrer auch nicht", erläuterte Hartmann. "Das ist eine Verkettung von unglücklichen Umständen und ein tragisches Unglück", so der Oberstaatsanwalt.
Beide, der Lkw und der Radfahrer, seien am Tag des Unfalls auf der Bismarckstraße in Richtung Justizbehörden unterwegs gewesen.
An der Unfallkreuzung warteten beide an einer roten Ampel, der Radfahrer startete und rechnete nach Einschätzung der Gutachter wohl nicht mit einer schnellen Anfahrt des Lkws, nachdem die Ampel auf grün schaltete. "Der Radfahrer stand im 'toten Winkel' und konnte vom Lkw-Fahrer nicht gesehen werden", erläutert der Staatsanwalt. Der Radfahrer geriet nach dem Gutachten unter die Vorderreifen des Lastkraftwagens.
"Der Fahrer nahm ein Schleifgeräusch wahr, bremste sofort, doch der Radfahrer hatte keine Chance und starb", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Das Sachverständigen-Gutachten wurde von der Staatsanwaltschaft noch am Tag des Unfalls in Auftrag gegeben, seit Ende April liegt das Gutachten der Ermittlungsbehörde vor und wurde jetzt ausgewertet.
"Diese Gutachten brauchen immer eine Weile, sie sind dann aber zweifelsfrei und gründlich ausgearbeitet", so die Einschätzung Hartmanns. Das Gutachten über den Hergang des zweiten tödlichen Fahrrad-Unfalls nur vier Tage später, bei der eine Kreuzung weiter - an der Ecke Bismarck- und Kasinostraße - eine 38 Jahre alte Frau ums Leben kam, liegt der Staatsanwaltschaft noch nicht vor.
Nach den beiden tödlichen Unfällen gab es Kritik an den Bedingungen für den Fahrradverkehr in Darmstadt.
"Die vorhandene Radverkehrsinfrastruktur stellt eine trügerische Sicherheit für den Radverkehr dar", äußerte sich im November Stephan Voeth vom Verein "Wegerecht", der sich für die Rechte von Fußgängern und Radfahrern in Darmstadt starkmacht.
Dass die Bismarckstraße ein häufiger Gefahrenpunkt sei, hatte Verkehrsdezernentin Barbara Boczek (Grüne) nach den Unfällen bestritten: "In den vergangenen Jahren waren die Bismarckstraße und ihre Kreuzungen nicht durch eine Häufung von Unfällen aufgefallen."
Dass Darmstadt seit Jahren ein Problem mit der Sicherheit im Fahrradverkehr hat, zeigt jedoch die hessische Unfallstatistik. Demnach werden in Darmstadt im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr Radfahrer verletzt als in anderen kreisfreien Städten wie Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach und Kassel. Darmstadt verweist darauf, dass in diesen Städten der Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr niedriger ist.
Von Frank Horneff