Eine Zulieferstraße am Supermarkt Tegut an der Kasinostraße ist ein Gefahrenschwerpunkt für Radfahrer. Foto: Guido Schiek
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MARTINSVIERTEL - Man kann gerade noch zur Seite springen, als der Laster von der Kasinostraße aus über den Rad- und Gehweg auf den Bauhof fährt. Von dem Grundstück rollt als nächstes ein anderes Baufahrzeug – gefolgt von einem Bagger, dessen Fahrer es besonders wild treibt: Er düst quer über alle fünf Spuren und durchgezogenen Linien der Kasinostraße, um dann genauso verbotswidrig gegen die Einbahnstraße in die Liebigstraße zu fahren.
Büsche und Bäume nehmen die Sicht
Ein Hauch von Wildwest ist derzeit in der Kasinostraße an der Einmündung der Zuliefererstraße hinter dem Tegut-Markt zu beobachten: Über eine Einfahrt an der Ecke zum Rad- und Gehweg sind Baufahrzeuge unterwegs. Und weil sie entgegen der Einbahnstraßenrichtung der Zuliefererstraße fahren und die Ecke wegen hoher Büsche und Bäume weder für sie noch für Radfahrer oder Fußgänger einsehbar ist, kommt es zu brenzligen Situationen.
Bernd Schneider beobachtet das schon länger – nicht erst im Zusammenhang mit dem Baustellenverkehr. „Das ging im Frühjahr 2016 los“, berichtet der Darmstädter, der auf dem Weg zum Einkaufen oft dort entlangradelt. Plötzlich sei das Einbahnstraßenschild am anderen Ende der Zuliefererstraße, am Sensfelderweg, weggekommen.
VERTRAG
Auf ECHO-Anfrage teilt Entega mit, man habe mit Tegut einen Vertrag geschlossen, dass das Stück der Zulieferstraße zum Ein- und Ausfahren genutzt werden dürfe. Man habe der Baufirma die Instruktion gegeben, dass sie sich verkehrsgerecht und vorsichtig verhalten solle. Unabhängig davon wolle man an der Stelle nun ein Baustellen-Hinweisschild anbringen.
Die Bauarbeiten im benachbarten Johannesviertel sollen noch bis in den Herbst hinein dauern. (alex)
In der Folge hätten etliche das als Abkürzung genutzt und seien gegen die Einbahnstraße Richtung Kasinostraße gefahren. „DHL-Lieferfahrzeuge, Moscheebesucher, Kehrwagen vom EAD“, zählt Schneider auf, was er da schon hat durchkommen sehen. Schon mehrfach habe er mit seinem Rad hart bremsen müssen, um eine Kollision zu vermeiden. „Es ist gefährlich.“
Dass dort jede Menge Fahrzeuge gegen die Einbahnstraße herausfahren und das teils recht rüde, bestätigt sich bei einer ECHO-Stippvisite. „Es ist nicht legal, das weiß ich“, sagt eine Falschfahrerin, darauf angesprochen. „Aber ich bin nicht die einzige.“ Viele im Pallaswiesenviertel würden die Zulieferstraße als Abkürzung nutzen. Andernfalls müsse man weiträumig den Sensfelderweg befahren, der zudem teils Einbahnstraße sei. „Das ist saublöd.“
Doch Bernd Schneider findet die Situation so nicht hinnehmbar. Deswegen wandte er sich bereits voriges Jahr an diverse Ansprechpartner – von Stadt über Tegut und Netto bis zum städtischen Eigenbetrieb kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD), der neben dem Postverteilzentrum im Sensfelderweg sitzt. Im Frühjahr 2017 sei das Einbahnstraßenschild endlich wieder an den Sensfelderweg gesetzt worden. Und am anderen Ende stehe seither ein Schild „Lieferverkehr frei“.
Aber viel hat das nach Beobachtung Schneiders nicht bewirkt. „Es hat sich einfach eingeschlichen, dass das als Abkürzung genutzt wird.“ Und weitere Anrufe und Anregungen, daran etwas zu ändern, hätten nicht weitergeführt. Das Straßenverkehrs- und Tiefbauamt habe ihm gesagt, die Zulieferstraße sei im Besitz eines Privateigentümers, weswegen dieser gefragt sei.
Doch dieser ist schwer greifbar. Auf Anfrage bei Tegut als Mieter möchte man über den Eigentümer des Grundstücks mit Verweis auf den Datenschutz keine Auskunft geben. Eine Sprecherin teilt mit, dass es wegen der Verkehrssituation weder Kundenbeschwerden noch Behinderungen ihrer Lieferanten gebe.
Auch die Stadt gibt an, dass ihr keine Beschwerden bekannt seien. Bei einem Ortstermin sei zwar festgestellt worden, dass zahlreiche Fahrzeuge den Weg von der Kasinostraße zum Sensfelderweg als Abkürzung nutzten. Eine Gefährdung habe nicht festgestellt werden können. Auch sei da niemand gegen die Einbahnstraße gefahren.
Anders jedoch bewertet die Stadt den Baustellenverkehr. Dieser stehe im Zusammenhang mit der Verlegung der Fernwärmeleitung durch den örtlichen Energieversorger Entega in der Liebigstraße. Die Querung der Kasinostraße sei auch von der Straßenverkehrsbehörde beobachtet worden. „Die Ausfahrt an der besagten Stelle ist verkehrsbehördlich nicht erlaubt; die Kommunalpolizei wird hier kontrollieren“, heißt es Eine etwaige Beschilderung des Baustellenverkehrs müsse allerdings von der Entega veranlasst werden.