Kaum beachtet und schon gar nicht geküsst: Warum sitzt das kleine goldene Tier auf dem Sandsteinportal der Volksbank?
Von Eva-Maria Bast
Was hat ein kleiner goldener Frosch auf dem Portal der Volksbank verloren? Heide Bössler hat das kleine goldene Tierchen richtig lieb gewonnen.
(Fotos: Eva-Maria Bast)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Quaaaaak! Tag für Tag hockt der kleine goldene Frosch über dem Portal und starrt auf die viel befahrene Hügelstraße herab. Beachtung findet er allerdings kaum – denn die Hügelstraße taugt nicht, um auf ihr zu flanieren, zu spazieren und in der Gegend herumzuschauen. Hier geht nur entlang, wer ein Ziel vor Augen hat – und der legt seinen Weg entsprechend flott zurück. Zumindest gilt das für die meisten Menschen.
Es gibt allerdings eine Frau, Heide Bössler, die es sich seit ihrer Pensionierung zur Aufgabe gemacht hat, in der Stadt spazieren zu gehen und sich dabei ihre Umgebung ganz genau anzusehen. Und da entdeckte sie ihn plötzlich, den wenig Beachteten. Er hockte da und guckte. Heide Bössler blieb stehen und guckte zurück. So verharrten sie eine Weile, die Frau und der Frosch. Auge in Auge.
Ausflug in die Geschichte des Bankhauses
Die Darmstädterin wurde von der Neugier gepackt. Was hat der Frosch an dem Portal – übrigens das der Hauptgeschäftsstelle der Volksbank Darmstadt-Südhessen – verloren? „Zuerst dachte ich, dass vielleicht der Architekt oder der Baumeister Frosch hieß und sich so ein Denkmal setzen wollte“, erzählt Heide Bössler. Doch diese Fährte führte ins Leere.
Was hat ein kleiner goldener Frosch auf dem Portal der Volksbank verloren? Heide Bössler hat das kleine goldene Tierchen richtig lieb gewonnen. Fotos: Eva-Maria Bast
Foto:
2
Sie kontaktierte die Volksbank, die wiederum bei dem im Ruhestand befindlichen, geschichtsinteressierten Kollegen Rainer Kumme nachfragte. Und der wusste es und lud Heide Bössler zu einem kleinen Ausflug in die Geschichte der Volksbank Darmstadt-Südhessen ein. Sie erfuhr, dass die 1862 gegründete damalige Darmstädter Volksbank seit dem Jahr 1890 ihren Sitz in der Hügelstraße hat. Und dass zunächst das Bankgebäude mit der Hausnummer 8 bis 10 erstellt wurde, dann folgte der Gebäudeteil in der Hügelstraße mit der Nummer 12 bis 16 mit seinem markanten Eingangsportal, auf dem der Frosch sitzt.
Es stellte sich heraus, dass Heide Bössler mit ihrer Vermutung, dass der Frosch hier in Stellvertretung für einen gleichnamigen Mann sitzt, richtig gelegen hatte: Es war aber weder der Bankdirektor noch der Architekt, der sich hier ein Denkmal setzen ließ, sondern der Steinmetz, der das kunstvolle Eingangsportal mit Schriftzug und Stadtwappen von Darmstadt gefertigt hatte. Was er den Vorbeigehenden mit der steingewordenen Form seines Namens kundzutun gedachte. In Gold!
DAS BUCH
Die „Darmstädter Geheimnisse“ sind für 16,90 Euro im Handel erhältlich. Die ISBN-Nummer lautet 978-3946581673. Die Bücher können zudem portofrei beim Verlag bestellt werden per E-Mail an bestellungen@bast-medien.de. (red)
So geht’s zum Frosch: Er hängt über dem alten Sandsteinportal der Volksbank Darmstadt-Südhessen, Hügelstraße 16.