Ein Dotter ist jetzt Vorsitzender der millionenschweren...

Ein jung gebliebener 70-Jähriger, der die Stiftung leitet: Karl Georg Dotter. Foto: Andreas Kelm   Foto: Andreas Kelm

Seit wenigen Wochen ist Karl Georg Dotter Vorstandsvorsitzender der Dotter-Stiftung mit Sitz in Darmstadt-Eberstadt. Er will das Engagement der Stiftung bei der Altenhilfe...

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DARMSTADT. Wenn er jetzt morgens das Haus verlässt und sich von seiner Frau verabschiedet, geht es nicht nach Burundi, Niger, Uganda oder Liberia, sondern nach Darmstadt-Eberstadt. Seit wenigen Wochen ist Karl Georg Dotter Vorstandsvorsitzender der Dotter-Stiftung, die ihren Sitz im größten Stadtteil Darmstadts hat. Der 70-jährige Karl Georg Dotter, dessen Großonkel Hans Erich Dotter die Stiftung gegründet hatte, trat die Nachfolge von Jürgen Frei an, der als Stellvertreter weiter im Vorstand bleibt.

Der Vorstand besteht seit 2014 aus den vier Personen, die der Stifter vorgesehen hat – alles Vertraute und mit Karl Georg Dotter ein Familienmitglied. Eigene Kinder hatte das verstorbene Stifterehepaar nicht. Von Hause aus ist Karl Georg Dotter Wasserbauingenieur, was ihn in die entlegensten Winkel der Welt führte, um Brunnen oder Kläranlagen zu bauen. Seine Augen leuchten, wenn er von seinen Projekten berichtet. Das Kennenlernen anderer Kulturen hat den Familienvater immer gereizt. „Man muss den Menschen auf Augenhöhe begegnen“, war sein Credo in der gesamten Berufszeit. „Man erlebt die Freude, wenn man Wasser bringt“, erzählt Dotter, der mit Frau und Kindern unter anderem mehrere Jahre im Niger, dem ärmsten Land der Welt, lebte. Drei Jahre war Dotter als Berater für die dortige Wasserbehörde tätig. 1975 war er erstmals dort, bereiste das ganze Land, das an Mali und den Tschad grenzt. Heute undenkbar, da Besucher Gefahr laufen, von Al Quaida oder der Boko Haram entführt zu werden. Doch auch wenn Dotter in zahlreichen Bürgerkriegsländern von Palästina bis Syrien gearbeitet hat, ernsthafte Schwierigkeiten habe er nie bekommen. Nur einmal seien er und seine Familie in Burundi mit Messern bedroht und ausgeraubt worden. 60 Prozent seiner Berufstätigkeit verbrachte Dotter, der in Heidelberg wohnt, im Ausland.

Zwar ging der Weltreisende mit 65 Jahren ganz offiziell in Rente, doch das Arbeiten ließ er nie sein. Noch immer ist er beratend für das Mannheimer Unternehmen GKW tätig. Da er mit dem Ruhestand nichts anfangen kann, stürzte er sich gleich mit Elan in seine neue Aufgabe als Vorstandsvorsitzender, wo sein Schwerpunkt auf den Projekten liegt, die die Stiftung fördert oder selbst durchführt. „Was gibt es Schöneres, als Geld ausgeben zu können“, sagt Dotter. Und da hat er einiges zu tun. Die Dotter-Stiftung, die über ein Vermögen von rund 150 Millionen Euro verfügt, schüttet jährlich rund eine Million Euro aus. So werden pro Jahr 40 bis 50 Projekte ganz unterschiedlicher Größe gefördert. Allerdings gibt es eine wichtige Einschränkung: Das Projekt, der geförderte Verein, muss etwas mit Eberstadt zu tun haben. „Das Vermächtnis meines Großonkels gilt ausschließlich Eberstadt mit einem bisschen Darmstadt.“ Die Projekte, die mit jeweils rund 100 000 Euro das meiste Geld erhalten, sind Ganztagsangebote an der Eberstädter Wilhelm-Hauff-Schule und der Circus Waldoni in Eberstadt-Süd. Jede Ausnahme muss von der Stiftungsaufsicht im Regierungspräsidium einzeln genehmigt werden, wie etwa für das Konzept der Samstagsschule. In einer Kooperation mit der Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main werden engagierte Gesellen mit einem umfangreichen Seminarangebot darauf vorbereitet, selbst einen Betrieb zu gründen und zu leiten. Der Kreis der Bewerber geht über Eberstadt hinaus. „Wir büchsen ein bisschen aus“, sagt Dotter.

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Außerdem hat die sogenannte Vermögensstiftung noch eine Summe von einmal fünf Millionen Euro zur Verfügung, die nur der Eberstädter Kirche St. Josef, der Dreifaltigkeitsgemeinde und der Trauerhalle zugutekommen darf.

Dotter selbst will das Engagement der Stiftung bei der Altenhilfe ankurbeln, etwa bei der Unterstützung Demenzkranker. In dem Bereich sieht der 70-Jährige gemessen am Stiftungszweck noch Nachholbedarf.

Von Patrick Körber