Beim Workshop „QuartierMobil2“ haben die Bürger ihre Anregungen vorgetragen, wie zuvor schon im Johannesviertel, in Bessungen Nord und in der Postsiedlung.
DARMSTADT. „Zusammen wollen wir Problemstellen im Gebiet identifizieren und nach Möglichkeit auch schon Verbesserungsvorschläge aufnehmen“, schrieb Mobilitätsdezernent Michael Kolmer (Grüne) in der Mitteilung, die sich diesmal an die Bewohnerinnen und Bewohner in Eberstadt richtete. Mit dem Mobilitätsworkshop sei die Möglichkeit gegeben, den Stadtteil „aktiv mitzugestalten“. Konkret geht es um den Bezirk zwischen Reuterallee, Heidelberger Landstraße, Pfungstädter Straße und Walther-Rathenau-Straße. Die Ergebnisse sollen als Handlungsempfehlungen bei zukünftigen Planungen berücksichtigt werden.
Der Raum im Haus der Vereine war gut gefüllt, nach einer Einführung in das Projekt „QuartierMobil2“ folgten drei Runde Tische, an denen über die dringenden Mobilitätsfragen – Autoverkehr, Parken, Radfahren, Fußgängerverkehr – diskutiert wurde, und eine Abschlussrunde mit den Ergebnissen und Vorschlägen der Bürgerinnen und Bürger.
Der Workshop ist Teil des Förderprojekts „QuartierMobil 2“, das von der Goethe-Universität Frankfurt wissenschaftlich begleitet wird. Insgesamt werden acht ausgewählte Bezirke im Rahmen der geplanten Verkehrswende genauer untersucht, davon vier in Frankfurt und vier in Darmstadt. In Eberstadt fand der nunmehr vierte und letzte Darmstädter Workshop statt.
Die ausgewählten Quartiere sind in der Regel stark frequentiert und dicht bebaut und stehen deshalb in Bezug auf Verkehr und Mobilität im Fokus, darunter die Postsiedlung, Bessungen Nord und das Johannesviertel.
Gisela Stete vom Büro „StetePlanung“ führte nun ein in die Besonderheiten des ausgewählten Eberstädter Bezirks. Auch er ist aufgrund seiner zentralen Lage stärker frequentiert, unterscheidet sich aber von den drei bisher berücksichtigten Bezirken durch eine überwiegende Bebauung mit Einfamilienhäusern. Das führt zu einer großzügigen Einwohnerdichte von nur 21 Einwohnern pro Hektar, woraus eine Einstufung als „Familienquartier mit hoher Aufenthaltsqualität“ folgt. Die Kfz-Dichte von 1,5 Autos pro Wohneinheit ist recht hoch; im Vergleich: Im Johannes- und Martinsviertel liegt sie unter Eins. Entsprechend der vielen Autos pro Haushalt gibt es in Eberstadt nur zwei Carsharing-Stationen. Parkraum steht reichlich zur Verfügung, auch illegal, nämlich auf den Gehwegen, wird geparkt. Die Straßen sind im untersuchten Bezirk in der Regel zugeparkt, außerdem gibt es offizielle Parkflächen. Die durchaus zur Verfügung stehenden privaten Garagen und Stellplätze werden oft anderweitig genutzt. Die Infrastruktur ist mit vielen Geschäften, Ärzten und öffentlichen Einrichtungen gut, hinzu kommt eine gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr.
Welche Problemstellen und Verbesserungsvorschläge wurden nun identifiziert und vorgebracht? Zum Thema „Multimodalität, Nahmobilität & Kfz-Verkehr“ wurde eine bessere Anbindung des Bahnhofs an den Ortskern durch neue Mobilitätsangebote wie Bikesharing angesprochen. Grundsätzlich könnten Sharing-Angebote von Auto bis Lastenrad erweitert werden, allerdings an festgelegten Standorten und vor allem in den leicht erreichbaren Wohnquartieren.
Allgemein wurde mehr Verkehrssicherheit gewünscht, entlang der Verkehrsachsen Heidelberger- und Pfungstädter Straße sollte Tempo 30 eingeführt werden. Dazu gehöre auch, an den Knotenpunkten für mehr Sicherheit zu sorgen, die durch parkende Autos oft nicht zu überschauen sei. Die Forderung nach Nutzung der privaten und ausgewiesenen Parkflächen könnte den Parkdruck in den kleinen Straßen verringern, Einbahnführungen im Quartier sollen Schleichfahrten durch die Wohngebiete verhindern.