Drogen-Prozess in Darmstadt: Textnachrichten entlarven Angeklagte

Sechs Männer sollen unter anderem in der Darmstädter Heimstättensiedlung und in Groß-Umstadt Hanfplantagen betrieben haben. Archivfoto: dpa

Wegen gewerblichen Hanfanbaus und Drogenhandels müssen sich sechs Männer vor dem Darmstädter Landgericht verantworten.

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DARMSTADT. Wegen gewerblichen Hanfanbaus und Drogenhandels müssen sich sechs Männer vor dem Darmstädter Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern (fünf sind aus Darmstadt, einer aus Groß-Umstadt) Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zwischen Oktober 2017 und April 2018 vor.

Im Oktober 2017 hatte die Polizei bei einer Wohnungsdurchsuchung unter anderem acht Kilogramm Marihuana, Kokain und 900 Ecstasy-Tabletten gefunden. Der Bewohner ist inzwischen wegen Betäubungsmittelbesitzes zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Zeuge verweigert die Aussage

In Verhören hatte er vier der sechs Männer beschuldigt, bandenmäßig Hanf anzubauen und Marihuana zu verkaufen. Die Strafe wurde wegen seiner Aussagen gegen die derzeitigen Angeklagten gemildert. Der Zeuge verweigerte am Mittwoch jedoch die Aussage. Er befürchtete, sich ansonsten selbst zu belasten.

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In den Räumen mit Cannabisprodukten sollen darüber hinaus Messer, Pfefferspray und eine Schreckschusspistole gefunden worden sein. Das könnte den Tatbestand des bewaffneten Drogenhandels erfüllen. Der Strafrahmen für die Vorwürfe liegt zwischen fünf und 15 Jahren Haft, vier der sechs Angeklagten sind in Untersuchungshaft. Allerdings waren die Angeklagten nicht allein aufgrund der Beschuldigungen des einen Zeugen verhaftet worden. Die Ermittler hätten zunächst das Telefon des 27 Jahre alten Angeklagten abgehört, sagte am Mittwoch die Ermittlungsführerin aus. Das habe zu den anderen Angeklagten geführt, die zwischen 25 und 28 sowie 52 Jahre alt sind. „Durch diese Telekommunikationsüberwachung entstand bei uns dann der Verdacht, dass Im Sandacker in der Heimstättensiedlung eine Marihuana-Plantage betrieben wird“, sagte die Polizistin. Auch sei man so auf eine mögliche Plantage in der Otto-Sternfels-Straße in Groß-Umstadt hingewiesen worden.

Die Angeklagten waren zwischen Mitte Oktober 2017 und Anfang Mai 2018 mehrfach observiert worden. Den 27-Jährigen und den 52-Jährigen habe man bei der Plantage in der Heimstättensiedlung überwachen können, sagte die Ermittlerin. Als Beamte die beiden ansprachen, seien sie durch Gärten geflüchtet. Bei der Fahndung habe man auch einen Hubschrauber eingesetzt.

Eigentlich passe der 52 Jahre alte angeklagte Unternehmer nicht recht zu den jüngeren Angeklagten. Aber die Polizei habe bei dem Unternehmer, der in Bessungen wohnte, Wegwerfhandys mit Kontakten in die Niederlande gefunden, berichtete die Ermittlungsführerin weiter. In Textnachrichten sei beispielsweise nach „zehn AMG“ oder „einem VW“ gefragt worden, so die Ermittlerin weiter. Da der Angeklagte kein Autohändler sei, stünden die Automarken aus Ermittlersicht als Codes für Betäubungsmittel.

Darüber hinaus hatten die Ermittler Browserverläufe und das, was die Angeklagten über Google gesucht hatten, ausgewertet. So seien unter anderem Seiten zum Hanfanbau abgerufen worden, sagte die Polizeibeamtin. Der Prozess wird am 13. Februar um 9 Uhr fortgesetzt.