350 000 Euro stellt die Stiftung für Hard- und Software sowie für Lehrerfortbildung zur Verfügung, um die Schüler auf den Wandel der Arbeits- und Lebenswelt vorzubereiten.
Von Bettina Bergstedt
Mit Blick auf die Veränderungen in der Arbeitswelt will die Dotter-Stiftung den Unterricht mit digitalen Medien voranbringen.
(Foto: dpa)
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EBERSTADT - Die Jugendlichen von heute werden einmal in Berufen arbeiten, die wir noch gar nicht kennen, und fast alle Arbeitsprofile werden sich stark verändern. Höchste Zeit, dass sich im deutschen Bildungssystem etwas tut. „Wir sprechen von der Digitalisierung als Vorbereitung auf die Zukunft“, sagte Benjamin C. Christ von der Dotter-Stiftung, „dabei liegt diese Zukunft zehn Jahre zurück.“
Der „Digitalpakt Schule“ lässt Bund und Länder investieren. Ein großes Vorhaben wie die Digitalisierung funktioniere aber nicht ohne zusätzliches Engagement aus der Gesellschaft, darauf verwies der Stiftungsvorsitzende Karl G. Dotter. So wurde die Idee von „Dotter-Digital“ von Vorstandsmitglied Peter Götz initiiert, das derzeit größte Projekt der Stiftung mit einem Gesamtvolumen von 375 000 Euro.
Lehrer-Qualifizierung im Tandem-Prinzip
Die Dotter-Stiftung will damit die Gutenbergschule in Eberstadt, eine kooperative Gesamtschule, digital auf den neuesten Stand bringen. Dafür stellt sie selbst 350 000 Euro zur Verfügung, 50 000 für die Hardware und je 100 000 für die kommenden drei Projektjahre. Geld, das in alle weiteren Ausgaben wie Schulungen oder Software fließt. Hinzu kommen 25 000 Euro der Strahlemann-Stiftung in Heppenheim, die sich mit ihrer „Talent Company“ für Berufsorientierung im Schulalltag einsetzt.
DOTTER-STIFTUNG
Auf Wunsch des Stifterpaares Hans Erich und Marie Elfriede Dotter engagiert sich die Dotter-Stiftung ausschließlich im Stadtteil Eberstadt, wo der Stiftungsgründer mit der Firma Goldwell groß wurde. Mit hohem Stiftungskapital werden im Darmstädter Stadtteil alle Altersgruppen in vielen Bereichen gefördert: Schule und Beruf, Kunst und Kultur, Heimatpflege und Heimatkunde. (bbeg)
Durchführen wird das Projekt Pacemaker, eine Initiative, die sich als „Schrittmacher für digitale Schulen“ versteht – in Absprache mit den Stiftern und der Stadt Darmstadt. Roman R. Rüdiger, Mitinitiator von Pacemaker, erläutert das Konzept in vier Phasen: Zuerst wird in der betreffenden Schule der digitale Ist-Zustand aufgenommen und der neueste Kenntnisstand zu Methoden, Software und anderen Fragen von den Pacemaker-Mitarbeitern in die Schule getragen. Daraus ergibt sich ein möglichst passgenaues Konzept, das in Phase zwei die Qualifizierung der Schüler zu Digitalexperten vorsieht.
Auch die Qualifizierung der Lehrer steht auf der Agenda, die in Phase drei gestützt wird durch eine Art Tandem-System: Mit der Materie vertraute Lehrer unterstützen Kollegen mit größeren Hemmschwellen. In Phase vier findet die Vernetzung der Schulen untereinander statt. Die zunächst ausgewählten Schulen sollen ebenfalls ihr Wissen weitergeben.
Wünschenswert ist, der sich wandelnden Arbeit in der digitalisierten Welt auf noch einer weiteren Ebene zu begegnen: der Aufhebung von Hierarchien. Potenziell haben viele Menschen Zugang zu Informationen und begegnen sich auf Augenhöhe. In diesem Sinne könnten sich auch Lehr- und Lernstrukturen in den Schulen fundamental verändern, indem die überaus fitten Schüler als Digitalexperten an Smartphones und anderen Endgeräten ihren Lehrern helfend unter die Arme greifen.
Die Digitalisierung braucht, trotz Hinterherhinkens in Deutschland, eine solide Basis, nicht alles geht sofort. In der Gutenbergschule existieren immerhin bereits zwei PC-Räume, da ist aber viel Luft nach oben. „Mit dem Glasfasernetz-Ausbau erreichen wir in diesem Jahr fast alle Darmstädter Schulen“, versichert Bürgermeister Rafael Reißer, das bedeutet: schnelles Internet. Andreas Stüber, Schulleiter der Gutenbergschule, freut sich, dass mit dem Förderprojekt seine 440 Schüler darüber hinaus für die Zukunft profitierten.