Im Juni hat die Stadt Darmstadt hat den Wettbewerb „Digitale Stadt“ gewonnen. „Haben wir gewonnen, weil wir einen so hohen Bedarf haben oder weil wir so gut sind?“,...
DARMSTADT. Im Juni hat die Stadt Darmstadt hat den Wettbewerb „Digitale Stadt“ gewonnen. „Haben wir gewonnen, weil wir einen so hohen Bedarf haben oder weil wir so gut sind?“, fragte Dirk Gerasch, Präsident des Marketing-Clubs Südhessen beim Clubthemenabend „Digitale Stadt“.
„Das ist eine Fangfrage“, sagte Michael Kolmer vom städtischen Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung. Beides treffe zu, sagte der Amtsleiter, der mit Dr. Klaus-Michael Ahrend vom Stadtkonzern Heag-Holding zu dem Treffen in der Entega-Firmenzentrale gekommen war.
Sachleistungen und Geld vom Land
Der Wettbewerb habe sich an eine Städtegruppe gerichtet, „in der man mit einem Wettbewerb etwas bewirken kann“, erklärte Michael Kolmer, warum Bedarf und Qualität vorhanden seien. Der Gewinn des Wettbewerbs bedeute, dass die Stadt von Bitkom-Mitgliedsunternehmen individuelle Beratungen und Sachleistungen im Wert eines zweistelligen Millionenbetrags bekommen könne, erläuterte Kolmer. Und es kämen noch zehn Millionen Euro vom Land Hessen dazu.
Die Bitkom-Mitglieder seien Partner, erklärte Klaus-Michael Ahrend, „mit denen wollen wir innovative Produkte auf den Markt bringen“. Die Firmen hätten natürlich auch Interessen, so Ahrend, sie wollen für ihre Marken nutzbare Beispiele schaffen. Ohne die Digitalstadt gebe es nicht solche Pilotprojekte, sagte Michael Kolmer. Die wiederum die Chancen weiterer Pilotprojekte in Darmstadt erhöhten.
Der Wettbewerb hatte auch Stadtmarketingvorteile, sagte Kolmer und wies darauf hin, dass so Darmstadt regelmäßig in den Medien war. „Wir waren national präsent.“ Das wäre ohne diesen Wettbewerb in dem Bereich sonst nicht der Fall gewesen.
Auch wenn die Wettbewerbumsetzung erst am 1. Januar 2018 beginne, wie Stadtkonzern-Vorstand Klaus-Michael Ahrend erklärte, habe der Wettbewerbsgewinn jetzt schon praktische Folgen.
„Natürlich ist es ein Element der Digitalstadt, dass wir die freie WLAN-Nutzung auf unendlich gestellt haben“, sagte Amtsleiter Kolmer mit Blick auf praktische Anwendungen. Anfang September war das Innenstadt-WLAN „Darmstadt WiFi“ auf unbegrenzte Nutzung umgestellt worden.
„Elektromobilität und Ladestationen sind natürlich auch ein Digitalstadtprojekt“, sagte Klaus-Michael Ahrend. Da gehe es um bessere und nachhaltigere Ressourcennutzung durch Digitalisierung. „Da muss man aber immer die Perspektive sehen, wie viele Kunden haben etwas davon?“, wies Kolmer hin. Daher sehe er, angesichts der vielen Pkw mit Verbrennungsmotoren, eher den ÖPNV als Anwender der Elektromobilität.
Digitalisierung ermögliche innovative Verkehrslösungen, sagte Ahrend und wies darauf hin, dass die Daten der Darmstädter Ampeln frei zur Verfügung stünden. Was auch schon für Firmen ein Grund war, nach Darmstadt zu kommen.
Wir werden aber langsamer sein, als eine Stadt, die auf dem Reißbrett geplant wurde, räumten Ahrend und Kolmer ein, als sie auf neue Städte in Asien und deren Digitalisierung angesprochen wurden. Dafür arbeite man mit Bürgerbeteiligung, und nachher sei Darmstadt als Modell auch auf andere historisch gewachsene Städte in Europa übertragbar.
Auch die Marketingclubmitglieder hatten Anwendungsvorschläge. So wünschte sich Christian Döring eine App, mit der er verkehrsmittelübergreifend navigieren könne, um beispielsweise Fahrradfahrten mit dem ÖPNV zu koordinieren. Oder dass über die App mitgeteilt wird, wie viele Fahrräder noch in der S-Bahn mitgenommen werden können.