Digitale Stadt Darmstadt: EAD will Abfallentsorgung durch Sensoren in Mülltonnen verbessern
"Zur Zeit klappern die Müllautos alle Tonnen ab, die auf ihrer Tour liegen", erklärt Sabine Kleindiek, Betriebsleiterin des Eigenbetriebs für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD). Dieses System könnte aber bald der Vergangenheit angehören. Denn der EAD testet auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt aktuell Mülltonnen mit eingebauten Sensoren.
Von Prisca Jourdan
Online-Redakteurin
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DARMSTADT - Umweltschutz und Digitalisierung - zwei Themengebiete, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Das will Darmstadt durch den Wettbewerb Digitale Stadt ändern. Ressourcen sollen dank modernster digitaler Technik effizienter genutzt und Emissionen vermindert werden, beispielsweise in der Müllentsorgung durch den EAD.
"Zur Zeit klappern die Müllautos alle Tonnen ab, die auf ihrer Tour liegen", erklärt Sabine Kleindiek, Betriebsleiterin des Eigenbetriebs für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD). Dieses System könnte aber bald der Vergangenheit angehören. Denn der EAD testet auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt aktuell Mülltonnen mit eingebauten Sensoren.
Der kleine Messfühler übermittelt den Füllstand der Tonne an den EAD, der dann die Leerung veranlasst. So werden Mülltonnen nur dann angefahren, wenn sie auch wirklich geleert werden müssen. Das bedeute, dass kleinere, elektronisch betriebene Fahrzeuge eingesetzt werden könnten, betont die Betriebsleiterin. "Dadurch können die Touren optimiert und Emissionen reduziert werden", sagt Kleindiek weiter. Außerdem sollen Verkehrsdaten genutzt werden, um die Müllautos dann fahren zu lassen, wenn möglichst wenig Verkehr ist. "Wir reduzieren also nicht nur die Umweltbelastung durch die Müllfahrzeuge, sondern auch den Stau auf den Straßen, was für die Darmstädter natürlich eine Entlastung ist", so die EAD-Chefin.
Die großen Müllautos könnten künftig von kleineren, elektronisch betriebenen Fahrzeugen abgelöst werden. Foto: Janina Strupf
Doch wenn es keine festen Abholtage für den Müll mehr gibt, woher wissen die Darmstädter dann, wann die Tonnen auf die Straße müssen? Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: "Denkbar wäre, dass die Mitarbeiter die Tonnen mit dem Einverständnis der Bewohner von den Grundstücken holen oder die Leute per Smartphone informiert werden, wenn die Tonne raus muss", erklärt Kleindiek.
Sensoren helfen Affen
bei der Partnerwahl
Bis diese Vision flächendeckend umgesetzt werde, könne es aber noch dauern, sagt Frank Siemund, IT-Chef beim EAD. "Der Fokus liegt zunächst auf dem Gewerbe und den öffentlichen Tonnen. Die Technik dort zeitnah einzusetzen ist unser Zwischenziel."
DER BITKOM-WETTBEWERB
Der Wettbewerb Digitale Stadt geht nun in die entscheidende Phase. Am 31. Mai stehen sich die Bürgermeister der fünf Teilnehmerstädte Heidelberg, Paderborn, Wolfsburg, Kaiserslautern und Darmstadt in Berlin gegenüber und präsentieren ihre Konzepte.
Der Wettbewerb wurde vom Digitalverband Bitkom, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund sowie 20 Partnerunternehmen ins Leben gerufen. Die Siegerstadt wird auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung am 12. und 13. Juni in Ludwigshafen bekanntgegeben. (jou)
Neben der Abfallentsorgung ist der EAD aber auch für den Darmstädter Zoo, das Vivarium, verantwortlich. Und hier zeigt sich, dass Digitalisierung nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren in Darmstadt zugutekommt. So sollen die Sensoren zur Überwachung der Reptilien künftig in Echtzeit Daten zur Verfügung stellen, um das Wohlbefinden der Tiere weiter steigern zu können. Die Digitalisierung soll ebenso den bedrohten Schopfmakaken helfen - und zwar ausgerechnet bei der Partnerwahl. Bei einem Forschungsprojekt sei festgestellt worden, dass die Sympathie der Affen für ihre Artgenossen per Video ermittelt werden könne, erklärt Siemund. "Das spart Zeit und Kosten und bringt Paare zusammen, die sich auch wirklich mögen", erklärt Siemund. Auch im Bereich Energie kann Digitalisierung dazu beitragen, Ressourcen effizienter zu nutzen. So arbeitet der Strom- und Gas-Anbieter Entega gemeinsam mit der Stadt Darmstadt daran, Quartiere nachhaltig zu entwickeln und für eine intelligente Vernetzung zu sorgen. Besondere Bedeutung hat dabei das Smart Grid, ein intelligentes Stromnetz. "Hierzu haben wir bereits 2011/12 im Rahmen des Projekts ,Web2Energy' geforscht, erklärt Entega-Geschäftsführer Thomas Schmidt. "Ein Smart Grid in Verbindung mit digitalen Zählern und Speichern ermöglicht die bessere Abstimmung von Erzeugung und Nachfrage von Energie."
Ein besonderer Vorteil für den Verbraucher seien dabei digitale Stromzähler, betont Schmidt weiter. Die Geräte ermöglichen eine sekundengenaue Überwachung des Stromverbrauchs und zeigen, welche Geräte wie viel Strom verbrauchen. "Über eine App können Energiefresser enttarnt und eliminiert werden", erklärt der Entega-Chef. Außerdem könne Entega durch die digitalen Zähler auch neue Tarife, beispielsweise mit mehreren Zeitzonen und verschiedenen Preisen, anbieten.