Mit Strohhalm und Schutzbrille experimentieren Linus, Elena, Tim und Paul (von links) in der Edith-Stein-Schule. Im „Science Camp für helle Heiner“. Es geht darum, ein Seifen-Wasser-Gemisch für die perfekte Seifenblase herzustellen. Foto: Dagmar Mendel
( Foto: Dagmar Mendel)
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DARMSTADT - 19 Mädchen und Jungen, sechs Rezepte und ein Ziel: die beste Seifenblasenlösung finden. Im „Science Camp für helle Heiner“ in den Herbstferien werden die Kinder an der Edith-Stein-Schule zu Seifenblasenforschern.
Woraus besteht Seifenblasenlösung? Welche Inhaltsstoffe sorgen für besondere Stabilität? Das dürfen die Grundschüler selbst testen. Im Laborraum, mit Schutzbrillen ausgestattet, mischen sie Seifenblasenlösungen nach sechs verschiedenen Rezepten an. Die Inhaltsstoffe: Wasser, unterschiedliche Spül- und Putzmittel, Puderzucker und Glycerin in verschiedenen Mengen.
Stoppuhr misst die Zeit bis zum Platzen
Mit vorgebeugten Köpfen sitzen die Grundschüler in Zweiergruppen um ein Tablett mit einem laminiertem Papier, Untergrund für ihre Experimente. Mithilfe von Strohhalmen bilden sie Raupen aus Blasen, pusten mehrere Blasen ineinander und möglichst große Blasen. „Ich habe vier Blasen ineinander geschafft. Petra, komm schnell her!“, ruft ein Mädchen durch den Raum. Als Petra Reuschenbach, die Leiterin des Science Camps, zu ihrem Platz kommt, sind nur noch drei Blasen zu sehen, die vierte ist schon geplatzt. Sofort greift das Mädchen wieder zum Strohhalm und pustet neue Blasen ineinander.
„SCIENCE CAMPS“
Seit 2005 bietet der Darmstädter Bildungsdienstleister two4science „Science Camps“ zu verschiedenen Themen im Rhein-Main-Gebiet an, auch in Kooperation mit Unternehmen und Verbänden.
Mehr als 6000 Kinder im Alter zwischen sechs bis zwölf Jahre haben bis Ende 2016 bereits an einem der naturwissenschaftlich-technischen Camps teilgenommen. (masp)
Die Königsdisziplin: das Messen der Zeit, bis eine große Blase kaputt geht. Das soll zeigen, welche der Inhaltsstoffe für die größte Stabilität sorgen. „Puderzucker ist gut, das stabilisiert. Glycerin auch – zumindest in der Theorie. Mal sehen, was die Praxis sagt“, sagt Reuschenbach.
Doch die Versuche sind schwieriger als gedacht. Die Schwankungen zwischen den gemessenen Zeiten zur Beständigkeit einer Seifenblasenlösung sind groß, der Aussagewert ist gering. „Um ein wirklich gutes Ergebnis zu bekommen, hätten wir um die 20 Versuche pro Lösung machen müssen“, sagt die Camp-Leiterin. Einen Tipp für die perfekten Seifenblasen gibt sie noch: „Das beste Spülmittel für große Seifenblasen ist Fairy Ultra.“ Bei dem einwöchigen Ferienprogramm können die Grundschüler experimentieren und lernen so die Grundlagen des Forschens auf spielerische Weise kennen. „Das ist das ideale Alter, um mit den Kindern zu experimentieren, weil sie eigentlich für alles zu haben sind, das sie selbst machen können“, sagt Reuschenbach.
Die Idee mit den Seifenblasen für das „Science Camp für helle Heiner“ kam ihr bereits vor einigen Jahren: „Auf dem Berliner Gendarmenmarkt habe ich einen Mann beobachtet, der riesengroße Seifenblasen machte. Kinder und Erwachsene waren fasziniert und wollten es auch versuchen. Sein Rezept hat er mir aber nicht verraten.“ Das beste Rezept sollen nun die Kinder finden.
Jeden Tag ein anderer Gastforscher
Aber nicht das beste Ergebnis, sondern der Spaß steht bei dem Ferienprogramm im Vordergrund. Um Langeweile zu verhindern, bekommen die Kinder jeden Tag Besuch von einem anderen Gastforscher, der sein eigenes Thema mitbringt – so wie Mikrobiologin Petra Reuschenbach die Seifenblasen. Kann ich im Labor Nebel erzeugen und wieder verschwinden lassen? Wie kann man mit Sand, Pendel oder Kugelbahn eine Stoppuhr bauen, die exakt fünf Sekunden misst? Wie lässt sich mit Straßenkreide auf Papier malen? So lauten andere Forschungsfragen im Science Camp.
Der Fünftklässler Tim ist bereits seit der ersten Klasse beim Science Camp dabei. „Das Programm ist immer sehr abwechslungsreich“, sagt er, und sein Sitznachbar Paul pflichtet ihm bei: „Es gefällt mir gut hier. Sie bemühen sich, dass wir Spaß haben. Am besten fand ich diese Woche bis jetzt die Seifenblasen.“ Das Programm sei jedes Jahr unterschiedlich, „aber das Essen, das bleibt immer gleich gut“, sagt Paul.
Mit den Science Camps sollen die Kinder für Naturwissenschaften und Technik begeistert werden. „Naturwissenschaft kommt in der Schule erst recht spät, und der Zeitpunkt fällt leider mit der Pubertät zusammen. Da kann man auch als Lehrer machen, was man will, das interessiert die Kinder nicht mehr“, sagt Reuschenbach.
Beim Science Camp können die Kinder lernen zu beobachten, zu dokumentieren und zu testen – und das vor der Pubertät. „Die Seifenblasen habe ich in sieben Jahren dreimal zu Science Camps mitgenommen, und immer war die Begeisterung groß, mit den Seifenblasenlösungen zu experimentieren“, erklärt die Mikrobiologin. „Alle Kinder mögen eben Seifenblasen.“