Im Osten Darmstadts sollte 2022 die Landesgartenschau ausgerichtet werden. Unter anderem der Woog (Mitte) und ein Grünzug zur Rosenhöhe waren Bestandteil der Schau, die im Mai dieses Jahres aufgrund der Haushaltssituation der Stadt abgesagt wurde. Archivfoto: Peter Riehl
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DARMSTADT - Wenn die Landesgartenschau in fünf Jahren in Darmstadt eröffnet werden würde, gäbe es bis dahin am östlichen Südufer des Woogs einen langgezogenen Steg aus Holz, der so konzipiert wäre, dass er über die halbe Strecke für Spaziergänger den direkten Zugang zum See stufenweise ermöglichte. Über dem Wasser würde der Weg schweben, gut verankert und gesichert durch eine Balustrade. So hat es das Büro RMP Stephan Lenzen aus Bonn vorgesehen, das für seinen Wettbewerbsentwurf mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde.
Wenngleich gerade die Steg-Idee zur Auszeichnung des Büros beigetragen hat, wird daraus trotzdem erst einmal nichts. Bei Wikipedia, wo alle Landesgartenschauen (LGS) aufgezählt sind, wurde unter dem Stichwort „Hessen“ ein Ortsname bereits durchgestrichen: „Darmstadt 2022“; dahinter ist vermerkt „abgesagt“. Nach einem erheblichen Gewerbesteuereinbruch hatte sich die Stadt im Mai schweren Herzens für die Streichung der Gartenschau entschieden (wir haben berichtet).
Stadt hofft auf Synergieeffekte
Der Ideenwettbewerb war zu diesem Zeitpunkt längst im Gange. Da die Entwürfe auf lange Sicht unter stadtplanerischen Gesichtspunkten interessant sind und Synergieeffekte bis in die Stadt hinein geben können, war es nicht nur rechtlich notwendig, sondern auch sinnvoll, ihn zu Ende zu bringen. An einigen neuralgischen Punkten, auch in Hinblick auf die Weltkulturerbe-Bewerbung, gibt es zudem dringenden Handlungsbedarf, weshalb die Stadt trotz finanzieller Engpässe für manche Projekte Geld in die Hand nehmen wird. „Vordringlich ist dabei der Ostbahnhof“, sagte Bau- und Planungsdezernentin Barbara Boczek. Denn sollte Darmstadt Weltkulturerbe werden, wäre an dieser Stelle ein erheblich größerer Besucherverkehr zu bewältigen. „Hierfür gibt es Gelder“, versicherte Boczek, wie für den zweiten Abschnitt des Ostparkwegs (Verbindung zwischen Botanischem Garten und Froschweg).
Im Osten Darmstadts sollte 2022 die Landesgartenschau ausgerichtet werden. Unter anderem der Woog (Mitte) und ein Grünzug zur Rosenhöhe waren Bestandteil der Schau, die im Mai dieses Jahres aufgrund der Haushaltssituation der Stadt abgesagt wurde. Archivfoto: Peter Riehl Foto:
Ein Steg über den Woog (Bild oben) und ein neu geordneter Park: In der ehemaligen EAD-Halle sind die Planungsentwürfe für die nun abgesagte Landesgartenschau ausgestellt. Fotos: Guido Schiek Foto:
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Die Orte, um die es beim LGS-Wettbewerb ging, zentrieren sich genau an diesen Stellen. Sie umfassen den Ostpark mit Woog (Woogspark), Ostbahnhof, den Übergang zum Park Rosenhöhe und den Park selber. Die Ergebnisse des Wettbewerbs präsentierten am Montagvormittag der Dresdner Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt als Vorsitzender der Jury und Barbara Boczek in der ehemaligen EAD-Halle. Der von der Jury einstimmig angenommene Preisträgerentwurf sei nicht nur „gelungen in einzelnen Punkten, sondern trägt als Gesamtkonzept zur Aufwertung der Stadt bei“, meinte Rehwaldt.
Grundsätzlich geht es um die qualitative Aufwertung des städtischen Raumes und eine gute Vernetzung – bis hin zum Kapellplatz als Teil des Stadtumbaugebiets. Als guten Ansatz wertete die Jury deshalb die Idee des Preisträger-Entwurfs, auf einem Teil der Fläche zwischen Teichhaus- und Martin-Buber-Straße ein Parkhaus zu errichten, „als Auftakt zum Parkgelände“. Was die Bonner nicht wissen konnten, dass dieser Raum unumstößlich fürs Heinerfest reserviert ist und eine Bebauung deshalb nicht in Frage kommt. „Dennoch behalten wir das im Hinterkopf.“ Während andere Entwürfe das Südufer überbauen wollten und zu groß für den kleinen See geplant hätten, habe der Bonner Entwurf den bereits vorhandenen Weg mit dem schmalen, oben erwähnten Holzsteg auf maßvolle Weise verbreitert.
PREISE
Für den europaweit ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zur Vorbereitung der (abgesagten) Landesgartenschau wurden 14 Entwürfe eingereicht, drei Preise und drei Achtungspreise wurden vergeben, den ersten Platz erzielte das Bonner Büro „RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten“.
Eine Ausstellung in der ehemaligen EAD-Halle, Niersteiner Straße 6, präsentiert derzeit sämtliche Entwürfe, über die eine Jury aus Fachkräften, Vertretern aus Verwaltung und Stadt sowie drei Bürger entschieden.
Zu sehen bis zum 3. September. Öffnungszeiten vom 29. August bis zum 2. September von 17 bis 20 Uhr, am 3. September von 11 bis 18 Uhr. Führungen am 31. August um 18 Uhr und am 3. September um 11 Uhr. (bbeg)
Für den Ostbahnhof sieht der Entwurf vor, ein zweites Nutzgebäude (z.B. Fahrradstellplätze, Café) dem eigentlichen Bahnhofsgebäude in strenger optischer Verlängerung nach Norden hinzuzufügen. Über dem Bunker könnte eine in Stufen, den Umrissen des Bunkers entsprechende Terrassierung stattfinden, die, mit Bäumen bepflanzt, zum Sitzen einlädt und dem Platz eine einladende Prägung gibt. Die Öffnungen für die Fledermäuse blieben erhalten, westlich der kleinen Anlage wäre Raum für einen Busparkplatz.
Die Auseinandersetzung mit den Wettbewerbsentwürfen werde fortgesetzt, es werden weitere Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben und Wettbewerbe (Erich-Ollenhauer-Promenade) stattfinden. Auch, so Boczek, „die Anbindung der Odenwaldbahn als letzter Baustein“, stehe auf der Agenda.