Nach dem neuen Konzept soll der Blick von oben auf die Mollerstadt bald mehr Grün zeigen. Foto: Dirk Zengel
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MOLLERSTADT - Die Mollerstadt soll grüner werden. Das ist das Ziel eines von der Stadt aufgelegten Förderprogramms. Danach werden die Dach- oder Fassadenbegrünung sowie die Entsiegelung von Innenhöfen mit maximal 15 000 Euro je Liegenschaft unterstützt. Damit soll nicht nur die Aufenthaltsqualität in der Mollerstadt verbessert, sondern auch ein Beitrag zu mehr Energieeffizienz geleistet werden.
Denn: Pflanzenbewuchs im unmittelbaren Wohnumfeld kühlt und befeuchtet die Umgebung im Sommer, dämmt im Winter, filtert Luftschadstoffe, bindet Feinstaub und mindert Lärm. So ist es in einem Informationsschreiben der Stadt zu lesen, das zusammen mit der Einladung zum Informationsabend am Donnerstag an alle 190 Hauseigentümer und -verwalter der Mollerstadt verschickt wurde.
Rund zwei Dutzend Interessierte
Dort ist der Bereich zwischen Bleich- und Hügelstraße sowie Landgraf-Philipps-Anlage und Grafenstraße seit 2005 als Sanierungsgebiet ausgewiesen und gilt – bedingt durch den hohen Versiegelungsgrad und den Mangel an Grünflächen – als thermisches Belastungsgebiet. „Die Qualität des privaten Umfelds ist nicht sehr gut“, stellte Jochen Krehbiehl, Leiter des Stadtplanungsamts, fest.
DETAILS DES FÖRDERPROGRAMMS
Für die Entsiegelung und Begrünung von Innenhöfen und Vorgärten wird ein Zuschuss von bis zu 60 Prozent der Kosten gewährt. Bei Flächen unter 300 Quadratmetern beträgt die Höchstförderung pro Quadratmeter 50 Euro, bei größeren Flächen 35 Euro.
Dach- und Fassadenbegrünungen werden zu 50 Prozent bezuschusst, pro Quadratmeter jedoch maximal mit 15 Euro. Planungsleistungen werden nur dann bezuschusst, wenn eine Ausführung erfolgt. Pro Liegenschaft wird eine maximale Fördersumme von 15 000 Euro gewährt.
Für die Aufwertung von Innenhöfen hat das Grünflächenamt ein standardisiertes „Moller-Modul“ (bestehend aus einer Bank, einem Großstrauch, einer Staudenfläche, einer Einfassung und einer Fassadenbegrünung) entwickelt, das pauschal mit 2400 Euro gefördert wird.
Anträge auf Förderung können Eigentümer, Erbbauberechtigte und Hausverwaltungen von Eigentümergemeinschaften stellen. Beratungstermine sind mit Judith Wilms vom Stadtplanungsamt per E-Mail an judith.wilms@darmstadt.de zu vereinbaren.
Weitere Infos unter www.darmstadt.de/mollerstadt-energetische-stadtsanierung. (kaw)
Rund zwei Dutzend Interessierte waren der Einladung gefolgt und erhielten von Nicole Pfoser einen umfassenden Überblick über die möglichen Begrünungsmaßnahmen sowie deren positive Wirkung auf Wohlbefinden und Energieverbrauch. Denn im Sommer, so die Architektin, die an der TU Darmstadt mit einer Arbeit zu Pflanzen und Fassade promovierte, sorgen Pflanzen über das von ihnen verdunstete Wasser für einen Kühleffekt. Heizt sich bei Sonnenschein eine weiß gestrichene Hauswand leicht auf 36 Grad auf, zeigt das Thermometer an einer unmittelbar benachbarten, begrünten Fassade nur 28 Grad: „Damit ist klar, dass man durch eine Begrünung Energiekosten für den Betrieb von Klimageräten spart.“ Das gleiche gilt für Dachflächen.
Im Winter sorgt der Bewuchs auf Dächern und Fassaden für eine zusätzliche Dämmwirkung. Die Begrünung kann zudem Regenwasser speichern und bietet so die Möglichkeit, Gebühren für Niederschlagswasser zu sparen. Auch Lärm und Schadstoffbelastung lassen sich mindern. Kurzum: Pflanzen am Gebäude tragen wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität bei.
Nicole Pfoser unterstrich das mit zahlreichen Fotos gelungener Begrünungsprojekte, die den Zuhörern zugleich die große Bandbreite möglicher Maßnahmen aufzeigten. Beim Dach reichen diese von einfachen, mit Moos bewachsenen Kunststoffvliesen bis hin zum mit Bäumen, Stauden und Gemüse bepflanzten Dachgarten.
Vom Boden aus können Fassaden mit Selbstklimmern (etwa Efeu, Wilder Wein) oder mittels Rankgerüsten begrünt werden. Auch mithilfe von Kübeln oder mit flexibel anzubringenden Pflanzmodulen können Hauswände ganz oder teilweise eine lebendige Einfassung erhalten. Geeignete Pflanzen gibt es zuhauf. „Allein bei Kletterpflanzen, die an Spalieren oder Stahlseilen hochranken, stehen 65 Pflanzenarten zur Auswahl“, betont Pfoser. Auf dem Dach gilt: Je dicker die ausgebrachte Substratschicht, desto größer die Auswahl geeigneter Pflanzen.
Vom Einzelfall abhängig
Die Kosten für eine Begrünung sind vom konkreten Einzelfall abhängig. Neben den Investitionskosten sollte der Pflegeaufwand (Schnitt, Bewässerung) beachtet werden. Der lässt sich aber, wie etwa bei einer Dachbegrünung mit Sedum, auf ein Minimum begrenzen.
Ob denn Nachbarn gegen eine Begrünung Einspruch erheben könnten, wollte ein Besucher bei der abschließenden Fragerunde wissen. Ein anderer sorgte sich wegen möglicher Schäden an Putz und Mauerwerk. Während Jochen Krehbiehl die erste Frage mit „Nein“ beantwortete, riet Nicole Pfoser, Selbstklimmer nicht an Fassaden mit Rissen anzubringen: „Davon abgesehen ist die Bepflanzung eine zusätzliche Schutzhülle für das Gebäude.“