Spaß im Junior-Labor auf dem Campus Lichtwiese: die Chemie-Talente Lorena Heim (links) und Kristina Krank. Foto: André Hirtz
( Foto: André Hirtz )
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Der Warnruf von hinten lässt die Besucher im Juniorlabor zusammenzucken. „Vorsicht!“ ruft der Laborant, der beobachtet, was die Kolleginnen Lorena Heim und Kristina Krank an ihrem Versuchstisch probieren. Krank hat einen Hahn aufgedreht, durch den feinen Schlauch zischt eine klare Flüssigkeit in eine Glasspirale. Wieso Vorsicht? „Wasser!“ sagt der Junior-Laborant. Ja – und? „Könnte nass sein...“
Das sind so die Scherze, die „Chemie-Olympioniken“ mit arglosen Besuchern treiben. Passt schon. Man muss ja auf einiges gefasst sein bei den Experimentiertagen im Nachwuchslabor von Merck und TU Darmstadt auf der Lichtwiese. Die 20 Cracks aus Hessen und Thüringen, alle kurz vorm Abitur und Landesbeste der „Internationalen Chemie-Olympiade“, sind vier Tage lang in der Stadt, um mal unter Profi-Bedingungen zu arbeiten. Thema: „Besondere Farbstoffe“. Das kann ja allerhand bedeuten.
Ein paar Talente sind bei Merck hängengeblieben
Besser also, man postiert sich ein wenig hinter den jungen Damen mit den weißen Kitteln. Mit dem Wasser kühlen Heim und Krank einen Kolben mit einer geheimnisvoll leuchtenden violetten Brühe. „Daraus müssen wir einen Photoschalter synthetisieren“, erklärt die Fürtherin Lorena Heim, 18, einzige Südhessin der Besten-Auswahl. Was das ist, weiß die Gymnasiastin schon aus der Schule. Wie man so was selbst herstellt, noch nicht. Das kann sie nun im Junior-Labor versuchen. Es ist ein bisschen knifflig, geben die beiden zu.
WETTBERWERB
Die „Internationale Chemie-Olympiade“ bringt jedes Jahr Talente aus den naturwissenschaftlichen Klassen zusammen. Deutschland beteiligt sich seit 1974 regelmäßig an dem Wettberwerb. Die Landesbesten messen sich Anfang März in Göttingen. Daraus ergibt sich das Deutschland-Team, das im Juli in Bangkok gegen den Rest der Welt antritt. (two)
Es gilt, aus der violetten Brühe violette Kristalle zu gewinnen, die auf UV-Licht reagieren. Praktisch, wenn man zum Beispiel eine Brille braucht, die in der Sonne ihren Farbton ändern soll. Ob’s mit den Kristallen klappt, wissen die beiden freilich nicht. Eine Stunde muss die Brühe erstmal köcheln. Der molekulare Prozess, den die Juniorinnen auf ihrer kleinen Experimientierbühne steuern, „kann den ganzen Tag lang dauern“, ahnt die Hanauerin Krank, 17 Jahre alt.
„Geduld gehört auf jeden Fall dazu“, sagt Lorena Heim über die Anforderungen des Jobs. Mit einem „Kosmos“-Baukasten zum Kristallezüchten fing’s bei ihr an, noch im Grundschultalter. Danach „hatte ich eine sehr gute Chemielehrerin, die mir gezeigt hat, wie viel Spaß das machen kann“. Jetzt ist sie auf Kurs zum Einser-Abi, Chemie-Leistungskurs, klar. Und danach? Vielleicht ein Medizinstudium. Oder doch Biochemie? Heim überlegt noch.
Kristina Krank will Pharmazie studieren, sagt sie. „Vielleicht wird Merck mein erster Arbeitsplatz, wer weiß“, sagt sie. Vom Besuch der Lehrtechnik-Abteilung und des Rechenzentrums am Vortag ist sie ziemlich angetan. Was Firma Merck freuen dürfte: Das Juniorlabor bringt immer wieder Talente auf den Weg zum Darmstädter Pharmariesen, ein Baustein beim Nachwuchs-Casting. Ein paar Olympioniken sind schon in Darmstadt hängen geblieben.
Heim und Krank blicken auf die digitale Temperaturanzeige: Siedepunkt im Wasserbad erreicht; die violette Brühe zeigt keinerlei Anzeichen, sich irgendwie anders zu benehmen. Es wird sich noch ziehen. Immerhin: Nichts angebrannt bisher. Einmal, erinnert sich Lorena Heim, hat sie sich beim Experimentieren die Finger verbrannt, an heißen Magnesia-Stäbchen. Ihr schlimmster Unfall. An diesem Labortag aber: keine Verletzten Und auch das nasse Wasser hat niemandem geschadet.