Dass sie einmal über das Wasser laufen, in dem sie normalerweise trainieren, hätten sich die Schwimmer des DSW 1912 nicht träumen lassen. Am Freitag haben sie Gelegenheit...
BÜRGERPARKVIERTEL. Dass sie einmal über das Wasser laufen, in dem sie normalerweise trainieren, hätten sich die Schwimmer des DSW 1912 nicht träumen lassen. Am Freitag haben sie Gelegenheit dazu. Rund 60 freiwillige Helfer sind beim Abbau der Traglufthalle dabei, die zwischen September und Mai ihr Freiluft-Trainingsbad an der Alsfelder Straße in ein Hallenschwimmbad verwandelt hat.
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Keine zehn Minuten dauert es, da fällt die weiße, rund 4000 Quadratmeter große Halle in sich zusammen wie ein Soufflé, das man zu schnell aus dem Ofen geholt hat. Um 9.30 Uhr sind alle Vorarbeiten erledigt; dann stellen die Mitarbeiter der Firma „Paranet“ die Gebläse aus – und zwölf Minuten später liegt die Hallenhülle auf dem Wasser, ein Netz aus Stahlseilen obendrauf.
Mit einem Team aus Berlin vor Ort
„Das hat ja ausgezeichnet geklappt“, sagt Roland Meyer. Eine gewisse Erleichterung ist dem Bauleiter der Firma „Paranet“ anzumerken, der seit Donnerstag mit einem Team aus Berlin vor Ort ist. Geschickt dirigiert er seine fünf Mitarbeiter, die wiederum den Helfern des DSW Anweisungen geben, was zu tun ist. Sie alle tragen „Paranet“-T-Shirts und Arbeitshandschuhe – „und sie machen einen ganz tollen Job“, lobt Meyer. Am Donnerstag hat er mit seinen Kollegen die Halle leer geräumt, Sprungtürme demontiert, LED-Leuchten abgehängt, Stütz-Trassen abgebaut und alles aus der Halle geschafft, was möglich war. Nur die Umkleide- und Duschcontainer ließen sie stehen – sie dienen in der Sommersaison als Provisorium. Denn da derzeit das Nordbad abgerissen wird, müssen die Badegäste in Container ausweichen.
„Die haben wir gut geschützt und verpackt, damit die Planen keine Risse bekommen, wenn wir sie darüberziehen“, sagt Meyer. Sie haben die Halle in drei Schichten überspannt: eine Plane aus PVC-Gewebe als Hauptmembran, eine Luftpolsterfolie zur Isolation und eine weitere PVC-Schutzfolie. „Wir bewegen heute 6,5 Tonnen“, sagt Meyer. Vier Tonnen wiegen die drei Folienschichten, 2,5 Tonnen die Stahlseile, welche die Konstruktion gehalten haben. Als die Halle auf dem Wasser liegt, verteilen sich die Helfer rund ums Becken und lösen die Schraubverschlüsse an den rund 200 Verankerungen. Dann werden die tonnenschweren Seile vorsichtig an den beiden Längsseiten des Beckens aufgeschichtet und gebündelt. Eine schweißtreibende Arbeit – wie auch der Transport der Stahl-Pakete in ein provisorisches Sommerquartier, wo sie bis zum Wiederaufbau der Halle im September liegen werden. Dort hinein kommen später auch die meterlangen Schutzfolien, die in Bahnen mit etwa 20 Falten gelegt werden.
Vor allem die äußere Folie abzuziehen, ist Schwerstarbeit – wie beim Aufbau der Halle im September. Bei diesem Job ist von Vorteil, dass so viele freiwillige Helfer mitmachen, „denn je mehr Leute ziehen, umso besser“, sagt Meyer. Auch wenn sie an einem freien Tag schuften müssen, sind die DSWler durch die Bank weg gut gelaunt. „Anstrengend und lustig“ sei der Einsatz, sagt Schwimmer Benjamin Dotzauer, „dazu eine klasse Teambuilding-Maßnahme.“ Und eine, die der Stadt ziemlich viel Geld spart. Ansonsten hätte „Paranet“ mit deutlich mehr Personal anrücken müssen, und das muss bezahlt werden, sagt Lutz Freudel, Vorsitzender der DSW-Schwimmabteilung.
Tialda beobachtet die Arbeiten
Auch Manfred Rachut und Martin Westermann vom Sportamt sind mehr als zufrieden damit, wie reibungslos der Abbau vonstatten geht. „Jetzt steht noch die technische Revision an“, sagt Sportamtsleiter Westermann. Und nach dem Wasserball-Turnier, kündigt er an, stehe das Bad ab Montag, 21. Mai, wieder für Besucher zur Verfügung.
Darauf freut sich Schwimmerin Tialda, neun Jahre alt, die ebenfalls mit anpackt. Sie nutzt die Gelegenheit, die Abrissarbeiten des Nordbads aus nächster Nähe zu verfolgen. Drei Bagger schieben die Reste des alten Hallenbads zusammen, zehn Meter von der Traglufthalle entfernt. Auch das sei so geplant, sagt Rachut. Arbeiten in unmittelbarere Nähe des Freibads wolle man als erstes erledigen, um später – wenn der Badebetrieb läuft – Staub und Dreck zu vermeiden.