Die „Kidical Mass“ radelt durch Darmstadt

Eltern und Kinder gehen mit ihren Fahrrädern auf die Straße, um auf Probleme für Radfahrer aufmerksam zu machen. Foto: Dirk Zengel

Auf ihrer Fahrrad-Demo fordern Eltern und Kinder mehr Sicherheit im Straßenverkehr. „Fahrradfahren mit Kindern ist selbst in Begleitung eines Erwachsenen schwierig“, sagt...

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DARMSTADT. Für sichere Radwege, die Kinder selbstständig nutzen können, sind am Sonntag, trotz starker Windböen, zahlreiche Eltern, Großeltern und Kinder mit ihren Fahrrädern auf die Straße gegangen. Die Route der Fahrraddemo „Kidical Mass“ war laut Mitorganisator Gerson Reschke zwar aufgrund des Wetters kurzfristig verlegt worden und führte statt durch den Herrngarten über den Kantplatz und durch die Magdalenenstraße, die Intention der großen und kleinen Radfahrer aber war dieselbe: „Wir wollen auf die fehlende Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr aufmerksam machen“, fasste sie David Grünewald zusammen.

Vor genau einem Jahr war die Veranstaltung, die sich an der „Critical Mass“-Demonstration der Erwachsenen orientiert, ins Leben gerufen worden. „Damals sammelte die Initiative ,Radentscheid Darmstadt‘ Unterschriften zum Initiieren eines Bürgerentscheids. Für Kinder waren die Demos abends um 19 Uhr aber zu spät und zu dunkel, deswegen haben wir Kidical Mass organisiert, um ihnen die Möglichkeit zu geben, auch daran teilzunehmen“, so Grünewald.

Darmstadt habe noch immer viele veraltete Fahrradwege, die nicht für Kinder geeignet seien, wie beispielsweise auf dem Cityring in Höhe Bleich- und Zeughausstraße, so der Fahrrad-Lobbyist. Dort gebe es nur einen schmalen Randstreifen für Radfahrer, der irgendwann einfach aufhöre. „Ich selbst bin noch kein Vater, aber hier machen viele Eltern mit, die erzählen, dass das Fahrradfahren mit Kindern selbst in Begleitung eines Erwachsenen schwierig ist.“

Das kann Patricia Sauerwein bestätigen. Mit ihren Töchtern nimmt sie regelmäßig an den Demos von „Kidical Mass“ teil und war auch am Sonntag wieder mit einem zentralen Anliegen dabei: „Ich wünsche mir, dass die Strecke vom Martinsviertel nach Bessungen mit Kindern ohne Probleme oder gefährliche Situationen zu befahren ist.“ Die Mutter kritisiert, dass Fahrradwege mehrfach einfach endeten und Radfahrer auf die Straße ausweichen müssten. „Für Kinder ist das viel zu holprig, und außerdem dürfen sie in dem Alter noch gar nicht auf der Straße fahren. Benutzen sie stattdessen aber den Bürgersteig, werden sie dort beschimpft.“ Dass seit Jahren nichts passiere, finde sie „sehr schade.“

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Dafür berichtete David Sauerwein von einem Erfolg: „Wir haben jetzt die Zusage der Stadt, dass die mittlere Rheinstraße, zwischen Neckarstraße und Luisenplatz einen geschützten Fahrradweg bekommen soll. Dieses Vorhaben soll bis Mitte des Jahres umgesetzt werden.“ Wünschenswert fände er es allerdings, wenn ein solcher Weg auch auf dem Cityring realisiert würde: „Das wäre leicht machbar.“

Wirklich fahrradfreundlich ist laut Sauerwein in Deutschland kaum eine Stadt. Als Vorbild sieht er Groningen in den Niederlanden: „Die Stadt hat ungefähr so viele Einwohner wie Darmstadt und ist auch sonst vergleichbar, aber dort ist alles so gestaltet, dass Menschen jeden Alters ungefährdet mit dem Rad fahren können.“ Im Vergleich zu Darmstadt mit 17 Prozent habe Groningen einen Fahrradfahreranteil von 60 Prozent.

Doch auch die Darmstädter geben nicht auf: Wie in der Vergangenheit führte auch die Demo am Sonntag auf einer rund fünf Kilometer langen Strecke begleitet von der Polizei durch die Stadt, um auf das Anliegen einer kinderfreundlichen Verkehrspolitik aufmerksam zu machen. Grünewald betonte: „Das Radfahren muss attraktiver werden, dann lösen sich auch andere Probleme, wie beispielsweise die Staus.“

Von Miriam Gartlgruber