Der Darmstädter Frederik Bous komponiert orchestrale Werke

Komponist und Musiker Frederik Bous nennt das von ihm entwickelte Instrument Gyrophon.Foto: Guido Schiek  Foto: Guido Schiek

Der junge Komponist Frederik Bous steht mit dem Smartphone auf der Bühne und erzeugt fremdartige Töne, ähnlich wie bei einem Theremin. Er hat ein Musikprogramm für das...

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DARMSTADT. Der junge Komponist Frederik Bous steht mit dem Smartphone auf der Bühne und erzeugt fremdartige Töne, ähnlich wie bei einem Theremin. Er hat ein Musikprogramm für das kleine portable Gerät geschrieben, das Instrument Gyrophon genannt und gleich ein Stück dafür komponiert. „Das Gyrophon kann, anders als das Klavier, gleichbleibend langtönig klingen, Glissandi übergangslos und sehr differenziert Vibratos erzeugen“, sagt Frederik Bous. Bei seiner Sonate für Gyrophon und Klavier wird dies deutlich, wenn einzelne Klaviertöne in das Säuseln kontrastreich hineingreifen.

Eine solche Begeisterung für die Musik ist für einen Elektro- und Informationstechnikstudenten wohl eher ungewöhnlich. Der junge Mann aus Aachen, der zum Studium nach Darmstadt kam, liebt Musik seit seiner Kindheit. Der Vater ist Musiker, Frederik Bous sang im Kinderchor, lernte früh Geige, später nahm er Klavierunterricht, den er inzwischen an der Akademie für Tonkunst erhält. Dort besucht er bei einer Kooperation zwischen Technischer Universität (TU) und Akademie die Kompositionsklasse.

Um seine Leidenschaft für Musik und das Singen weiterhin zu praktizieren und um neue Freunde zu gewinnen, war der Chor an der TU die ideale erste Anlaufstelle. Im Staatstheater Darmstadt hatte er in den vergangenen zwei Jahren im Stück „Loriots gesammelte Werke“ ein kleines Gesangs-Engagement: „Die Stimme ist ein besonderes Instrument. Man muss es nicht groß erlernen, es ist sehr differenziert und verfügt über eine große Spannweite. Und es ist das wohl emotionalste Instrument“, sagt Bous.

Begeistert von elektronischer Klangwelt

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Bei seiner ersten orchestralen Komposition, die im Februar im Darmstadtium beim großen Jahres-TU-Konzert uraufgeführt und begeistert aufgenommen wurde, nimmt der Gesang eine zentrale Stellung ein. In der Kantate „Das Mädchen aus Hunan“ vertonte Bous ein Gedicht der Chinesin Zheng Xiaoqiong, die darin ihre Erfahrungen über Ausbeutung und Monotonie der Arbeit niederschrieb. „Der Aufschrei im Schlaf steht als Metapher für Auflehnung gegen die Ausbeutung“, erläutert Bous seine Komposition, eine spannungsgeladene Zwiesprache zwischen deutschem Chorgesang und chinesischem Solo. Als für das TU-Konzert noch ein Stück gesucht wurde, erzählte er dem Chorleiter von seiner bereits begonnenen Kantate, das Stück kam prompt aufs Programm und mit dem nötigen Zeitdruck wurde es auch fertig, erzählt Bous. Sein Vorbild ist Ludwig van Beethoven, die eigenen Kompositionen „sind von Idee und Ästhetik her der Neuen Musik zuzuordnen“.

E-Technik, Mathematik, Computational Engineering einerseits, Musik andererseits – für den Studenten sind dies keine Gegensätze, vielmehr birgt für ihn die Verbindung der Bereiche viel schöpferisches Potenzial. „Ich wollte schon früh etwas kreieren“, sagt er. Seine Masterarbeit, die er derzeit am Pariser Forschungsinstitut Ircam schreibt, das zu den Themen Musik, Akustik und Elektronik arbeitet, wird wohl zukunftsweisend sein. Eine Promotion kann er sich gut vorstellen.

Begeistert von der „elektronischen Klangwelt und dem kreativen Moment, in dem Musik entsteht“, hat er neben der wissenschaftlichen Laufbahn schon weitere Kompositionsideen und „Klangfarben“ im Kopf, etwa mit symphonischem Blasorchester und einer komponierenden Maschine.