Der Verein „Darmbach e.V.“ streitet für mehr Natur und Wasser in der Stadt – doch die Offenlegung des Bächleins bleibt umstritten.
Von Thomas Wolff
Lokalredakteur Darmstadt
Jutta Habermann posiert am Woog fürs
(Foto: „Das ist alles Darmbachwasser!“ Foto: Torsten Boor)
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DARMSTADT - Ein Foto von ihr am Darmbach soll gemacht werden? Aber gern, sagt Jutta Habermann beim Treffen am Woog. Sie dreht sich um und breitet die Arme aus: „Das ist alles Darmbachwasser, der ganze Woog!“ Das sei aber nur wenigen Darmstädtern im Bewusstsein. Diesen Umstand wollen sie als Vorständlerin des Darmbach-Vereins und 150 Mitglieder ändern. Und noch so einiges mehr, Darmstadts unscheinbares Bächlein betreffend.
Habermann, Jahrgang ’57, sieht sich als „Frau für schwierige Fälle“. Da ist das Thema Darmbach genau das richtige für die gelernte Sozialarbeiterin, die an der Kinzig aufwuchs und 1974 zum Studieren nach Darmstadt kam. Denn die Offenlegung des Gewässers im Stadtgebiet ist oberstes Vereinsziel. Dass der Bach zwar lieblich von der Quelle abwärts durch den Wald rauscht, aber diesseits des Woogs in der Kanalisation verschwindet, „das ist für mich ein ökologischer und ökonomischer Frevel“. Nur, dass das im Rathaus anders gesehen wird. Ein dickes Brett gilt es zu bohren, um den schmalen Bach ans Licht zu holen, das weiß Habermann.
Einen fertigen Plan für die Offenlegung gebe es ja längst, sagt sie und verweist auf ein Papier aus dem Jahr 2007. Allein, für dessen Umsetzung findet sich seither keine politische Mehrheit. Der Grund: Die Abwassergebühren werden wahrscheinlich steigen, wenn der Bach von der Kanalisation entkoppelt wird. Dann werden die Mengen, dann wird der Betrieb der Abwasserreinigung neu berechnet. Ja, kann schon sein, entgegnet Habermann, und macht eine andere Rechnung auf.
Jutta Habermann posiert am Woog fürs Foto: „Das ist alles Darmbachwasser!“ Foto: Torsten Boor
Der freigelegte Bach im Hofgarten Öhringen könnte als Vorbild für Darmstadt dienen. Foto: Verein
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Demnach kostet es die Kommune pro Jahr rund 1,7 Millionen Euro, dass sauberes Bachwasser in die Kläranlage eingeleitet wird; so steht es im Städtischen Haushalt. „Das wird hinterm Woog mit dem Dreckwasser vermischt und dann geklärt, damit es wieder genießbar ist – das ist doch ein Irrsinn“, sagt die Vereinsfrau. Wird das Ganze entmischt, darf die Politik mit Protest privater Haushalte rechnen, schon klar. „Aber die Leute sehen nicht, was sie dafür bekommen!“
Das ist eine Menge, glaubt der Verein. Spielplätze mit Naturwasser in der Stadt, das gefalle vielen Familien. Offenes Wasser sei „ein wichtiger Baustein für ein besseres Kleinklima“ – gut in den heißen Zeiten, die kommen werden.
DER VEREIN
Der Darmbach e.V. wurde 2008 gegründet und hat heute rund 150 Mitglieder. Der Jahresbeitrag beträgt fünf Euro. Vorsitzende ist Jutta Habermann. Vereinsziel ist es, den Darmbach in der Innenstadt wieder offen fließen zu lassen.
Internet: www.darmbach-ev.de. (two)
So drängt der Verein weiter, informiert Bürger, führt Schulklassen, bearbeitet Fraktionen. Ein Marketing-Problem aber bleibt: der Name „Darmbach“.
Neulich war ein Vereinskollege in Kalifornien am „Strawberry Creek“, berichtet die Vorsitzende. Sie überlegt: „Wenn unser Gewässer Erdbeerbach hieße“, glaubt sie, „wäre der ganz schnell offengelegt.“