Der „beste Job“ auf der Kerb in der Heimstättensiedlung

Farbenfroh geht es beim Kerbumzug in der Heimstättensiedlung zu. Foto: Karl-Heinz Bärtl

Roland Scheitler ist neuer Kerbvadder in der Darmstädter Heimstättensiedlung. Farbenfroher Umzug mit 59 Nummern.

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DARMSTADT. Für Roland Scheitler, den neuen Kerbvadder der Siedlerkerb, ist dieses Kerb-Wochenende vieles das erste Mal, aber auch wieder nicht. Denn der Nachfolger von Ernst Lachs ist trotz seiner 54 Jahre ein Kerb-Urgestein in der Heimstättensiedlung. Er ist einer der Gründer des Bürger- und Kerbvereins Heimstättensiedlung (BKV), jenem Verein, der vor 25 Jahren aus der über die Siedlung verteilten Kerbfeiern eine große Kerb machte – getreu dem BKV-Motto: „Feiern verbindet“.

„Durch den Zusammenschluss haben wir mehr Möglichkeiten“, sagt Roland Scheitler, der neben dem schwarzen Kerbvadderzylinder nun auch einen blauen hat. So könne man sich unter anderem größere Bands fürs Festzelt leisten, nennt er ein Beispiel.

Verdienter Bürger der Stadt Darmstadt

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„Kerbvadder ist eigentlich der beste Job in dem Verein“, hatte Ernst Lach mal gesagt, da er nur repräsentieren musste. Das ist bei Roland Scheitler, der Politik- und Rechtswissenschaftler an der TU Darmstadt ist, etwas anders. Er ist der zweite Vorsitzende des BKV und damit auch aktiv bei der Kerborganisation und den anderen Vereinsaktivitäten wie dem BKV-Oktoberfest oder dem Seniorenkaffee in der Adventszeit.

Der Kerbvadder, seit 2014 verdienter Bürger der Stadt Darmstadt, ist auch gut vernetzt in der Siedlung. Seit über 30 Jahre ist er in verschiedenen Vereinen ehrenamtlich aktiv, beispielsweise in der Vereinsgemeinschaft oder im ehemaligen Skiclub.

Für den Kerbumzug mit 59 Zugnummern verlegten die Siedler ihre gute Stubb‘ auf die Gass‘. Entlang der Zugstrecke saßen sie an Tischen sowie Bänken im Garten, Carport oder unter Schirmen und ließen es sich schmecken. Gärten, Zäune und Fenster waren geschmückt mit Ballons und Girlanden.

Pro Zugnummer können es bis zu 25 Teilnehmer sein, teilte Holger Spieß vom BKV mit, während der Zug sich in der Winkelschneise und der Klausenburger Straße formierte. Die Gruppe mit der weitesten Anreise war der Mainzer Fanfarenzug „Die Lerchen“. „In die Siedlung kamen wir vor 14 Jahren über den Eberstädter Kerbumzug“, erinnerte sich der Lerchen-Vorsitzende Reinhard Kaltenbach. Damals sei er vom BKV-Vorsitzenden Jürgen Luft angesprochen worden, ob der Fanfarenzug nicht zwei Wochen später beim Siedlerkerbumzug mitlaufen wolle, erzählte er.

Eine Premiere gab es auch beim Musikzug Darmstadt, der unter anderem „Pretty Woman“ spielte. Die Musikerinnen und Musiker marschierten in weißen Hemden oder Blusen und schwarzen Hosen mit. Früher war die Kombi blau mit schwarzer Hose.

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Kaum war der Kerbvadder mit den Honoratioren der Stadt vorbei, passierte das, worauf zahlreiche Kinder warteten: Die Süßigkeiten flogen von den Zugwagen.

Kerbburschen aus Braunshardt, Rohrbach, Modau und Ober-Ramstadt machten Stimmung mit dröhnender Musik und ließen ihre Wagen beben.

Ernster war die Bürgerinitiative Westwaldallianz, die einen Baumstamm durch die Siedlung zog. „Verdurstet, abgeholzt und bebaut“, sind ihre Befürchtungen für den Westwald.

Die Darmstädter Kerbvereine aus Arheilgen, Bessungen, Eberstadt, dem Martinsviertel und der Waldkolonie grüßten ebenfalls. Und die Martinsviertler warben auch gleich für ihre Kerb am kommenden Wochenende.

Nach dem Umzug sitzen die Siedler weiter vor ihren Häusern, schwätzen, essen, trinken, und genießen das Wetter. Feiern verbindet eben.