Mehr als 100 Teilnehmer kommen zur Kundgebung des Darmstädter Friedensbündnisses aus Anlass des Konflikts zwischen USA und Iran.
Von Marc Wickel
„Kein Krieg zwischen den USA und dem Iran“ fordert das Darmstädter Friedensbündnis bei einer Kundgebung am Samstag in der Innenstadt. Mit Fahnen und Schildern fordern sie Frieden.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Zwei Männer steigen in eine Toyota Avalon-Limousine. Sekunden später bricht ein Inferno los, US-Raketen, abgefeuert von Drohnen, treffen das Auto und töten die Insassen. Das geschah am 3. Januar am Flughafen in Bagdad, folgt man einer Schilderung der britischen Zeitung „The Guardian“. Die Männer waren der schiitisch-irakische Milizenführer Abu Mahdi al-Muhandis und Qasem Soleimani, der Kommandeur der iranischen Quds-Brigaden, die ausländische, dem Iran nahe stehende politische Gruppen und Milizen unterstützen.
Szenenwechsel. Eine Frau, Claudia Wittig von den Darmstädter Linken, und ein Mann stehen auf dem Luisenplatz, sie haben eine Regenbogenfahne dabei, ein Symbol der internationalen Friedensbewegung. Es ist kurz vor Zwölf am Samstag und die beiden hoffen, dass noch einige Menschen zur Kundgebung des Darmstädter Friedensbündnisses kommen. Sie sorgen sich, dass der Konflikt zwischen den USA und dem Iran eskaliert. „Kein Krieg zwischen den USA und dem Iran“ fordert das Bündnis, das auch noch mit einer Demonstration durch die Innenstadt ziehen will.
Aber kurz nach 12 Uhr sind es über 100 Teilnehmer bei der Kundgebung. Mit Fahnen und Schildern fordern sie Frieden und auf rotbraunen Schildern steht „Kein Krieg gegen Iran“.
„Ich denke, die Kriegsgefahr ist nicht gebannt, auch wenn sie zurückgestellt scheint“, sagt Regina Hagen vom Darmstädter Friedensbündnis zu den Demonstranten. „Kriegsgetöse tötet auch ohne Krieg“, stellt sie fest und blickt auf die 176 Flugzeugpassagiere, die getötet wurden, weil die iranische Flugabwehr die Boeing für einen Marschflugkörper hielt und abschoss, wie Ermittler inzwischen festgestellt haben. „Wir trauern mit den Opfern und Angehörigen“, sagte Regina Hagen.
Claudia Wittig kritisiert in ihrer Rede, dass der diplomatische Weg der Konfliktlösung immer der der Kriegstreiberei weichen müsse, wenn wirtschaftliche und politische Interessen gefährdet seien. Deutschland und die Europäische Union müssten den Raketenangriff verurteilen, fordert Claudia Wittig. „Dass Qasem Soleimani und Abu Mahdi al-Muhandis Kriegsverbrechen vorgeworfen werden, rechtfertigt ihre gezielte Tötung nicht“, sagt sie. „Für solche Fälle sieht das Völkerrecht vor, dass eine Gerichtsverhandlung einer Verurteilung vorangeht.“ Auch die Bundesregierung könne etwas unternehmen, weist Claudia Wittig darauf hin, dass die Ramstein Air Base in Rheinland-Pfalz eine „Relaisstation“ für US-Drohneneinsätze sei. Die Bundesregierung solle den USA die Nutzung der militärischen Infrastruktur untersagen, fordert sie. Und da die Bundeswehrsoldaten im Irak nun „konkret gefährdet“ seien, müssten sie abgezogen werden.
Regina Hagen warb dafür, sich zu informieren. „Wir müssen die Vernetzung der Probleme erkennen, auch wenn das nicht immer leicht ist.“ Sie blickte auf Donald Trumps Drohung, 52 iranische Ziele anzugreifen, weil der Iran 1979 52 US-Botschaftsmitarbeiter als Geiseln genommen hatte. „Da sieht man, wie lange solche Verletzungen wirken können.“
Nach der Kundgebung zogen die Teilnehmer der Kundgebung über die Wilheminen-, Elisabethen- und Ludwigstraße zum Marktplatz, um am Luisenplatz die friedliche Demonstration aufzulösen.
Regina Hagen geht davon aus, dass der Konflikt zwischen USA und Iran noch nicht zu Ende ist. Das zeigte auch eine Anmerkung von ihr. „Ich freue mich, wenn Sie mir die rotbraunen Schilder wieder zurückgeben könnten“, bat sie die Teilnehmer.