25 Ehrenamtliche kümmern sich bei dem Darmstädter Verein in Gruppen und bei Besuchsdiensten um erkrankte Menschen. Gisela Schorsch und Gerhard Lieb sind zwei davon.
DARMSTADT. Angehörige zu entlasten ist das Hauptanliegen des DemenzForums Darmstadt. Dafür gibt es neben einem Besuchsdienst an drei unterschiedlichen Tagen Gruppenangebote, bei denen an Demenz erkrankte Menschen – in Nicht-Corona-Zeiten – einen geselligen Nachmittag verbringen können. „Eine Gruppe kommt im Bürgerhaus Kranichstein zusammen, eine im Bessunger Louise-Dittmar-Haus und im Altenheim an der Emilstraße trifft sich eine reine Männergruppe“, erklärt Koordinatorin Tatjana Kießling-Wirth. Außerdem bietet das Forum Besuchsdienste an.
Für beide Angebote engagieren sich 25 Ehrenamtliche. Eine davon ist Gisela Schorsch. Seit mehr als zehn Jahren kümmert sich die 74-Jährige an einem Nachmittag pro Woche mit einer Kollegin um die Gäste im Bürgerhaus in Kranichstein, hat aber auch schon einen Betroffenen regelmäßig zu Hause besucht. „Nach dem Arbeitsleben habe ich eine sinnvolle Aufgabe gesucht“, begründet die Seniorin ihr Engagement.
In einer Anzeige dieser Zeitung hatte sie damals einen Aufruf des DemenzForums gelesen und sich sofort angesprochen gefühlt. „Ich war beruflich in der Familienhilfe tätig“, erklärt sie. Soziale Arbeit ist ihr also nah. Erfahrungen mit Demenz hat sie zudem in der eigenen Familie gemacht. Sowohl ihre Mutter als auch ihre Schwiegermutter waren davon betroffen. „Für mich war das keine Schreckenssache, mit Menschen zu tun zu haben, die ein bisschen verwirrt sind.“
Die Stunden mit den Gästen, wie sie die Besucher der Gruppen nennt, bereiten ihr Freude. „Natürlich ist das anstrengend, doch ich merke, wie es den Angehörigen und den Betroffenen gut tut, mal ein paar Stunden abzuschalten.“
Zum Nachmittagsprogramm gehört je nach Verfassung der Gäste so mancher Spaziergang, aber auch Singen, Basteln oder leichte Bewegungsspiele. „Und Kaffee und Kuchen gibt es auch immer.“ Darüber freue sich manch ein Gast besonders.
Ein weiterer Ehrenamtlicher ist Gerhard Lieb, der Anfang des Jahres beim DemenzForum eingestiegen ist. Auch der 64-Jährige hat für die Zeit der Rente eine sinnvolle Aufgabe gesucht. „Ich möchte mich engagieren und der Gesellschaft etwas zurückgeben.“ Wichtig war ihm der Kontakt zu Menschen. „Als Elektroingenieur habe ich mein Berufsleben mit Technik verbracht“, sagt er. Im DemenzForum kann er sich nun um Menschen kümmern. Vor dem Lockdown war er regelmäßig in der Männergruppe aktiv, in den Sommermonaten spielte er mit der Gruppe Boule auf der Mathildenhöhe. Seit den Kontaktbeschränkungen spielt er einmal pro Woche Boule mit einem Erkranktem.
Wenn Corona vorbei ist, möchte er sein Engagement ausbauen. „Man baut auch Freundschaften auf“, erklärt Lieb. „Die Leute wachsen einem ans Herz.“
Erfahrungen mit Demenz hat Lieb im privaten Umfeld noch nicht gemacht. Das hat ihn aber nicht geschreckt. „Das DemenzForum bietet Schulungen an, die einen gut auf den Einsatz vorbereiten.“
Das ist auch Kießling-Wirth wichtig. „Kein Ehrenamtlicher übernimmt seine Aufgabe unvorbereitet.“ Die Schulungen sind Pflicht und vermitteln neben Wissen rund um das Krankheitsbild auch Kenntnisse, wie sie mit Betroffenen kommunizieren und manche Verhaltensweisen einschätzen können.
Auch ein wertschätzender Umgang mit den Gästen wird vermittelt. „Die Ehrenamtlichen stellen nicht die Defizite des Menschen in den Vordergrund, sondern konzentrieren sich auf die noch vorhandenen Fähigkeiten.“ Das sei wichtig für die Erkrankten. „Und für Außenstehende ist das oft einfacher als für die Familie, die ja durch die Krankheit Stück für Stück den gewohnten Menschen verliert“, betont Kießling-Wirth.
Im Vorfeld prüft sie im Gespräch mit der Familie stets Interessen und Vorlieben des Erkrankten ab, um einen passenden Ehrenamtlichen zu finden. „Schließlich muss die Chemie zwischen allen stimmen.“ Sie wünscht sich weitere Menschen, die sich den Umgang mit den Betroffenen zutrauen. „Weil die Gruppenangebote während der Corona-Pandemie nicht stattfinden dürfen, haben Angehörige viel Entlastung verloren“, bedauert Kießling-Wirth. Auch deshalb sucht das DemenzForum weitere Ehrenamtliche.